AMC: Aktie nach den Zahlen gefragt – geht es jetzt mit Bitcoin im Gepäck „to the moon 2.0“?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der amerikanische Kinobetreiber hat mit seinen Zahlen für das zweite Quartal überrascht und sieht sich auf gutem Weg im 4.Quartal sogar wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Gute Zutaten für einen spannenden Aktien-Film in den Lichtspielhäusern von AMC. Zu einem guten Kinostreifen gehört allerdings auch mindestens ein Bösewicht. Im Falle von AMC sind das die Analysten. Während die Anleger die Zahlen mit einem Plus von etwas mehr als 10 Prozent feiern, bleiben die Experten verhalten.

Meme-Aktien sind schwankungsfreudig

„AMC to the moon“ ist kein Film, der beim amerikanischen Kinobetreiber läuft, sondern eher ein Schlachtruf mit dem die Aktie in den einschlägigen Foren und auch außerhalb immer wieder gerne gepusht wird. Nachdem die Short-Seller bereits bei GameStop in die Schranken gewiesen wurden, war die Aktie von AMC quasi das Schlachtfeld. Den unbeliebten Short Sellern eins auswischen und dabei noch was verdienen. Wer kann so einer Verlockung schon widerstehen? So schaffte es die Aktie in der Spitze auch auf über 70 Dollar, obwohl die Kinokassen durch die Corona-Krise komplett geschlossen waren. Allerdings dürften nicht alle Anleger bei der Aktie ein Happy-End bei der Aktie erlebt haben, denn der Kurs kam bis Anfang August auf knapp unter 30 Dollar zurück. Jetzt sind die Zahlen da und kommt jetzt „AMC to the moon 2.0“?

Die Ausgangslage ist deutlich besser geworden

Die übertriebenen Kursanstiege hat der amerikanische Kinobetreiber durch Kapitalerhöhungen und Aktienverkäufe clever ausgenutzt und sitzt somit auf einem komfortablen Finanzpolster, dass für Zukäufe weiterer Kinos ausgenutzt werden kann. Zudem haben Kinoschlager wie Black Widow die Verluste deutlich reduziert. Während die Experten einen Verlust von 91 Cent je Aktie auf der Rechnung hatten, präsentierte AMC einen Verlust je Aktie von 71 Cent. Somit konnte der Kinobetreiber den Nettoverlst von 561 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum auf 344 Millionen Dollar reduzieren. Auch beim Umsatz lag AMC über den Erwartungen. Hier rechneten die Experten mit 382 Millionen Euro und die Amerikaner liefert 444 Millionen Dollar.

Popcorn & Coke für Bitcoin

AMC kommt so langsam aus der Corona-Krise raus. Seit Ende Juni sind alle US-Kinos wieder offen und fast auch alle internationalen Kinosäle. Insgesamt rund fast 930 Lichtspielhäuser sind damit weltweit wieder in Betrieb. Zudem können der Eintritt, die Snacks und die Erfrischungsgetränke in Zukunft mit Bitcoin bezahlt werden. Dafür führt AMC ein neues Bezahlsystem ein. Der stark gebeutelte Kinobetreiber geht damit wieder in die Offensive. Würde die Aktie immer noch am Boden liegen oder sich im Erholungsmodus befinden, dann würden Experten die Aktie wohl aus vollen Munde zum Kauf empfehlen. Nur der Kurs liegt nicht am Boden. Mit etwas mehr als 36 Dollar liegt der Kurs in etwa auf dem Niveau der Glanzzeiten von AMC.

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbild

Kurs AMC seit 2010 in US-Dollar

Experten sind nicht überzeugt

Die Voraussetzungen für AMC haben sich zwar deutlich verbessert, trotzdem sind die Analysten immer noch nicht überzeugt – eine Kaufempfehlung lösen die Zahlen nicht aus.  Trotzdem sind nicht negativ gestimmt. So ließ Wedbush verlauten, dass AMC das beste aus seinem „Meme-Stock“- Status gemacht habe. Aber es gibt auch kritische Stimmen. Alan Gould von Loop Capital bleibt bei seinem Verkaufsvotum:  „Die Erholung des breiten Kinogeschäfts sei nicht stark genug, um den hohen Aktienkurs von AMC zu rechtfertigen.“ Meghan Durkin, Expertin bei der Credit Suisse sagte in einer Stellungnahme, dass die Delta-Variante „an den Kinokassen weiter zum tragen kommt“. Sie stuft die Aktie mit Underperform ein.

„AMC to the Moon 2.0“?

Das Papier des amerikanischen Kinobetreibers wird aktuell höchstens in den eigenen Kinosälen zum Mond fliegen. Die anfänglichen zweistelligen Kursgewinnen hat die Aktie heute schon im Laufe des Handelstages fast komplett aufgebraucht. Mittlerweile liegt das Papier noch rund 2 Prozent im Plus. Diese Entwicklung zeigt, dass der Kurs so schnell nicht mehr abheben wird. Der Status Meme-Aktie schreckt den normalen Anleger aus gutem Grund ab. Die Entwicklung des Kurses ist nicht von der operativen Entwicklung des Kinogeschäftsabhängig, sondern von der Laune der Anleger in den einschlägig bekannten Foren. Sicherlich hatten einige heute damit gerechnet, dass die Aktie wieder abhebt. Als dies nicht geschehen ist, sind wahrscheinlich einige Zocker wieder enttäuscht von dannen gezogen.

Obwohl ein Licht am Ende des Tunnel zu sehen ist, sollten seriöse Anleger die Finger von der Aktie lassen. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass der Kurs noch einmal abhebt, aber genauso ist es möglich, dass er sich noch einmal halbiert. Daher sollten nur hartgesottene Zocker sich mit der Aktie beschäftigen.

Von Markus Weingran

Foto: Eric Glenn / shutterstock

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