Bayer: Weitere Schlappe im Glyphosat-Prozess, Aktie vorbörslich im Minus

onvista · Uhr

Bayer bekommt in dem bedeutenden Rechtsstreit um die Gesundheitsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat keine Gelegenheit, das Verfahren neu aufzurollen. Kläger Edwin Hardeman habe genug Belege dafür geliefert, dass das Mittel Roundup seinen Krebs hervorgerufen habe, verkündete der zuständige Richter Vince Chhabria am Wochenende.

Bayer war zu Schadenersatzzahlungen an Hardeman in Höhe von gut 80 Millionen Dollar verdonnert worden. Allerdings hat Chhabria bereits zu erkennen gegeben, dass die Forderung möglicherweise falsch berechnet wurde. Am Montag wird eine zweite Entscheidung von Chhabria hinsichtlich der Höhe des Schadenersatzes erwartet.

Glyphosat weiterhin die Nemesis des Konzerns – Nutzung in Deutschland zunehmend verboten

Für Bayer hat der Fall Glyphosat erhebliche Auswirkungen, nicht nur in den USA. Deutsche Städte und Gemeinden verbieten zunehmend auch auf verpachteten und landwirtschaftlich genutzten Flächen den Einsatz des Pflanzenschutzmittels. Das ergab eine bundesweite Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Kommunen. Bei der Unkrautvernichtung in Parks oder Grünanlagen ist das umstrittene Produkt ohnehin schon in zahlreichen Kommunen tabu.

Dass nun Städte vermehrt nicht nur in neue Pachtverträge, sondern auch in bestehende Kontrakte mit Landwirten ein Verbot aufnehmen wollen, sieht der Deutsche Bauernverband kritisch – schließlich sei Glyphosat zugelassen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz betont indes, es gebe Alternativen zum Einsatz des sogenannten Totalherbizids. Die EU-Kommission hatte die Zulassung des Herbizids im November 2017 um fünf Jahre verlängert.

Die WHO-Krebsforschungsagentur IARC klassifizierte den Stoff im Jahr 2015 als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“. Andere Behörden kamen indes zu dem Schluss, dass Glyphosat nicht als erbgutschädigend einzustufen sei.

Ende der Nutzung in Europa bis 2022?

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erwartet ein Ende des Glyphosat-Einsatzes in der Europäischen Union ab spätestens 2022. „Es ist nicht davon auszugehen, dass es nach 2022 noch eine Mehrheit für eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gibt“, sagte die CDU-Politikerin dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Vorher sei aber wenig zu machen.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte wiederholt argumentiert, dass ein nationaler Verbots-Alleingang gegen EU-Recht verstoße, weil die EU-Staaten die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters bis Ende 2022 verlängert hatten. Ein Sprecher ihres Ministeriums sagte zu Monatsbeginn, der deutsche Ausstieg werde „wie im Koalitionsvertrag vereinbart“ erfolgen, „schrittweise bis spätestens 2023“. „Den größten Teil der Anwendungen werden wir schon deutlich früher beenden. Dabei werden wir uns an geltendes EU-Recht halten.“

Glyphosat in Österreich bereits verboten

Österreich hatte Anfang Juli als erstes Land in der EU den Einsatz von Glyphosat verboten. Es ist umstritten, ob das mit dem EU-Recht vereinbar ist. Die deutsche Bundesregierung will voraussichtlich im September ein Konzept zum Umgang mit Glyphosat präsentieren. Vor mehr als einem Jahr hatte Klöckner Vorschläge gemacht, auch Schulze hat Pläne vorgelegt. Zwischen ihren Ministerien ist das Thema heftig umstritten.

Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, warf Klöckner eine „Kopf-In-Den-Sand-Politik“ vor. „Andere europäische Länder gehen voran und packen den Glyphosat-Ausstieg schon jetzt an, aber die deutsche Landwirtschaftsministerin verliert sich in fadenscheinigen Ausreden“, sagte Krischer den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). „Sie muss die nationalen Zulassungen für Glyphosatprodukte zurücknehmen und die private Anwendung des Mittels beenden.“

Aktie weiter im Bann der Prozesse

Das Bayer-Papier wird weiterhin durch die Causa Glyphosat belastet. Nach der jüngsten richterlichen Entscheidung vom Wochenende liegt die Aktie vorbörslich um 0,8 Prozent im Minus, auf einem Wert von derzeit 58,11 Euro. Auf Monatssicht blickt das Papier jedoch immer noch auf ein Plus von gut 10 Prozent. Jüngst hatte der Einstieg des Investmentfonds Elliot unter der Leitung des kontroversen Managers Paul Singer für eine Menge Auftrieb gesorgt. Auf Jahressicht sind die herben Verluste, ausgelöst durch die Prozesse, jedoch immer noch deutlich zu sehen. Ein Minus von knapp 37 Prozent steht zu Buche.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: ricochet64 / Shutterstock.com

 (Anzeige)

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

PS: Mit unseren runderneuerten, kostenlosen Musterdepots und Watchlisten haben Sie Ihre Börsenwerte jetzt noch besser im Blick – auch mobil. Legen Sie noch heute gratis Ihren my.onvista-Account an und probieren Sie es aus! >> https://my.onvista.de/

Meistgelesene Artikel