Adidas: Rote Zahlen von Nike setzen Aktie leicht unter Druck ++ Deutsche Bank: US-Stresstest der Fed gemeistert ++ Wirecard: Ring frei für die Zocker – Aktie fliegt aus dem Stoxx Europe 600

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Jetzt sind die Zocker bei Wirecard an der Reihe. Der Bezahldienstleister meldet Insolvenz an, die Aktie wird danach vom Handel ausgesetzt, mit Kursen unter 2 Euro kommt sie an den Markt zurück und danach steigt der Kurs wieder – sogar wieder deutlich über 3 Euro. Einen Grund zum Einstieg in die Aktie lässt sich auch nach stundenlanger Suche nicht finden - außer eben, dass die Zocker am Werk sind. Die sollten jetzt auch unter sich bleiben. Für „normale“ Anleger ist die Aktie nichts mehr. Auch das immer so häufige gelobte operative Geschäft erhält immer mehr Risse.

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Zu Handelsstart tauch die Aktie erneut wieder zweistellig ab. Sicherlich haben Anleger, die am Donnerstag kurz vor der Marke von einem Euro zugegriffen haben, eine schöne Performance mit der Aktie erzielt, doch dafür braucht man auch schon sehr starke Nerven. Die Nachrichtenlage bei Wirecard dürfte sich so schnell nicht mehr aufhellen. Der bestellte Insolvenzverwalter wird wahrscheinlich nicht gerade berauschende Nachrichten ans Tageslicht bringen. Zu Handelsstart bricht die Aktie mal wieder stark ein, um etwas mehr als 30 Prozent. Daher Ring frei für die hartgesottenen Zocker am Markt.

Dax: Leitindex um freundlichen Wochenausklang bemüht

Das deutsche Börsenbarometer schließt sich der guten Stimmung an der Wall Street an. Gute amerikanische Wirtschaftsdaten hatten die US-Indizes gegen Handelsende noch einmal anziehen lassen. Der Dax kommt am letzten Tag der Woche mit einem Plus von fast einem Prozent aus den Startlöchern und liegt bei 12.291,32 Punkten

Adidas: Zahlen von Nike setzen Aktie leicht unter Druck

Geschlossene Geschäfte wegen der Corona-Pandemie haben den weltgrößten Sportartikelhersteller Nike tief in die roten Zahlen gebracht. Im abgelaufenen Geschäftsquartal (bis Ende Mai) fiel unterm Strich ein Verlust von 790 Millionen Dollar (704 Millionen Euro) an, wie der Adidas -Rivale am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Nike noch 989 Millionen Dollar verdient.

Die Erlöse brachen um 38 Prozent auf 6,3 Milliarden Dollar ein, vor allem aufgrund der vorübergehenden pandemiebedingten Schließung zahlreicher Filialen weltweit. Das digitale Geschäft mit Online-Verkäufen legte zwar um 75 Prozent zu, das reichte jedoch nicht, um die Einbußen im lahmgelegten Einzelhandel zu kompensieren.

Die Quartalszahlen fielen deutlich schlechter aus, als von Analysten erwartet. An der Wall Street war mit einem Umsatz von rund 7,4 Milliarden Dollar und mit schwarzen Zahlen gerechnet worden. Entsprechend ernüchtert reagierten Anleger auf die Ergebnisse, die Aktie verzeichnete nachbörslich deutliche Kursverluste.

Mittlerweile haben die Belastungen durch die Corona-Pandemie nach Angaben des Unternehmens aber schon wieder stark nachgelassen. Rund 90 Prozent der Nike-Filialen rund um den Globus seien inzwischen wieder geöffnet. Der Konzern setzt jetzt darauf, dass die starke Dynamik beim Online-Verkauf anhält, während das Filialgeschäft mit dem Ende der Lockdown-Maßnahmen wieder in Fahrt kommt.

Nun sei die Zeit, Nikes besondere Stärken und Ressourcen auszuspielen, sagte Vorstandschef John Donahoe. „Wir sind einzigartig positioniert, um Wachstum zu erzielen.“ Allerdings verhagelte die Corona-Krise dem ansonsten sehr erfolgsverwöhnten US-Unternehmen auch die Jahreszahlen gründlich. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr fielen die Erlöse um vier Prozent auf 37,4 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn sank sogar um 37 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar.

Deutsche Bank: US Stresstest erneut bestanden

Das Frankfurter Geldinstitut ist das zweite Jahr in Folge ohne Probleme durch den Stresstest der US-Notenbank Fed gekommen. Allerdings erteilten die Finanzaufseher den größten Geldhäusern im Land angesichts der Corona-Krise strikte Auflagen zur Schonung der Kapitalausstattung. Gewinnausschüttungen durch Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen sind deshalb mindestens bis Ende September tabu, wie die Fed am Donnerstag (Ortszeit) in Washington mitteilte.

