Apple: Öffnet Tim Cook jetzt die Kriegskasse? – Stehen Tesla oder Nintendo auf der Einkaufsliste?

onvista · Uhr

Der Apple-Chef hat es geschafft. Die Zahlen des Technologie-Riesen werden von den Anlegern mehr als freundlich aufgenommen. Dabei bieten sie nicht gerade viele Lichtblicke. Unterm Strich musste Tim Cook zum ersten Mal während seiner Amtszeit seit 2011 einen Umsatzrückgang im so wichtigen Weihnachtsquartal vermelden. Cook räumte ein, dass die Zahlen nicht berauschend seien, er weckte aber auch gleichzeitig neue Hoffnung bei den Anlegern. „Apple wird stärker denn je aus der Krise hervorgehen,“ versprach der Vorstandsvorsitzende.

Wasser auf die Mühlen der leidgeprüften Anleger

Woher kommt der Optimismus von Tim Cook? Der Vorstandsvorsitzende von Apple hofft auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Das Reich der Mitte ist mittlerweile weltweit zur wichtigsten Adresse für Smartphones aufgestiegen. „Ich bin optimistisch, dass beide Länder in der Lage sind, ihre Dinge zu regeln“, sagte Cook am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Spannungen seien im Januar im Vergleich zum Dezember „deutlich weniger“ geworden. Tim Cook muss auch auf bessere Zeiten hoffen. Die Entwicklung im Auftaktquartal in China ist nicht beeindruckend. Die Erlöse  fielen von knapp 17,96 auf rund 13,17 Milliarden Dollar.

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Ausblick haut auch nicht vom Hocker

Es ist einiges neu bei Apple. In den Hochzeiten des Technologie-Riesen wurde im Ausblick eine konkrete Zahl genannt und die Anleger konnten sich fast sicher sein, dass Apple den Wert pulverisiert. Mittlerweile sind wir bei einer Spanne angelangt. Für das zweite Quartal liegt sie bei 55 bis 59 Milliarden Dollar. Damit sind zwei Dinge klar. Auch im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres rechnet Apple mit einem Umsatzrückgang (Vorjahr: 61 Milliarden Dollar) und nur wenn alles wirklich glatt läuft, werden die Erwartungen der Analysten getroffen. Die liegen nämlich in etwa bei 59 Milliarden Dollar.

iPhone-Verkäufe schwächeln wie erwartet

Beim iPhone gab es einen Umsatzrückgang von rund 15 Prozent auf knapp 52 Milliarden Dollar. Damit brachte das Smartphone zwar immer noch gut 61 Prozent der Apple-Erlöse ein, allerdings war es auch schon einmal deutlich mehr. In der Vergangenheit waren es zum Teil mehr als zwei Drittel. Das Flaggschiff des Konzerns hat leichte Schlagseite und neue Ansätze müssen her. Nicht nur um das iPhone wieder in ruhiges Fahrwasser zu bekommen, sondern auch um die Abhängigkeit von Aushängeschild des Konzerns zu verringern.

Andere Sparten federn iPhone-Zahlen ab

Das Dienstleistungsgeschäft, zu dem unter anderem der Speicher-Service iCloud, der Streamingdienst Apple Music und der Anteil des Konzerns an Erlösen aus App-Verkäufe gehören, um 19 Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar. Beim lange schwächelnden iPad gab es mit dem neuen, teureren Pro-Modell einen Sprung von 17 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar Umsatz. Die Sparte mit der Computeruhr Apple Watch, dem Lautsprecher HomePod und anderen Geräten wie dem AirPods-Ohrhörern steigerte den Umsatz sogar um ein Drittel auf 7,3 Milliarden Dollar. Auch das Geschäft mit den MAC-Computern legte zu. Hier konnte Apple die Umsätze um 8 Prozent steigern.

