Billigere Energie lässt deutsche Erzeugerpreise purzeln

Berlin (Reuters) - Die Erzeugerpreise sind in Deutschland weiter im Sinkflug.
Die Hersteller gewerblicher Produkte - von Nahrungsmitteln bis hin zu Industriegütern - verlangten im Mai hierzulande durchschnittlich 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang in diesem Umfang gerechnet, nachdem es im April ein Minus von 0,9 Prozent gegeben hatte. "Hauptursächlich für den Rückgang der Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahresmonat waren im Mai 2025 die niedrigeren Energiepreise", teilte Destatis weiter mit.
Energie war im Mai um 6,7 Prozent billiger als im Vorjahresmonat. Ebenfalls günstiger als vor einem Jahr waren Vorleistungsgüter. Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank verweist darauf, dass der deutliche Rückgang der Erzeugerpreise im Mai vor allem ein Blick in den Rückspiegel sei: "Denn mit dem Krieg zwischen Israel und dem Iran sind die Energiepreise, insbesondere die Rohöl- und Erdgaspreise, gegenüber Mai massiv gestiegen." Rohöl der Sorte Brent liege derzeit beispielsweise rund 25 Prozent höher als dessen Durchschnittspreis im Mai: "Das wird sich bei den Energiepreisen im Juni insgesamt bemerkbar machen."
ZUM VORMONAT SINKEN DIE ERZEUGERPREISE LEICHT
Darüber hinaus haben sich die Erzeugerpreise laut dem Experten relativ unauffällig verhalten: "Es gibt den durchaus üblichen Mix aus Preisanstiegen und Preisrückgängen. Insofern kann man hier eine Normalisierung beobachten."
Verbrauchs- und Gebrauchsgüter sowie Investitionsgüter waren im Mai teurer als im Vorjahresmonat. Ohne Berücksichtigung von Energie stiegen die Erzeugerpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat im Mai um 1,3 Prozent. Von April auf Mai sanken die Preise der Hersteller insgesamt um 0,2 Prozent. Experten hatten hier einen Wert von 0,3 Prozent veranschlagt.
In der Statistik werden die Preise für Produkte von Herstellern geführt, bevor sie etwa in den Groß- und Einzelhandel kommen. Die Preise für die im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft erzeugten und im Inland verkauften Produkte sind damit frühe Signalgeber für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Sinkende Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im Mai stabil gehalten. Waren und Dienstleistungen kosteten erneut 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ein Preistreiber blieben auch im Mai Nahrungsmittel. Diese verteuerten sich erneut um 2,8 Prozent.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)