Stimmung unter Selbstständigen bricht ein - Jeder zweite mit Auftragsmangel

Berlin (Reuters) - Ein Mangel an Aufträgen hat die Stimmung unter den Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen in Deutschland im April einbrechen lassen.
Das Barometer für das Geschäftsklima fiel auf minus 23,8 Punkte, nach minus 15,8 Zählern im März, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag mitteilte. Sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden Monate wurden pessimistischer bewertet. In der Gesamtwirtschaft hatte sich die Stimmung zu Beginn des Frühjahrsquartals dagegen den vierten Monat in Folge aufgehellt.
"Die schwache Auftragslage bleibt ein ernstzunehmendes Problem", erklärte Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber die negative Entwicklung. Fast jeder zweite befragte Selbstständige (48,4 Prozent) meldete im April zu wenig Aufträge, nach 50,6 Prozent im Januar. Zugleich hat die Unsicherheit zugenommen: Den Befragten fällt es den Angaben zufolge zunehmend schwerer, ihre Geschäftsentwicklung vorherzusagen. Das entsprechende Barometer kletterte im April auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. "Grund könnte der Zollstreit mit den USA sein", sagte Demmelhuber. US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April hohe Zölle auch für Waren aus der Europäischen Union verkündet.
Der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschlands (VGSD) rechnet nicht mit positiven Impulsen durch die neue Bundesregierung. "Die neue Regierung plant höhere Verschuldung, niedrigere Energiepreise, hohe Abschreibungen sowie branchenspezifische Steuervorteile und Subventionen – davon profitieren vor allem große Unternehmen", sagte VGSD-Chef Andreas Lutz. "Für Solo- und Kleinstunternehmen fehlt jedoch ein erkennbarer Plan." Die Bundesregierung müsse dringend eine Selbstständigen-Strategie entwickeln.
Das Ifo-Institut befragt für den Indikator monatlich in Zusammenarbeit mit dem Softwareunternehmen Jimdo etwa 1660 Soloselbstständige sowie Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitenden.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)