Bitcoin: Nach Gesetzesänderung – Erste Bank kündigt „Krypto-Verwahrung“ an – Über die Vor- und Nachteile und ob es überhaupt Sinn macht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Jetzt scheint alles ganz schnell zu gehen: Ende November wurde mit der Umsetzung der vierten EU-Geldwäscherichtlinie das „Trennungsgebot“ für Banken gestrichen, welches bisher verhindert hatte, dass das neu geregelte Verwahrgeschäft für Kryptowährungen aus derselben rechtlichen Einheit hätte angeboten werden dürfen, wie die traditionellen Assets wie Aktien, Anleihen und Co. Das heißt, dass ab Januar 2020 Banken ihren Kunden nun auch Krypto-Assets wie beispielsweise Bitcoin anbieten dürfen.

Lesen Sie hier, warum das auch im Hinblick auf die Blockchain-Technologie als Upgrade für die Finanzwelt und speziell den Wertpapierhandel Sinn macht.

Nun hat schon die erste Bank bekannt gegeben, bald mit dem Verwahrgeschäft für Kryptowährungen starten zu wollen: Die Berliner Solarisbank hat am Mittwoch verkündet, sich 2020 bei der Finanzaufsicht Bafin um eine der neu eingeführten Krypto-Verwahrlizenzen bewerben zu wollen und plant, im Anschluss Bitcoin und andere virtuelle Währungen für Kunden einzulagern. Hierfür hat die Solarisbank die Tochtergesellschaft Solaris Digital Assets gegründet.

„Wir beschäftigen uns seit anderthalb Jahren intensiv mit dem Thema Krypto-Verwahrung“, sagte Michael Offermann, Krypto-Banking-Chef der Solarisbank, gegenüber dem Handelsblatt. „Mit der Neuregelung im neuen Geldwäschegesetz ist ein guter Zeitpunkt gekommen, praktisch loszulegen. Schließlich sind wir kein Forschungsinstitut, sondern eine Geschäftsbank.“ Bei dem Angebot will man, wie bei den anderen angebotenen Dienstleistungen, ausschließlich im Bereich Geschäftskunden agieren, Privatkunden sind nicht die Zielgruppe.

Wer ist die Solarisbank?

Die Solarisbank orientiert sich im Bereich B2B und richtet sich mit ihrem Angebot vornehmlich an  digitale Unternehmen und Startups im Bereich Finanzdienstleistungen, denen sie „Banking as a Plattform“ Services anbietet, also Zugriff auf verschiedene Bankdienstleistungsmodule, die dann in die Prozesse, Websites oder mobilen Anwendungen der Geschäftskunden integriert werden können. Dabei handelt es sich beispielsweise um Bezahlmethoden.

Das Fintech wurde im Jahr 2015 als Teil von Finleap, einem in Berlin ansässigen Fintech-Unternehmen mit Andreas Bittner und Marko Wenthin als Gründer, ins Leben gerufen. Im Jahr 2016 erhielt das Unternehmen seine offizielle Banklizenz. Anfang 2017 hat das Fintech in einer Series-A-Finanzierungsrunde 26,3 Millionen Euro von Yabeo Capital, Arvato Financial Solutions, FinLeap, Unicredit und der in Japan ansässigen SBI-Gruppe aufgenommen. 2018 folgte eine Series-B-Finanzierung in Höhe von 70 Millionen Dollar von Arvato Financial Solutions, der SBI Group, BBVA, Visa, Lakestar und dem Digital Impact Fund von ABN AMRO.

Im Blockchain- und Kryptowährungsbereich arbeitet das Unternehmen bereits mit dem Unternehmen Bitwala aus Berlin zusammen. Bitwala bietet Privatkunden ein Girokonto und den einfachen Kauf von Bitcoin an. Bisher mussten die Kunden ihren „Private Key“ - das ist der Zugang zur virtuellen Bitcoin-Geldbörse - selbst verwahren, dies könnte bald von der Solarisbank übernommen werden. Weiterer bekannter Partner ist die Börse Stuttgart, die bereits an einem Krypto-Asset-Marktplatz, namentlich „BSDEX“ arbeitet, sowie bereits mit der App „Bison“ eine Möglichkeit zum Kaufen von Krypto-Assets bietet. Die Solarisbank übernimmt hier den KYC-Prozess bei der Registrierung der Kunden.

Was bedeutet das alles für den Krypto-Sektor?

Diese jüngste Gesetzesänderung stellt eine massive Veränderung dar, da Banken nun in der Lage sind, direkt in den Handel mit Kryptowährungen und weiteren Krypto-Assets einzusteigen und nicht wie bisher lediglich indirekt über Derivate partizipieren können.