Auf Dauer muss was Neues her

Tim Cook hat versprochen, dass Apple gestärkt aus der Krise hervorgeht. In der aktuellen Konstellation dürfte das ein schwieriges Unterfangen werden. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die neuen iPhone-Modelle noch einmal einen Nachfrageschub erhalten. Davon geht auch Apple selbst nicht aus, sonst würde der Ausblick des Technologie-Konzerns etwas konkreter sein. Daher braucht Tim Cook etwas ganz Neues, um die Fantasie wieder zu entfachen. Aktuell kommen schon Vergleiche mit IBM auf. Der einstige Platzhirsch der IT-Branche kommt nach einem sehr langen Umbauprozess und vielen Quartalen mit rückläufigen Umsätzen erst jetzt wieder langsam auf die Beine.

The next big thing

Tim Cook muss wieder das Feuer für die Apple-Aktie entflammen. Dafür stehen ihm zwei Wege zur Verfügung. Entweder er präsentiert bald ein ganz neues Produkt, dass ähnlich gut einschlägt wie das iPhone oder er greift in die 200 Milliarden Dollar schwere Kriegskasse und legt eine spektakuläre Übernahme auf das Parkett. „Wir sehen uns viele, viele Firmen an, auch große“, verriet der Apple-Chef erst kürzlich in einem Gespräch mit CNBC. „Aber wir haben bisher nicht zugeschlagen, weil noch kein Kandidat dabei war, von dem wir sagen konnten, wow, der passt genau zu uns. Aber ich schließe nicht aus, dass das noch passieren wird.“

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Wer passt zu Apple?

Es werden einige prominente Kandidaten für Apple rumgereicht. Zum Beispiel fällt immer wieder auf dem Heimatmarkt der Name Tesla. Die Pläne für ein eigenes Auto scheint Apple mal wieder auf Eis gelegt zu haben und sich mehr auf die Technik zu konzentrieren. Nach dem vergangenen Kurssturz des Elektroauto-Pioniers wurde schon über eine gute und günstige Gelegenheit für Apple spekuliert. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass die Idee nicht die schlechteste wäre. Heute Abend nach Börsenschluss veröffentlicht Tesla seine Zahlen. Sollte Elon Musk nicht richtig liefern können, dann könnte die Gelegenheit für Apple wieder günstiger werden. Ob sich Tim Cook und der Tesla-Chef allerdings wirklich gut verstehen würden, ist die Kehrseite der Übernahme-Medaille.

Angriff auf den Gaming-Markt?

Das Börsenmagazin „Barron´s“ hat einen ganz anderen Vorschlag für die Führungsetage in Cupertino. Den Eintritt in den lukrativen Gaming-Markt ähnlich dem Vorbild von Microsoft. Der wächst jährlich um 9 Prozent und Apple hat diesen Kuchen so gut wie gar nicht auf dem Tisch. Den passenden Partner hat das Börsenmagazin auch schon ausgemacht: Nintendo! Was Kundentreue und attraktive Ökosysteme aus Software und Dienstleistung angeht, würden beide Konzerne perfekt zusammenpassen, so die Meinung von „Barron´s“. Die japanische Hard- und Softwareschmiede kommt derzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 43 Milliarden Dollar. Sicherlich wäre ein Abschlag fällig, um Super-Mario das Geschäft schmackhaft zu machen, aber Apple könnte die Übernahme locker stemmen. Für Cupertino würde sich der Vorteil ergeben, dass Nintendo auch über das nötige Hardware-Knowhow verfügt und mit der Switch gerade wieder eine sehr beliebte Konsole im Markt etabliert hat.

Möglichkeiten gibt es viele!

Neben Tesla und Nintendo werden auch iRobot oder Salesforce als mögliche Übernahmeziele rumgereicht und als gute neue Unternehmensteile eingestuft. Fest steht: Tim Cook muss schleunigst etwas Griffiges liefern, um den Hype rund um den Konzern wieder zu entfachen. Auf Dauer dürfte das Wachstum im Dienstleistungsbereich die Delle beim iPhone nicht ausbügeln und die Anleger bei Laune halten. Es muss etwas Neues her! The next big thing eben. Das iPhone scheint es nämlich nicht mehr zu sein.

Von Markus Weingran

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Bild: Songquan Deng / Shutterstock.com

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