Analysten bewegen Nordex und Dialog Semiconductor ++ Deutsche Bank empfiehlt Schweizer Werte ++ China gibt nicht klein bei

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Von Entspannung im Handelsstreit zwischen der USA und China kann keine Rede sein. Chinas Präsident Xi Jinping verschärft einem Bericht zufolge im Handelskrieg mit den USA den Ton. „Im Westen gibt es die Neigung, die rechte Backe hinzuhalten, wenn jemand auf die linke geschlagen hat. In unserer Kultur schlagen wir zurück“, sagte er nach Informationen des „Wall Street Journal“ vor einer Gruppe von 20 Chefs multinationaler Konzerne größtenteils aus den USA und Europa.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire hat Gegenreaktionen Europas bei US-Zöllen auf Autos angekündigt. „Wenn die USA uns erneut mit einer Zollerhöhung um 20 Prozent auf Autos treffen, werden wir wieder reagieren“, sagte er am Montag. „Wir wollen keine Eskalation, aber wir sind die, die angegriffen werden.“

US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag den Handelsstreit mit Europa verschärft und höhere Zölle auf Fahrzeuge angedroht, die in der Europäischen Union hergestellt werden. Die EU hatte zuvor Zölle auf Erdnussbutter, Whiskey oder Harley-Davidson-Motorräder verhängt und damit auf US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium reagiert.

Um von den EU-Zöllen verschont zu werden, kündigte Harley-Davidson an, die Produktion von Fahrzeugen für den europäischen Markt aus den USA abzuziehen. Trump kritisierte diese Entscheidung. „Ich bin überrascht, dass Harley-Davidson, von allen Unternehmen, das erste ist, das die weiße Fahne hisst“, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Ich habe hart für sie gekämpft, und letztlich werden sie keine Zölle zahlen, wenn sie etwas in die EU verkaufen. Zölle sind nur eine Harley-Entschuldigung – seid geduldig!“

Nach dem neuerlichen heftigen Kursrutsch zum Wochenbeginn stabilisiert sich der deutsche Aktienmarkt heute leicht. Der Dax, der in den vergangenen sieben Börsentagen um mehr als 6 Prozent abgerutscht war, legte im frühen Handel um 0,54 Prozent auf 12 336,55 Punkte zu.

Großartige Hoffnung auf eine schnelle Trendwende besteht aber wohl nicht. Dafür fehlen zurzeit wirklich gute Nachrichten. Neben den Kommentaren zum Handelsstreit gibt es heute nicht viele kursbewegende Nachrichten von den Unternehmen. Daher rücken heute verstärkt die Analysten-Meinungen in den Vordergrund. Hier gibt es heute einige Interessante Äußerungen. Zum Beispiel von der Deutschen Bank. Sie empfiehlt auch mal über den Tellerrand zu schauen.

Schweizer Aktien sind der Favorit

Die Deutsche Bank erwartet für den Monat Juli ein anhaltend gedrücktes Umfeld an den europäischen Aktienmärkten. Als taktische Positionierung empfiehlt das Institut in einer am heute veröffentlichten Studie den Schweizer Aktienmarkt überzugewichten und defensive Werte den zyklischen vorzuziehen.

In diesem Umfeld biete der Schweizer Aktienmarkt aufgrund des defensiven Sektorprofils und der globalen Ausrichtung Aufwärtspotenzial. Außerdem sei die Bewertung der Papiere vergleichsweise günstig. Passend zu dieser Empfehlung gibt es heute Nachrichten vom Roche. Die FDA gewährt Priority Review für das Grippemittel Baloxavir Marboxil.

J.P. Morgan Iist ebenfalls positiv gestimmt für den Wert. Die US-Bank hat am Dienstag die Einstufung für Roche auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 300 Franken belassen. Anlass der Studie war das Erreichen der Ziele in einer Phase-III-Kombinationsstudie IMpower133 Ziele bei Lungenkrebs, bei der das Immuntherapeutikum Tecentriq in Kombination mit Chemotherapie eingesetzt worden war. Das sei leicht positiv für den Pharmakonzern, schrieb Analyst Richard Vosser in einer am Montag vorliegenden Studie. Roche sei nun weit vorn bei diesem Mittel mit einem geschätzten Spitzenumsatzpotenzial von 2 Milliarden US-Dollar.

