UniCredit vor Rückzug von BPM-Übernahme

Rom (Reuters) - Eine Übernahme der italienischen Banco BPM durch die heimische Großbank UniCredit wird nach Ansicht ihres Vorstandsvorsitzenden Andrea Orcel immer unwahrscheinlicher.
Das Angebot für den kleineren Konkurrenten werde wahrscheinlich zurückgezogen, sagte der UniCredit-Chef am Freitag in einem Interview mit der Tageszeitung "La Repubblica". Grund seien Auflagen durch die Regierung in Rom. Kurz darauf erklärte BPM-Chef Massimo Tononi, seine Bank sei bereit, sich nach anderen Optionen umzuschauen, sollte UniCredit einen Rückzieher machen.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an: Die UniCredit-Aktie legte um mehr als zwei Prozent zu, die Anteile der BPM stiegen um 1,3 Prozent.
Als zentrale Forderung nennt die italienische Regierung den Ausstieg aus den Geschäften in Russland. Auch die Europäische Zentralbank verlangt diesen Schritt. "Wir haben mehr getan, als die EZB verlangt hat", sagte Orcel. Keine andere Bank habe ihre Aktivitäten in Russland so stark reduziert wie UniCredit. Es habe sich zudem kein Käufer gefunden, der "entweder für Russland oder für den Westen" akzeptabel sei. Demnach hat die italienische Großbank bereits Kapital für mögliche Verluste bei einer Verstaatlichung der russischen Vermögenswerte zurückgelegt.
Auch bei der Commerzbank, einem weiteren Übernahmeziel der Italiener, stößt UniCredit auf Widerstand. Sowohl die deutsche Regierung als auch die Bank selbst lehnen eine Übernahme ab. Vorerst werde UniCredit als Investor bleiben und "den Transformationspfad der Commerzbank genau beobachten", sagte Orcel. Für die Zukunft seines Instituts zeigte sich der Bankchef dennoch optimistisch. "Unsere Zukunft ist sehr vielversprechend, mit oder ohne Fusionen und Übernahmen."