Bei der Deutschen Bank überwog dennoch die Erleichterung, von den Aufsehern eine tadellose Bewertung erhalten zu haben. Deutschlands größtes Geldhaus war mit seinem US-Geschäft in den vergangenen Jahren mehrmals bei den Prüfungen der Fed durchgefallen, umso mehr freuten sich die US-Chefin Christiana Riley und der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing, dass diesmal wie schon 2019 alles klappte.

Das Stresstest-Ergebnis sei „ein wichtiger Schritt nach vorne“, schrieben Riley und Sewing in einem Memo an die Mitarbeiter. Der Wandel brauche Zeit, doch die Deutsche Bank mache spürbare Fortschritte und sei auf dem richtigen Weg, hieß es in dem Schreiben weiter. Investoren, Kunden und auch die Aufseher würden die positive Entwicklung des Unternehmens anerkennen.

Obwohl die Fed allen 33 getesteten Banken ein gutes Zeugnis ausstellte, war der Stresstest für die Branche letztlich eher eine bittere Pille. Denn eine Analyse der möglichen Belastungen durch die Corona-Pandemie habe Risiken offengelegt, erklärte die Notenbank. Die Fed werde deshalb weitere Maßnahmen ergreifen, um die Krisenfestigkeit intensiver zu prüfen. Wegen der Ungewissheit müssen die Banken ihr Geld in den nächsten Monaten erstmal zusammenhalten.

Daher hat die US-Notenbank hat den Geldhäusern im Land angesichts der Corona-Krise weitreichende Auflagen zur Schonung der Kapitalausstattung vorgeschrieben. Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen sind für die größten Banken mindestens bis Ende des dritten Quartals tabu, wie die Fed am Donnerstag (Ortszeit) in Washington mitteilte.

Kurz & knapp:

 Wirecard: Infolge des Insolvenzantrags des deutschen Zahlungsabwicklers werden dessen Aktien in der kommenden Woche aus dem Stoxx Europe 600 entfernt. Von Dienstag, 30. Juni an werden sie nicht mehr im Index der 600 größten börsennotierten europäischen Unternehmen zu finden sein, teilte die Index-Tochter Stoxx Ltd. der Deutschen Börse am späten Donnerstagabend mit. Im Wirecard-Bilanzskandal geht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY mittlerweile von schwerer Kriminalität in quasi weltumspannendem Maßstab aus. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgestellt werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann. Im Dax dürfte Wirecard derweil noch bis September bleiben, da hier die Regeln anders sind.

Bayer: Bei dem milliardenschweren Glyphosat-Vergleich in den USA geht Bayer nach Einschätzung von Rechtsexperten eine riskante Wette ein, um künftige Klagen abzuwenden. Ein unabhängiges Wissenschaftsgremium soll entscheiden, ob der glyphosathaltige Unkrautvernichter Roundup – der seit der Übernahme von Monsanto zur Bayer-Produktpalette gehört – Krebs verursacht. An die Entscheidung dieses Gremiums will sich der Konzern binden. „Bayer geht damit ein hohes Risiko ein. Das ist eine Wette, dass die Zeit zeigen wird, dass sich die Wissenschaft, auf die sich die Kläger stützen, als falsch herausstellen wird“, sagt der Rechtsprofessor David Noll von der Rutgers Universität im US-Bundesstaat New Jersey Bayer hatte am Mittwochabend mitgeteilt, sich im Rechtsstreit wegen des angeblich krebserregenden Unkrautvernichters Glyphosat in den USA mit einem Großteil der Kläger geeinigt zu haben. Für den Vergleich und mögliche künftige Fälle werden bis zu 10,9 Milliarden Dollar fällig. Damit sind nach Angaben von Bayer drei Viertel der insgesamt 125.000 eingereichten und drohenden Klagen vom Tisch. Der Konzern musste allerdings eine separate Lösung finden, um das Risiko künftiger Klagen zu mindern, ohne Roundup dafür vom Markt zu nehmen.

Vonovia: Der deutsche Immobilienkonzern Vonovia hat Anteile am niederländischen Immobilieninvestor Vesteda Residential Fund erworben. Mit einer Beteiligung von 2,6 Prozent mache man den ersten Schritt in den niederländischen Wohnimmobilienmarkt, teilte das Unternehmen am Freitag in Bochum mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Vesteda verfüge über ungefähr 27 000 Wohneinheiten im mittleren Preissegment in der Region Randstad, zu der auch Amsterdam und Rotterdam zählen, hieß es weiter. Die Niederlande sind den Angaben zufolge neben Österreich, Schweden und Frankreich einer der vier Zielmärkte für Wohnimmobilien von Vonovia außerhalb Deutschlands. „Sicherlich ist ein Anteil von 2,6 Prozent nur ein kleiner Schritt in den niederländischen Wohnungsmarkt. Aber wir haben jetzt eine ideale Ausgangsposition, wenn sich weitere Gelegenheiten ergeben sollten“, wird Unternehmenschef Rolf Buch in der Mitteilung zitiert.

Von Markus Weingran / dpa-AFX / Reuters

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