Brexit-Verhandlungen, neuer US-Shutdown und Handelsstreit – Kommt das böse Erwachen für die Aktienmärkte am Monatsende?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Februar könnte sich bis zu seinem Ende zu einem wahren Horrormonat für die Aktienmärkte entwickeln. Für die drei akuten Problemherde Brexit, Handelsstreit zwischen China und den USA, sowie dem immer noch in der Schwebe hängenden US-Haushaltsgesetz stehen in den kommenden Tagen wichtige Termine an.

Droht ein neuer US-Shutdown?

Bis Freitag, den 15. Februar, haben Republikaner und Demokraten noch Zeit, sich auf ein neues Haushaltsgesetz zu einigen. Die Fronten sind dabei aufgrund des zentralen Streitpunktes, der Finanzierung der Grenzmauer, weiterhin komplett verhärtet. Trump verlangt, dass darin Mittel für den Bau der Mauer enthalten sind. Die Demokraten lehnen deren Finanzierung ab. Trumps amtierender Stabschef Mick Mulvaney sagte dem Sender NBC am Sonntag, er könne einen erneuten Stillstand von Teilen der Regierung „absolut nicht“ ausschließen.

Mulvaney bekärftigte noch einmal, dass Trump kein Haushaltsgesetz unterzeichnen werde, das kein Geld für die Mauer oder nur eine „absurd niedrige Zahl“ wie etwa 800 Millionen Dollar beinhalte. „Sie können einen Shutdown nicht vom Tisch nehmen und sie können 5,7 Milliarden nicht vom Tisch nehmen“, sagte Mulvaney. Er fügte aber hinzu: „Wenn man irgendwo in der Mitte landet, dann werden Sie wahrscheinlich sehen, dass der Präsident sagt: “ Ja okay. Und dann werde ich das resliche Geld irgendwo anders finden.“

Nach Angaben von Unterhändlern vom Sonntag machen die Verhandlungen keine Fortschritte. „Ich denke, die Gespräche sind ins Stocken geraten“, sagte der Chef-Unterhändler der Demokraten, Senator Richard Shelby, dem Sender Fox News. „Aber wir arbeiten und hoffen, dass wir unser Ziel erreichen können.“ Der demokratische Senator Jon Tester sagte demselben Sender, er habe Hoffnung, dass noch ein Kompromiss erzielt werden könne. Tester wollte aber auch ein Scheitern der Verhandlungen nicht ausschließen.

May will mehr Zeit für weitere Brexit-Verhandlungen

Die totale Unsicherheit über den Brexit schwebt weiter wie ein Damoklesschwert über Europa. Am Sonntag bestätigte eine Sprecherin der britischen Regierung der Deutschen Presse-Agentur, dass Premierministerin Theresa May das Parlament in London noch einmal um mehr Zeit für Nachverhandlungen mit der EU bitten wolle.

Für eine Abstimmung über das weitere Vorgehen ist der 27. Februar vorgesehen. Die Opposition wirft May vor, Zeit zu schinden, um die Abgeordneten kurz vor dem Brexit-Datum am 29. März in einer Friss-oder-stirb-Abstimmung vor die Wahl zwischen ihrem Vertrag mit der EU und einem ungeregelten Brexit zu stellen.

May will spätestens am Mittwoch eine Erklärung im Parlament über den Stand der Verhandlungen abgeben. Sollte das Parlament May am Donnerstag mehr Zeit gewähren, wäre das bereits die zweite Verlängerung seit der krachenden Niederlage für ihren Brexit-Deal Mitte Januar. Bisher lehnt die EU jegliche Änderung am Brexit-Abkommen kategorisch ab.

Handelsstreit - Zollfrist läuft am 1. März aus

Der Waffenstillstand zwischen China und den USA läuft noch bis zum Ende des Monats. Derzeit finden weitere Verhandlungen in Peking statt, die zunächst auf untergeordneter Ebene ablaufen. Die US-Delegation wird vom stellvertretenden Handelsbeauftragten Jeffrey Gerrish angeführt. Am Donnerstag und Freitag sollen dann dessen Chef Robert Lighthizer und US-Finanzminister Steven Mnuchin dazu stoßen.

US-Präsident Donald Trump stört sich am hohen Defizit seines Landes im Warenaustausch mit China und wirft der Volksrepublik unfaire Handelspraktiken und Diebstahl geistigen Eigentums vor. China weist die Anschuldigungen zurück. Beide Seiten haben sich in dem seit Monaten schwelenden Streit, der die Weltwirtschaft belastet, bereits mit hohen Strafzöllen überzogen. Zuletzt hatte es Ende Januar Gespräche in Washington gegeben. Trump hat ein persönliches Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping vor Ablauf des Ultimatums ausgeschlossen.

Aktienmärkte können Erholungskurs nicht halten

Die seit Wochen herrschende Unsicherheit auf der weltpolitischen Bühne, sowie schwächelnde Konjunkturdaten belasten die globalen Aktienmärkte zunehmend.

Deutsche Werte, US-Werte und der Euro Stoxx 50 im Monatsverlauf

Nachdem sowohl der Dax und seine kleineren Pendants M- und SDax, als auch die führenden US-Indizes, sowie der Euro-Stoxx 50 in der zweiten Januarhälfte eine deutliche Erholung erfahren haben, ging es im Februar wieder zunehmend nach unten, wie im ersten Chart zu sehen.

Deutsche Werte, US-Werte und der Euro Stoxx 50 im Jahresverlauf

Seit Herbst letzten Jahres haben die abgebildeten Indizes mit einem starken Kursrückgang zu kämpfen. Der Dax beispielsweise hat seit Oktober um über 10 Prozent nachgegeben. Auch der Dow fiel bis Dezember um über 15 Prozent und liegt derzeit immer noch mit 5 Prozent im Minus. Die an allen Fronten pessimistischen Ausblicke geben vorerst keine Hoffnung auf einen langfristigen Aufwärtstrend.

(Onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Romolo Tavani / Shutterstock.com

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