Kolumne von Heiko Böhmer

Es bräuchte jetzt nachvollziehbare Entscheidungen - die sind nicht erkennbar

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Babooo0/ Shutterstock

In turbulenten Zeiten spielt die Psyche der Anleger eine entscheidende Rolle: Wer behält die Ruhe? Wer verfällt in Panik? Dafür spielt bei Krisen auch die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen eine Rolle. In der globalen Finanzkrise herrschte große Panik vor der Kernschmelze des internationalen Finanzsystems.

Da agierten die handelnden Personen klar nachvollziehbar – so stützten die Notenbanken die Kapitalmärkte in der Not mit massiver Liquidität. So war die Krise doch schneller überwunden als gedacht – und der mögliche Zusammenbruch blieb aus. 

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Aktuell sieht es ganz anders aus. Es fällt nicht nur schwer, sondern es ist fast unmöglich dem aktuellen Vorgehen von Donald Trump zu folgen. In der Regel suchen wir im Handeln von Politikern nach einer logischen Komponente. Das läuft bei Trump völlig ins Leere. 

Seine Strategie der Strafzölle zum Schutz der US-Wirtschaft ist - wenn überhaupt - sehr langfristig angelegt. Nur wenn in den USA neue Produktionsstätten angesiedelt werden, um die Zölle zu umgehen, kann sich hier ein Erfolg einstellen für die US-Konjunktur. 

Verhandlungsergebnisse sind immer noch wahrscheinlich

Das kann und wird dauern. Neue Fabriken entstehen nicht über Nacht. Gut möglich, dass selbst wenn die Zölle jetzt erst einmal auf unbestimmte Zeit gelten, die möglichen positiven Folgen für die US-Wirtschaft sich erst nach der zweiten Amtszeit von Donald Trump einstellen. 

Sehr viel wahrscheinlicher sind doch Verhandlungslösungen mit vielen der betroffenen Länder. Aber dann dienen die Strafzölle „nur“ als Verhandlungsmasse und nicht als Basis für grundlegende und langfristige Verbesserungen der US-Wirtschaft. 

„Greater Fool“ war gestern

Stichwort Psychologie: In der Verhaltensökonomie gibt es die „Greater Fool-Theorie“ – die als Erklärung für Spekulationsblasen herangezogen wird. Im Kern besagt die Theorie des „größeren Narren“, dass sich immer ein Käufer findet, der bereit ist, einen noch höheren Preis zu zahlen. Dabei überschätzen Anleger ihre Fähigkeiten und ignorieren die realen Risiken.

Schaut man jedoch auf Trump kam mir die „Greatest Fool Theorie“ in den Sinn. Wer dabei die Rolle des Greatest Fool einnimmt, dürfte klar sein. Der US-Präsident agiert vielleicht mit einem schon beschriebenen langfristigen Ziel. Doch auf dem Weg dahin nimmt er nicht nur eine Neuordnung, sondern fast schon die kreative Zerstörung des globalen Handelssystems in Kauf und den kompletten Vertrauensverlust. 

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Genau darauf haben zuletzt die Börsen mit heftigen Schwankungen reagiert. Und was noch schwerer wiegt: Dieses Vertrauen in die USA als verlässlichen Handelspartner wieder aufzubauen wird dauern. Trump hat in wenigen Tagen mehr oder weniger die globale Wirtschaftsordnung, die sich über lange Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut hat, in ihren Grundfesten erschüttert. 

Steigende Inflation voraus in den USA 

Klar ist auch: Eine neue Ordnung entsteht nicht über Nacht. Zudem ist es nicht garantiert, dass die US-Vorherrschaft weiter gilt. Neue Bündnisse ohne Beteiligung der USA könnten entstehen. 

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Als erste direkte Folge werden wohl die Preise in den USA steigen. Die Inflation dürfte deutlich zulegen. Genau diese zuletzt schon hohen Preise haben die Wahl in den USA mitentschieden und für das Scheitern der Demokraten gesorgt. Sollte es nun bei den Preisen weiter massiv nach oben gehen, dann werden auch viele Trump-Wähler direkt davon betroffen sein. 

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