Kazaks (EZB) wähnt EZB früher am Inflationsziel - Nächster Zinsschritt offen

Washington (Reuters) - Die EZB muss die Zinszügel aus Sicht von EZB-Ratsmitglied Martins Kazaks möglicherweise schneller lockern als zunächst angenommen.
Es sei möglich, dass sie das Inflationsziel von zwei Prozent etwas früher erreiche, sagte der lettische Notenbankchef in einem am Freitag veröffentlichte Reuters-Interview: "Und das Ziel rascher zu erreichen, könnte bedeuten, dass die Geldpolitik etwas schneller gelockert werden muss, als wir bisher dachten."
Die EZB hatte bei ihrer turnusmäßigen Projektion im September veranschlagt, dass die Inflation ihr Ziel erst im letzten Quartal 2025 erreichen würde. Einige Währungshüter erwarten jedoch, dass dies schon einige Quartale früher der Fall sein könnte. Daraus entstand eine Debatte, ob im Dezember womöglich eine stärkere Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt fällig werden könnte. Kazaks sagte dazu, es gelte noch eine lange Liste von Daten bis zur Sitzung am 12. Dezember zu sichten, die für den Zinsentscheid bestimmend seien.
Mit Blick auf den künftigen geldpolitischen Pfad stellte EZB-Ratsmitglied Fabio Panetta jüngst die Idee in den Raum, dass die Zinsen möglicherweise auf ein Niveau sinken müssten, das niedrig genug sei, um die Wirtschaft anzukurbeln. Kazaks hält unter den gegenwärtigen Umständen nichts von dieser Überlegung: "Damit die Zinsen unter den neutralen Wert fallen, müsste das wirtschaftliche Ausgangsniveau deutlich schwächer sein und es müsste eine klare Aussicht auf eine erhebliche und dauerhafte Unterschreitung unseres Ziels bestehen", sagte der lettische Notenbankchef und fügte an: "Das sehe ich im Moment einfach nicht. So weit sind wir noch nicht."
(Bericht von Balazs Koranyi, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)