Polizei: Täter von Graz lebte zurückgezogen in virtueller Shooter-Welt

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Wien (Reuters) - Nach dem Amoklauf an einer österreichischen Schule in Graz mit zehn Todesopfern hat die Polizei weiterhin keinen konkreten Hinweis auf ein Motiv.

Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag schilderten die Landespolizei Steiermark und die Staatsanwaltschaft jedoch den Tathergang im Detail und gaben neue Erkenntnisse zum Täter bekannt. Der 21-Jährige Österreicher habe seine ehemalige Schule, ein Oberstufengymnasium, mit einem Rucksack betreten, in dem sich zwei kürzlich legal erworbene Waffen sowie Munition befunden hätten, sagte Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamt Steiermark. In einer Toilettenanlage habe er sich einen Waffengurt mit Jagdmesser angelegt, eine Schießbrille und ein Headset aufgesetzt und eine Pistole sowie eine Schrotflinte aus dem Rucksack geholt. Der Amoklauf dauerte etwa sieben Minuten, bei dem er wahllos auf Personen geschossen habe. Anschließend sei er in die Toilette zurückgekehrt und habe sich selbst in den Kopf geschossen.

Unter den Toten sei auch eine Lehrerin, die ihn früher unterrichtet habe, so der LKA-Chef. Ob dies eine Rolle spielte, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Insgesamt seien zum Tatzeitpunkt 350 bis 400 Personen in der Schule gewesen. Munition hatte der Täter laut Lohnegger so viel dabei, dass er noch länger hätte um sich schießen können.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei galt der junge Mann als sehr introvertiert. "Er lebte extrem zurückgezogen und war nicht gewillt an Unternehmungen im Leben draußen, in der realen Welt teilnzunehmen", sagte Lohnegger. Er habe viel Zeit im virtuellen Raum verbracht und eine große Leidenschaft für sogenannte "Online-Ego-Shooter" gehabt, ein Computerspiel-Genre, bei dem aus der Ich-Perspektive mit Schusswaffen gekämpft wird. In dieser Community pflegte er offenbar seine sozialen Kontakte. Hinweise auf konkrete Drohungen oder Unmut gegenüber der Schule gebe es bislang nicht. "Somit ist auch noch nicht geklärt, warum diese Schule Opfer dieser Handlung wurde", sagte Lohnegger.

Die Tat führte der Mann allein aus. Die Polizei prüft jedoch, ob er im Vorfeld Unterstützung erhalten haben könnte. Bei der Hausdurchsuchung am Wohnsitz fanden Ermittler neben einem Abschiedsbrief und einem Abschiedsvideo auch eine nicht funktionsfähige Rohrbombe sowie Anschlagspläne. "Offenbar fehlte ihm die Zeit, eine funktionstüchtige Bombe herzustellen", sagte Lohnegger. Zudem sei eine handschriftliche Ablaufplanung entdeckt worden, die auf eine detaillierte Vorbereitung hindeute.

Die Waffen habe der Täter legal bei zwei verschiedenen Händlern erworben, sagte Lohnegger. Ab März habe er fünf Schießtrainings mit Leihwaffen in einem Grazer Schützenverein absolviert. Seit Mitte Mai besaß er nach Angaben der Polizei eine Waffenbesitzkarte – inklusive bestandener psychologischer Eignungsprüfung. Zuvor war er polizeilich nicht auffällig geworden.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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