ROUNDUP/Deutschland: Gesamtproduktion steigt unerwartet stark - Vorzieheffekte

dpa-AFX · Uhr

WIESBADEN (dpa-AFX) - Die deutsche Industrie hat sich im März vor der Eskalation der US-Zollkonflikte dank Vorzieheffekten überraschend gut entwickelt. Die Fertigung in den Unternehmen stieg im Monatsvergleich um 3,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Im Februar hatte sich die Stimmung in dem für die deutsche Wirtschaft wichtigen Bereich noch eingetrübt, nach einem Lichtblick im Januar.

Analysten hatten für März zwar einen Anstieg erwartet, sie waren aber im Schnitt von einem Produktionsplus in Höhe von 1,0 Prozent ausgegangen. Im Jahresvergleich meldete das Statistikamt einen überraschend kleinen Dämpfer um kalenderbereinigt 0,2 Prozent.

Die positive Entwicklung im Produzierenden Gewerbe verteilte sich Destatis zufolge auf viele Wirtschaftsbereiche. Besonders die Produktionsanstiege in der Automobilindustrie, in der Pharmaindustrie und im Maschinenbau hätten sich auf das Gesamtergebnis ausgewirkt.

"Der kräftige Anstieg der Industrieproduktion zum Ende des ersten Quartals dürfte auch auf Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den zollpolitischen Ankündigungen der US-Administration zurückzuführen sein", hieß es in einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums. Diese könnten sich angesichts der vorübergehenden Aussetzung der Zollerhöhungen und der positiveren Lageeinschätzung innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes im zweiten Quartal fortsetzen.

Die Unsicherheit über den weiteren handelspolitischen Kurs der USA drückt sich jedoch der Mitteilung zufolge in deutlich gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen aus. Dementsprechend könnte es im weiteren Jahresverlauf auch wieder zu einer Abschwächung der Industriekonjunktur kommen.

Zuletzt hatten bereits Daten zum Auftragseingang Entspannungssignale gesendet. Im März waren diese unerwartet deutlich gestiegen. Auch hier hatten Experten auf Vorzieheffekte verwiesen.

Während die Industrieproduktion noch immer rund neun Prozent unter ihrem Vorkrisenniveau liege, zeigten die letzten Monate deutliche Anzeichen einer Bodenbildung, kommentierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Bank. Dieser Trend könnte sich trotz US-Zöllen in den ersten Monaten des zweiten Quartals fortsetzen, da sich auch die Industrieaufträge verbessert hätten und die Lagerbestände zu sinken begännen.

Obwohl dies laut Brzeski klare Voraussetzungen für eine typische Konjunkturerholung sind, würden die eingeführten Zölle von zehn Prozent auf europäische Waren sowie die höheren Zölle auf Automobile die deutsche und europäische Industrie weiterhin belasten - wie stark, werde sich in den nächsten Monaten zeigen.

Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank resümierte: "Wie immer stellt sich nach der jahrelangen Tristesse in der deutschen Industrie die Frage, ob die Daten nun ein Strohfeuer oder tatsächlich die Wende sind." Eine klare Antwort darauf gebe es zum heutigen Zeitpunkt nicht. Positiv fällt laut dem Experten jedoch auf, dass trotz der ganzen Zolldebatten wichtige Konjunkturfrühindikatoren zuletzt keine größeren Blessuren zeigten./la/mis/zb

onvista Premium-Artikel

Bitcoin, Ethereum & Solana im Check
Welcher Krypto-Chart ist noch vielversprechend?gestern, 16:30 Uhr · onvista
Welcher Krypto-Chart ist noch vielversprechend?
Berkshire stockt Beteiligung auf
Das sind die neuen Lieblinge von Warren Buffett aus Japangestern, 09:00 Uhr · onvista
Das sind die neuen Lieblinge von Warren Buffett aus Japan
onvista Trading-Impuls
Diese drei Dax-Aktien sind reif für einen Rücksetzer06. Mai · onvista
Diese drei Dax-Aktien sind reif für einen Rücksetzer