Biontech: Weitere Erfolgsmeldung treibt den Kurs ++ EU-Gipfel: Ringen um Einigung bei Hilfspaketen ++ Philips: Zahlen besser als erwartet

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach einer starken Vorwoche behalten die Anleger am deutschen Aktienmarkt die Marke von 13.000 Punkten für den Dax am Montag im Blick. Mit einem Minus von knapp 0,6 Prozent kurz vor Handelsbeginn ist der Leitindex wieder etwas weiter von dieser Marke abgerückt und notiert unter 12.900 Punkten.

Während bislang die Hoffnung auf einen baldigen Corona-Impfstoff größer war als die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle, steht aktuell das geplante EU-Hilfspaket im Blick der Anleger. Hier erwies sich der EU-Gipfel am Wochenende wie erwartet als zähes Ringen.

Noch keine Ergebnisse in Verhandlungen

Wie immer, wenn es in Europa um gemeinsame Schulden und Steuertransfers gehe, liefen die Gespräche zunächst in die Sackgasse, kommentierte Marktanalyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda. Hauptstreitpunkt der Verhandlungen ist die Frage, wie viele Zuschüsse aus dem geplanten Corona-Krisenplan an EU-Staaten vergeben werden könnten. Und „nicht nur in der EU wird über weitere Finanzhilfen zur Bewältigung der Coronakrise gestritten“, konstatiert Devisenexpertin Thu Lan Nguyen. Auch in den USA zeichne sich keine schnelle Einigung im Disput um die zu Beginn der Corona-Krise beschlossenen Zuschüsse zur Arbeitslosenhilfe ab.

Die Börsen etwa dürften zugleich eher mehr als weniger Hilfen sehen wollen, schrieb sie und verwies auf die Warnung in den USA vor den Folgen eines plötzlichen Auslaufens der Corona-Nothilfsprogramme. Denn auch wenn die US-Arbeitslosenquote im Mai und Juni schneller gefallen sei als erwartet, sei sie nach wie vor auf einem besorgniserregend hohen Niveau. „Entsprechend groß sind die Befürchtungen vor einem Wegbrechen des privaten Konsums, sollten die Finanzhilfen für von der Krise betroffene Haushalte diesen Monat auslaufen.“

Encavis in Bewegung

Unternehmensseitig dürfte es hierzulande recht ruhig zugehen, denn die Berichtssaison ist in Deutschland noch nicht richtig gestartet. Im Blick könnte der Solar- und Windparkbetreiber Encavis stehen, der den Zukauf eines weiteren Windparks in Frankreich mit einer Gesamtleistung von 11,5 Megawatt für einen Fonds meldete. Angaben über die Kosten des Erwerbs wurden keine gemacht. Die Aktie legte auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Börsenschluss am Freitag leicht zu.

Biontech mit weiterer Erfolgsmeldung

Auch die Papiere des Mainzer Unternehmens Biontech könnten Beachtung finden. Auf Tradegate stieg die Anteilsscheine des in erster Linie an der US-Börse Nasdaq gehandelten Biotechnologie-Unternehmens bereits spürbar. Gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer hat es mit Großbritannien eine erste Liefervereinbarung über einen möglichen, gerade in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoff geschlossen. Finanzielle Details wurden nicht bekannt. Vorbehaltlich einer behördlichen Genehmigung oder Zulassung sollen 30 Millionen Dosen des Impfstoffkandidaten „BNT 162“ geliefert werden, voraussichtlich in den Jahren 2020 und 2021. „Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit verschiednen anderen Regierungen und hoffen, bald weitere Liefervereinbarungen bekanntgeben zu können“, sagte Biontech-Mitgründer und -chef Ugur Sahin nach der Mitteilung.

Erste Ergebnisse der bisherigen Studien in den USA haben Biontech und Pfizer schon offengelegt und nannten sie „ermutigend“, auch mehrere Experten hatten von positiven Ergebnissen gesprochen. Probanden – insgesamt waren es 45 gesunde Menschen im Alter von 18 bis 55 Jahren – hatten Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt. Unklar ist aber noch, ob diese Antikörper tatsächlich vor einer Infektion schützen. Das sollen Tests mit bis zu 30 000 Probanden zeigen.

Nun teilten die Unternehmen mit, noch diesen Monat könnte es mit den weiteren Studien der Phasen IIb und III mit einem Hauptkandidaten für den Impfstoff losgehen. Wenn auch dies erfolgreich laufe, könne im Oktober das Zulassungsverfahren beantragt werden. Zu den Tests in Deutschland stehen erste Ergebnisse noch aus, sie werden noch im Juli erwartet.

Weitere Nachrichten:

Philips: Den niederländischen Medizintechnikkonzern Philips hat die Coronavirus-Pandemie im zweiten Quartal nicht so hart getroffen wie befürchtet. Umsatz und operatives Ergebnis gingen zwar deutlich zurück, aber nicht so stark wie von den meisten Experten erwartet. Der Umsatz sei um sechs Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gefallen, teilte der Konkurrent von Siemens Healthineers am Montag in Amsterdam mit.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (Ebita) brach um fast ein Viertel auf 418 Millionen Euro ein. Wie schon im ersten Quartal zog zudem der Auftragseingang deutlich an. Der Konzern bestätigte außerdem die Prognose für 2020. Demnach soll der Umsatz im laufenden Jahr auf vergleichbarer Basis leicht zulegen und die bereinigte Ebita-Marge steigen.

Die Zahlen und bestätigte Prognose könnten die Aktie weiter beflügeln. Das im EuroStoxx 50 notierte Papier konnte sich zuletzt deutlich von den ersten Verlusten nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie erholen und lag zuletzt wieder auf dem Niveau von Mitte Februar.

Julius Bär: Der florierende Wertpapierhandel hat der Bank Julius Bär einen Gewinnsprung beschert. Unter dem Strich verdiente der Schweizer Vermögensverwalter im ersten Halbjahr 491 Millionen Franken, 43 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Gewinn legte um rund ein Drittel auf 524 Millionen Franken zu, wie Bär am Montag mitteilte. Die starken Ausschläge an den Finanzmärkten als Folge der Coronavirus-Krise hätten die Volumen im Devisen-, Derivate- und Edelmetallhandel angekurbelt und dem Institut zu höheren Gebühreneinnahmen verholfen. Die verwalteten Vermögen hätten sich wegen der Kursverluste an den Finanzmärkten seit Jahresende um sechs Prozent auf 402 Milliarden Franken verringert.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto:  Karol Ciesluk / Shutterstock.com

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