Novartis bringt Augensparte an die Börse            

Seit Anfang 2017 warten Investoren darauf, dass Novartis seine strategische Überprüfung der Augensparte Alcon abschließt und zu einer Entscheidung kommt. Zuletzt hatte der Konzern den Markt auf die erste Jahreshälfte 2019 vertröstet. Wie der schweizerische „Tages Anzeiger“ (TA) in seiner aktuellen Ausgabe am Dienstag schrieb, verdichten sich die Anzeichen für einen Börsengang der lange kriselnden Augensparte. Eine Option, die Novartis selbst auch immer als Möglichkeit genannt hatte.

Auf der Suche nach einer Lösung stünden zuerst die Aktionäre im Vordergrund, erklärte das Management wiederholt. Für sie solle eine maximale Wertschöpfung geprüft werden.

Wie der „TA“ nun unter Verweis auf „übereinstimmende Quellen aus dem Konzernumfeld“ schreibt, steht die Entscheidung bereits fest und Alcon soll an der Börse verkauft werden. Details seien noch offen, aber am Grundsatzentscheid gebe es kaum mehr Zweifel. Wie das Blatt weiter schreibt, wäre eine Übernahme auch kaum möglich, da es bislang offenbar keine ernsthaften Interessenten für die Sparte gebe.

Gegen Ende 2016 hatten die Schwierigkeiten mit der Augensparte begonnen. Der damals noch amtierende Konzernchef Joe Jimenez kündigte die Überprüfung an. Allerdings machte auch Jimenez klar, dass jegliche Optionen erst konkret würden, wenn es Alcon gelinge, über mehrere Quartale hinweg wieder Wachstum aufzuzeigen.

Diesen Punkt hat auch der seit Februar amtierende Novartis-Chef Vas Narasimhan zuletzt nochmals betont. Er hatte aber auch erklärt, dass eine Entscheidung durchaus schon vor dem ersten Halbjahr 2019 gefällt werden könne, eine Transaktion dann aber eher für diesen Zeitraum denkbar sei

Kurz & Knapp:

ElringKlinger: Die Commerzbank hat das Kursziel für den Automobilzulieferer nach einer Gewinnwarnung von 12 auf 10 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Reduce“ belassen. Nach dem ersten Quartal habe sie schon angemerkt, dass sich die Gewinne des Autozulieferers sehr stark erholen müssten, um die Jahresziele noch zu erreichen, schrieb Analystin Yasmin Steilen in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Das Ausmaß der Gewinnwarnung sei eine negative Überraschung. Kursschwächen sollten nicht zum Einstieg genutzt werden.

Dialog Semiconductor: Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat Dialog Semiconductor von „Sell“ auf „Hold“ hochgestuft, das Kursziel aber auf 13 Euro belassen. Weiteres Abwärtspotenzial für die Aktie des Halbleiterspezialisten halte sich in Grenzen, schrieb Analyst Robin Brass in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Apple als wichtigsten Kunden möglicherweise zu verlieren sei praktisch komplett eingepreist. Allerdings sei das Potenzial nach oben ebenfalls begrenzt, da zunächst keine positiven Nachrichten absehbar seien.

Nordex: Die US-Bank Citigroup hat die Beobachtung des Windkraftanlagenbauers mit „Sell“ und einem Kursziel von 7,60 Euro aufgenommen. Die Schätzungen für das kommende Jahr des Windkraftkonzerns seien zu hoch, schrieb Analyst Martin Wilkie in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Die Auswirkungen der Kostensenkungen dürften sich 2019 abschwächen. Ein weiterer Belastungsfaktor sei der anziehende Stahlpreis.

Von Markus Weingran

Foto: rawf8 / Shutterstock.com

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