Gutachter im Wirecard-Prozess: Betrugsschaden für Banken 522 Millionen

Im Wirecard-Skandal ist einem Gutachter zufolge allein bei der laut dem Gericht schwersten mutmaßlichen Straftat ein Schaden von mindestens 522 Millionen Euro entstanden.
Der Zahlungsdienstleister sei schon zwei Jahre vor seiner Pleite bei der Verlängerung eines Kredits mit der Commerzbank und anderen Banken nicht in der Lage gewesen, seine Schulden zu bedienen, sagte der Sachverständige Wilhelm Hauser am Mittwoch im Strafprozess gegen den früheren Wirecard-Chef Markus Braun vor dem Landgericht München.
Der Wirtschaftsprofessor erklärte, seine Berechnungen hätten allein in diesem Punkt ergeben, "dass sich der Vermögensschaden auf mindestens 522.094.026,73 Euro belief". Der Dax-Konzern kollabierte im Juni 2020, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. In dem Insolvenzverfahren wurden nach Angaben des Oberlandesgerichts München vom vergangenen Jahr Ansprüche über 15,4 Milliarden Euro angemeldet, denen nur ein Bruchteil davon als Vermögenswerte gegenübersteht.
Für das Landgericht ist in dem Strafprozess eine hieb- und stichfeste Schadensermittlung wichtig, weil sich die Richter darauf bei einer Verurteilung stützen müssen. Als entscheidenden Strafvorwurf hat das Gericht mittlerweile den mutmaßlichen Betrug an dem Bankenkonsortium bezeichnet, dem auch Deutsche Bank, LBBW, DZ Bank sowie die niederländischen Banken ING und ABN Amro angehörten. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun hier besonders schweren Betrug vor. Allein darauf stehen laut Gesetz bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Braun hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Er sieht sich selbst als Betrugsopfer anderer Wirecard-Manager. Seine Verteidigerin fordert einen Freispruch.