Aktien Frankfurt: Über weite Strecken lahmgelegter Dax behauptet frühe Gewinne

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag mit Hilfe positiv aufgenommener Wirtschaftsdaten aus China weitere Kursgewinne verzeichnet. Allerdings hatten technische Störungen bei der Deutschen Börse schon früh eine stundenlange Unterbrechung des Xetra-Handel ausgelöst. Erst am frühen Nachmittag gelang es dem Börsenbetreiber, die Probleme zu lösen.

Der Dax kam in den Anfangsminuten fester aus den Osterfeiertagen und blieb dann nach nicht einmal einer halben Handelsstunde bei einem Plus von etwa 1 Prozent stehen. Als der Leitindex wieder in Bewegung kam, bewegte er sich mehr oder weniger in den Bahnen des frühen Handels, zuletzt stand ein Plus von 1,13 Prozent auf 10 684,30 Punkte auf der Kurstafel. Mit seinen Gewinnen knüpfte er an seine jüngste Erholung an. Vom Crash-Tief Mitte März hat er sich nun schon um fast 30 Prozent nach oben gearbeitet.

Der MDax stand zuletzt mit 0,93 Prozent im Plus bei 22 305,67 Zählern. Der EuroStoxx 50 , der sich im Gegensatz zu seinen deutschen Indexkollegen den ganzen Tag bewegte, stieg am Nachmittag um 0,90 Prozent auf 2918,72 Zähler. An der Wall Street zeichnete sich unterdessen ein freundlicher Start ab: Der am Vortag noch schwach aus dem Osterwochenende gekommene Dow wird 1,7 Prozent höher erwartet.

Für neuen Optimismus sorgten Exportdaten aus China, die besser als erwartet ausfielen. "Sollte China mit vergleichsweise geringen wirtschaftlichen Einbußen durch die Pandemie kommen, wäre das positiv für die Weltwirtschaft", kommentierte Experte Thomas Altmann von QC Partners. Etwas Hoffnung machen auch abflachende Ansteckungskurven mit dem Coronavirus in Italien oder Spanien. Vermehrt wird nun über eine Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus debattiert, um die wirtschaftlichen Folgen zu mildern.

Nach Einschätzung von Altmann setzen Anleger in der derzeitigen Rally auf ein schnelles Hochfahren der Wirtschaft. Auf eine nachhaltige Trendwende zu hoffen, könne aber zum Trugschluss werden. "Die Gefahr einer Bärenmarkt-Rally ist nach wie vor latent", warnte auch Experte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel davor, dass die rasante Erholung vielleicht nur eine vorübergehende Erscheinung bleiben könnte.

Gut war die Stimmung am Dienstag international im Technologiesektor, der am Vorabend in New York die schwachen Standardwerte abgehängt hatte. Hierzulande folgten SAP dem mit einem Anstieg um 3,6 Prozent. Zum Treiber wurde hier auch eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Außerdem soll der Softwarekonzern Kreisen zufolge mit einem Verkauf seiner Sparte mit Lösungen für die Mobilfunkbranche liebäugeln.

Unter den Dax-Verlierern stand ein Rücksetzer bei Eon mit einem Analystenkommentar in Zusammenhang. Zuletzt büßten die Papiere des Energiekonzerns 1,9 Prozent ein, nachdem Goldman Sachs sie nun zum Verkauf empfiehlt. Vor allem in Großbritannien und Osteuropa drohten dem Konzern Einnahmeausfälle wegen der Corona-Krise, warnte Analyst Alberto Gandolfi.

Sonst blieben viele Kursbewegungen in der Dax-Familie eine Bestätigung jüngster Schwankungen. Allgemein wurden die von der Corona-Krise besonders stark betroffenen Reise- und Freizeitwerte europaweit gemieden. Aus dem Dax-Mittelfeld gehörten Lufthansa mit einem Plus von 0,4 Prozent zu den stabilen Branchenausnahmen.

Abwärts ging es europaweit auch für Immobilienwerte, bei denen sich Anleger neuerdings Sorgen machen wegen drohender Mietausfälle und einer Flaute am Immobilienmarkt. Vonovia zeigten sich im Dax aber immerhin kaum verändert. Der größte deutsche Wohnungskonzern will trotz der Corona-Krise an einer Dividendenausschüttung festhalten.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,34 Prozent am Donnerstag auf minus 0,36 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,12 Prozent auf 144,24 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,27 Prozent auf 171,10 Zähler zu.

Der Euro hat am Dienstag zum US-Dollar an Wert gewonnen. Am Nachmittag stand er mit 1,0971 US-Dollar in Reichweite seines Tageshochs. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte ihren bislang letzten Referenzkurs am Gründonnerstag auf 1,0867 Dollar festgesetzt./tih/fba/fba


Von Timo Hausdorf, dpa-AFX

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