Kurzer Schreck oder Bärenmarkt? - Knicken die Notenbanken ein? - Wie steht es um Immo-Aktien?
Maximilian Nagel
Ist der Markt durch die Zölle nur kurz aufgeschreckt oder in den Bärenmarkt gerutscht? Diese und weitere Fragen beantwortet Börsenveteran Hans A. Bernecker im Interview.

Waren die letzten Tage ein kurzer Schreck oder Beginn eines echten Bärenmarkts?
Die letzten Tage war der übliche Schreck in einer deutlichen Korrektur der Märkte, ausgelöst von den politischen Entscheidungen im Zollkrieg. Von der rund 20 Prozent Korrektur in den großen Indizes ist nach der Volte von Mittwoch im Schnitt noch 13 Prozent übriggeblieben. Das reicht aus, um ein Marktgleichgewicht herzustellen. Sämtliche Short- und Long-Positionen der spekulativen Varianten wurden aus dem Markt gefegt.
Ab jetzt geht es um die objektive Einordnung der ökonomischen Folgen in den nächsten Monaten. Das ergibt den Ansatz einer Bodenbildung mit der Folge einer Trendbildung. Dies läuft über den Sommer hinweg. Die Vorbilder dafür waren der Corona-Crash und der Putin-Crash. Jetzt ist es der Trump-Crash. Ich gehe in Position mit Investments.
Werden die Notenbanken klein beigeben und die Zinsen wegen Trump senken?
Die Notenbanken greifen erst dann ein, wenn eine Gefahr für die Finanzmärkte besteht, also in New York in den USA und Frankfurt in der EU. Nach dem Moratorium von gestern ist das vorläufig vom Tisch. Im Zollkrieg loten die zwei Zollkrieger jeweils aus, wie weit sie gehen können. Die Notenbanken sind dafür die Feuerwehr, wenn es unkontrollierte Bewegungen an den Finanzmärkten gibt. Der Druck auf die Notenbanken hat nach Mittwoch erst einmal nachgelassen.
Immobilienaktien stiegen inmitten der Turbulenzen – ein Zeichen für weitere Kursgewinne?
Der Immobilienmarkt folgt eigenen Gesetzen. Zum einen folgt er den Zinsentwicklungen, und zum anderen den Nachfragebedingungen im Immobilienmarkt. Für Deutschland steht dahinter, was die neue Regierung wirklich tun kann und wird, die Lücke im deutschen Wohnungsbau sinnvoll zu füllen.
Der Überhang ist bekannt: Deutschland braucht mindestens 350.000 Neubauten, teilweise 500.000. Jedenfalls besteht ein hoher Bedarf, der grundsätzlich zu steigenden Preisen führt. Das schlägt auf den Buchwert aller bestehenden Immobilien direkt durch. Darin liegt der Kern der Immobilienkurse.