Umfrage: Mittelstand trotz Flaute so zuversichtlich wie zuletzt Ende 2021

Berlin (Reuters) - Trotz geringer Investitionsbereitschaft blickt der Mittelstand so optimistisch in die Zukunft wie seit Herbst 2021 nicht mehr.
Das zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Studie von DZ Bank und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), bei der über 1000 mittelständische Unternehmen befragt wurden. Demnach erwarten 30 Prozent der Mittelständler und damit immerhin zehn Prozentpunkte mehr als im Herbst 2024, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens in den kommenden sechs Monaten verbessert.
Die hoffnungsvollen Zukunftsaussichten stehen jedoch im Kontrast zu der aktuellen Stimmung. Der Anteil der Befragten, die ihre Geschäftslage derzeit negativ beurteilen, ist zum vierten Mal in Folge auf inzwischen 40 Prozent gestiegen. Dies reflektiert auch die anhaltend geringe Investitionsbereitschaft der Unternehmen, die wieder einen Prozentpunkt zurückgegangen ist und mit Ausnahme der Jahre der Finanzkrise den schlechtesten Wert seit 20 Jahren erreicht hat. Aktuell planen nur knapp zwei Drittel der befragten Firmen in den kommenden sechs Monaten, Mittel für den Ausbau ihrer Geschäftstätigkeiten bereitzustellen.
Ein Grund für die geringe Investitionsbereitschaft ist die niedrige Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe - weitaus niedriger als im langjährigen Durchschnitt. Investitionen beschränken sich hier überwiegend auf Reparaturen oder Ersatzanlagen. Dagegen planen Unternehmen im Dienstleistungs- und Agrarsektor, ihre Investitionen und Geschäftstätigkeiten wieder etwas stärker zu erweitern.
"HARTNÄCKIGE FLAUTE ÜBERWINDEN"
Das Vertrauen der Mittelständler in die neue schwarz-rote Bundesregierung, ihre Probleme zu lösen, ist durchwachsen: Nur ein Drittel der Befragten erwartet weniger Bürokratie. Mit Steuersenkungen rechnen sogar nur ein Viertel der Unternehmen. Jedoch glaubt der Mittelstand mehrheitlich (62 Prozent), dass die Regierung die Wirtschaft ankurbeln kann. Mit Blick auf wachstumsfördernde Initiativen aus Berlin erklärte BVR-Präsidentin Marija Kolak: "Die verbesserten Geschäftserwartungen des Mittelstands stimmen zuversichtlich, dass wir die hartnäckige Wirtschaftsflaute trotz des handelspolitischen Gegenwinds aus den USA bald überwinden werden."
Bereits zu Jahresbeginn war die deutsche Wirtschaft mit 0,4 Prozent überraschend kräftig gewachsen. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche sagte, sie sei trotz der jüngst nach oben gesetzten Konjunkturprognosen führender Forschungsinstitute noch zurückhaltend. "Es können auch Vorzieheffekte sein", sagte die CDU-Politikerin mit Blick auf das gute erste Quartal und den Zollstreit mit den USA, der im April eskalierte.
(Bericht von Reinhard Becker, Mitarbeit Christian Krämer, redigiert von Klaus Lauer - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)