Fed-Chef Powell weist auf Unwägbarkeiten durch Zollpolitik hin

(Reuters) - Die US-Notenbank stochert laut ihrem Chef Jerome Powell bei der Abschätzung der Folgen der Zollpolitik auf die Wirtschaft im Nebel.
Es gebe dafür in der jüngeren Vergangenheit "keinen Präzedenzfall", sagte Powell am Mittwoch bei einer Anhörung vor einem US-Kongress-Ausschuss. Die Erhöhung der Zölle in diesem Jahr dürfte die Preise nach oben treiben und die US-Konjunktur belasten. Doch müsse die Fed ihre Schätzungen mit Demut vertreten. Man stehe der Möglichkeit sehr offen gegenüber, dass die Auswirkungen auf die Inflation niedriger oder auch höher ausfallen könnten als gedacht, sagte Powell vor dem Senatsausschuss.
Mit Blick auf die Zinspolitik fügte er hinzu, genau diese Unwägbarkeiten seien der Grund dafür, dass sich die Notenbank Zeit nehmen wolle, um eine "kluge Entscheidung" zu treffen. Er betonte, die Fed nehme keine Bewertung der Zollpolitik vor. Es gehe ihr um Preisstabilität und Vollbeschäftigung.
US-Präsident Donald Trump hatte den 2. April zum "Tag der Befreiung" erklärt und zahlreichen Ländern pauschale Zölle von 20 Prozent auferlegt. Diese wurden kurz danach zwar für 90 Tage auf Eis gelegt. Dennoch bleiben in vielen Fällen Basiszölle auf in die USA importierte Waren in Kraft.
Powell hatte bereits nach dem jüngsten Zinsbeschluss auf die mit der Zollpolitik zusammenhängenden Unwägbarkeiten hingewiesen. Es sei mit Blick auf eventuelle Zinsschritte klüger, einige Monate zu warten, um die Effekte der Zollpolitik auf die Inflation besser studieren zu können. Die Fed hat den Leitzins dieses Jahr noch nicht angetastet. Er liegt weiter in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent - sehr zum Ärger Trumps, der die unabhängige Notenbank zu kräftigen Senkungen drängt und Powell immer wieder wegen seiner abwartenden Haltung verbal attackiert.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)