Umfrage schürt leise Hoffnung auf anhaltende deutsche Wachstumsstory

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Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft ist einer Umfrage zufolge im Juni überraschend gewachsen.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern stieg auf 50,4 Punkte, von 48,5 Zählern im Mai, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Firmenumfrage mitteilte. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Stimmungsbarometer kletterte damit entgegen der Erwartung vieler von der Nachrichtenagentur Reuters befragter Ökonomen wieder über die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. "Die deutsche Wirtschaft ist im Juni wieder geringfügig gewachsen, nachdem sie im Mai erstmals seit fünf Monaten wieder geschrumpft war", teilte S&P Global weiter mit.

"Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe wurde demnach deutlicher ausgeweitet und der Gegenwind bei den Dienstleistungen hat nachgelassen", fasste Volkswirt Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research die Ergebnisse der Juni-Umfrage zusammen. "Dies schürt die vorsichtige Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft weiter langsam Kraft gewinnt." Im Gesamtjahr 2025 könnte sie laut dem Ökonomen um 0,3 Prozent wachsen, vorausgesetzt, der Konflikt im Nahen Osten eskaliere nicht weiter und es komme nicht zu einem stärkeren Ölpreisschock. Eine weitere Voraussetzung bleibt aus Sicht des Experten ein baldiger Kompromiss im Zollstreit zwischen den USA und der EU.

Im ersten Quartal 2025 hatte die Wirtschaftsleistung hierzulande mit 0,4 Prozent überraschend kräftig zugelegt. Dies hat laut Ökonomen vor allem an vorgezogenen Exporten in die USA vor Inkrafttreten der höheren Zölle gelegen. Im Schlussquartal 2024 war die Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft und im Sommer vorigen Jahres minimal um 0,1 Prozent gewachsen. "Deutschland könnte möglicherweise den seit zwei Jahren andauernden Zick-Zack-Kurs beim Wirtschaftswachstum – auf ein Quartal positives Wachstum folgt eins mit Schrumpfung – durchbrechen", sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia. "Für das zweite Halbjahr sind wir ohnehin zuversichtlich, weil dann die ersten expansiven Maßnahmen der neuen Bundesregierung greifen könnten."

EURO-ZONE WÄCHST MINIMAL

Auch laut Prognose des gewerkschaftsnahen Instituts IMK fasst die deutsche Wirtschaft dieses Jahr wieder Tritt. Sie kehrt demnach nach zwei Rezessionsjahren 2025 in die Wachstumsspur zurück: Die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung erwarten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein Plus von 0,2 Prozent. Hauptgründe für die heraufziehende Erholung sind aus Sicht der Forscher ein anziehender Konsum der privaten Haushalte und die positiven Impulse der staatlichen Investitionen und Fördermaßnahmen.

2026 dürfte die Konjunktur laut IMK dann richtig durchstarten und ein Zuwachs beim BIP von 1,5 Prozent herausspringen. "Das Wachstum ist damit im kommenden Jahr ein wenig stärker als in den USA und im Durchschnitt des Euro-Raums", sagten die IMK-Experten voraus. Für die Vereinigten Staaten veranschlagen sie für 2026 ein Plus von 1,2 Prozent und für die Euro-Zone von 1,3 Prozent.

Im Euro-Raum köchelt das Wirtschaftswachstum laut dem PMI-Barometer weiter auf Sparflamme. Der Einkaufsmanagerindex verharrte im Juni auf dem Vormonatswert von 50,2 Zählern. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Anstieg auf 50,5 Punkte erwartet. Wachstumsimpulse lieferte im Juni hauptsächlich die Industrie, die ihre Produktion zum vierten Mal hintereinander ausweitete. "Im Servicesektor blieb die Geschäftslage hingegen stabil, nachdem es hier im Mai erstmals seit sechs Monaten zu Einbußen gekommen war", teilte S&P Global mit.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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