Neuer Siemens-Strategievorstand sieht Online-Plattform als Zukunft des Konzerns

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München (Reuters) - Siemens will mit seiner Online-Plattform Xcelerator sein Automatisierungsgeschäft wieder auf Wachstumskurs bringen und langfristig den gesamten Konzern auf digital vernetzte Produkte umstellen.

"Dann ist irgendwann mal Siemens gleich Xcelerator", sagte der neue Strategievorstand Peter Körte vor Journalisten in München. "Es ist wirklich eine Transformation unseres Unternehmens." Die vor gut zwei Jahren gestartete Plattform, auf der Siemens sich mit seinen Kunden aus Industrie, Gebäudemanagement, Infrastruktur und Bahn vernetzt und Aufträge gewinnt, entwickle sich vielversprechend. "Alle Geschäfte sind da erstmal per se voll mit dabei", sagte Körte. "Die Resonanz ist sehr gut."

Die Plattform werde jeden Monat weltweit von einer siebenstelligen Kundenzahl genutzt. "Und das können wir natürlich wunderbar bespielen, weil wir ganz genau sehen, was wird denn nachgefragt", sagte der Manager. "Einer der Märkte, der am schnellsten und am weitesten ist, ist China." Auch in Indien komme das Angebot gut an. Zu weiteren wichtigen Märkten zählten Deutschland und die USA. Derzeit böten Siemens sowie 400 Partnerunternehmen mehr als 900 Produkte und Dienste auf der Plattform an. Dies geschehe nach Art eines Marktplatzes wie Amazon, womit Siemens auch kleinere und mittlere Unternehmen als Kunden gewinne. "Wir investieren einen zweistelligen Millionenbetrag in diesen Marktplatz."

Für Großkunden wie die Deutsche Bahn entwickle Siemens auf dieser Plattform maßgeschneiderte Angebote. Als Beispiel nannte Körte einen im August bekanntgegebenen Großauftrag für die Bahnsparte des Konzerns über 90 neue S-Bahn-Züge für München. Ein ausschlaggebender Faktor sei gewesen, dass die Züge umfassende Betriebsdaten an den Xcelerator übermitteln sollen, mit denen Wartung, Einsatzbereitschaft, Energieverbrauch und Pünktlichkeit verbessert würden. So werde die Effizienz gesteigert.

Körte, der Anfang Oktober als Strategie- und Technologiechef in den Vorstand des Münchner Konzerns aufrückte, sieht die Zukunft des Geschäfts in der Nutzbarmachung von Daten für Maschinen, Gebäude und Züge. "Der Xcelerator bringt die Stärken der Siemens AG zusammen, indem er die digitale und die reale Welt zusammenbringt", sagte er. "Das haben wir bis jetzt so noch nie geschafft." Der Konzern reagiere mit der Zusammenfassung seiner Angebote auf einer Plattform auch auf Kundenvorwürfe, er sei mit seinen verschiedenen Geschäftsbereichen zu unübersichtlich.

Siemens war im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr wegen seines schwachen Automatisierungsgeschäfts nicht so stark gewachsen wie erwartet. "Beim Umsatzwachstum geht der Trend nicht in Richtung vier Prozent, sondern in Richtung drei Prozent", hatte Finanzvorstand Ralf Thomas in einem Interview gesagt. Der Umsatz der Automatisierungs- und Software-Sparte sei um rund acht Prozent geschrumpft. Das Softwaregeschäft allein, das Körte zufolge seinerseits einen Teil der Xcelerator-Erlöse ausmacht, war zuletzt jedoch gewachsen. Für die Plattform veröffentlicht Siemens keine Umsatz- und Ergebniszahlen. Siemens will seine Jahresbilanz am 14. November vorlegen.

(Bericht von Jörn Poltz, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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