Netzagentur-Chef offen für Kostenbeteiligung von Strom-Produzenten

Berlin (Reuters) - In der Debatte um Ausbau und Finanzierung der Stromleitungen hat sich Netzagentur-Chef Klaus Müller offen für einen Beitrag auch von Energie-Lieferanten gezeigt.
"Wir müssen das diskutieren", sagte er am Donnerstag bei einem Netzkongress in Berlin. Es gebe zwar sicher gute Gründe, dass bisher ausschließlich die Strom-Kunden die Kosten über die Netzgebühren trugen. Es gebe aber auch Gründe, das zu ändern.
Derzeit zahlen alle Stromkunden die Netze über eine Gebühr, die bei Haushalten um die 25 Prozent der Stromkosten betragen. Wegen des nötigen Netzausbaus im Zuge der Energiewende werden die Entgelte steigen und gelten als größter Treiber der Stromkosten. Kritisiert wird etwa der rasante Ausbau von Solar-Kraftwerken an Orten, wo ein massiver Netzausbau nötig ist, weil in der Region auch wenige Abnehmer sind. Zudem müssen solche Solar- und Windkraftanlagen oft mit Entschädigungen für die Betreiber abgeregelt werden. Auch diese Kosten werden auf die Netzentgelte umgelegt. Über eine Verteilung auch auf Einspeiser und damit mehr Schultern, könnten Verbraucher entlastet werden.
In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) sprach Müller eine weitere Variante zur Kostenentlastung über sogenannte Baukostenzuschüsse für Anschlüsse an. Das sind Einmalzahlungen beim Anschluss an das Netz, die einen Teil der Netzkosten widerspiegeln. "Wenn die auch für Speicher, Elektrolyseure oder Erneuerbare-Energie-Anlagen erhoben würden und man hier räumliche Differenzierungen zulässt, hat man ein regionales Preissignal", sagte er. Damit würde man in unterschiedlicher Höhe an den Netzkosten beteiligt, je nachdem, wie vorteilhaft die Ansiedlung an dem jeweiligen Standort fürs Gesamtsystem wäre. "Ich sehe darin viele Vorteile."
(Bericht von: Markus Wacket; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)