Die Vorteile

Diese Erlaubnis für Banken könnte die Adaption von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie im Allgemeinen stark voranbringen. Bisher ist der Einstieg in den Krypto-Sektor immer noch recht kompliziert für die meisten, auch wenn sich hier in den vergangenen Jahren im Bereich der Nutzerfreundlichkeit bereits einiges getan hat. Einen Bank-Account hat so gut wie jeder und wenn Bitcoin und Co. zukünftig einfach im Online-Bereich der eigenen Bank gekauft werden können, werden die Einstiegshürden hier massiv gesenkt.

Zudem sind Banken sehr stark reguliert, unterliegen einer strengen behördlichen Aufsicht und können nicht „machen was sie wollen“, ein Problem, dass dem Krypto-Sektor in der Vergangenheit immer wieder einen zweifelhaften Ruf eingebracht hat. Bei diversen Initial Coin Offerings (das Krypto-Pendant zu einem IPO) wurden Token ausgegeben, die entweder keinen wirklichen Anwendungsfall hatten, kein echtes Problem gelöst haben, oder von vorne herein schlicht Betrug waren. In den meisten Fällen ist der Wert dieser Token seit dem letzten großen Bullrun im Krypto-Sektor um 90 Prozent oder mehr gesunken - ohne irgendeine rechtliche Absicherung für die Investoren (meist ahnungslose Privatleute).

Im stark regulierten Bankensektor würde das anders aussehen, da hier eine größere Hürde für Projekte vorherrschen würde, um überhaupt in die Produktpalette einer Bank aufgenommen zu werden. Langfristig könnte dies also auch den Preis des Bitcoin weiter steigen lassen.

Die Technologie an sich wird dies sicher auch weiter voranbringen, da die Banken, wollen sie den nun Kryptowerte anbieten, sich zwangsläufig intensiv mit der Blockchain beschäftigen müssen, um eine technische Integration zu realisieren. Langfristig könnte dies dafür sorgen, dass auch der Wertpapierhandel und die Abbildung von Vermögenswerten an sich auf die Blockchain verlagert werden. Der Einstieg der Banken, die traditionell als Vermögensverwalter fungieren, könnte diese digitale Transformation schneller voranbringen.

Die Nachteile

Wenn man den Kern-Ansatz der Blockchain-Technologie, bzw. von Kryptowährungen wie Bitcoin, betrachtet - nämlich das Umgehen zentraler Instanzen wie Banken, Versicherungen, etc. durch den Aufbau einer dezentralen Struktur, die die digitale Abbildung (Tokenisierung) und Transferierung von Vermögenswerten auch ohne diese möglich macht - dann ist der Einstieg der Banken in diesem Bereich im Grunde überflüssig, bzw. nicht Sinn der Sache.

Als Einstiegshilfe, bzw. als Anbieter, der das nötige Knowhow und entsprechende Beratung als Service anbietet, damit der Kunde nichts selbst machen muss, ist es sinnvoll, dass Banken bald Kryptowährungen anbieten können - und für die weitere Akzeptanz und Adaption wie bereits argumentiert ebenfalls. Das Problem an der Sache ist jedoch, dass bei der Verwahrung durch die Bank der Kunde nicht im Besitz des „Private Keys“ ist und somit hat er im Grunde nicht die alleinige Kontrolle über seine Krypto-Assets, sondern überlässt sie eben den Händen der Bank. Die durch Dezentralität gewährte Sicherheit ist somit weg.

Wenn man es genau nimmt, ist die alleinige Kontrolle von Bitcoin und Co. durch den Besitz des Private Key der einzige große Nutzen, der einzige große Ansatz, dass die Blockchain lösen will. Wenn man den Private Key besitzt, dann hat man die volle Kontrolle und braucht lediglich ein digitales Gerät mit Internet-Zugang um Kryptowährungen so zu nutzen, wie man normalerweise Geld nutzen würde, nur eben ohne Bank. Krypto-Verwahrung durch Banken hebelt diesen Ansatz komplett aus. Daher sind in Zukunft Krypto-Verwahrdienste durch Banken auf jeden Fall interessant für Anleger, die Kryptowährungen als Investment betrachten und nutzen wollen (und sich nicht selbst um die Verwahrung kümmern wollen). Für den Zweck als dezentrales, bankenunabhängiges Bezahlmittel, oder auch die komplett unabhängige, autonome Verwahrung von Vermögenswerten, ist es jedoch nicht zielführend.

Die genauen Hintergründe, wie die Blockchain und Bitcoin eigentlich funktionieren und was der eigentliche Ansatz dahinter ist, finden Sie in diesen beiden Erklärstücken:

Wie funktioniert die Blockchain

Wie funktioniert Bitcoin

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Iaremenko Sergii / Shutterstock.com

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