Continental: Morgen wird es ernst – Hauptversammlung und vorläufige Zahlen stehen auf dem Programm

onvista · Uhr

Morgen könnte es ungemütlich werden für die Vorstandsetage des Autozulieferers und Reifenherstellers. Continental hat derzeit mit der Schwäche auf den Automärkten zu kämpfen. An diesem Freitag (26. April) legt Conti auf der Hauptversammlung in Hannover erste Eckdaten für das abgelaufene erste Quartal vor. Sollten die nicht im erwarteten Rahmen liegen, dann könnte es einge Fragen der Aktionäre geben.

Umbruch zerrt an den Kräften

Conti steckt derzeit wie viele andere Konzerne in der Klemme: Die Branche muss viel Geld ausgeben für neue Technologien rund um den Elektroantrieb und Software für das autonome Fahren – und gerade jetzt bricht der jahrelang so verlässlich und rasant wachsende chinesische Automarkt ein. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die weltweite Autoproduktion wieder etwas aufhellen – aber auch das vor allem, weil die Vergleichsquartale 2018 so schwach ausgefallen waren. Die Schwäche in China wegen des Zollstreits zwischen Peking und den USA sowie die abflauende Produktion in Europa treffen Conti vor allem in der Autozuliefersparte.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Positive Signale von der Konkurrenz

Reifenrivale Michelin konnte im ersten Quartal vor allem bei den Nutzfahrzeugreifen punkten, die Lkw-Märkte haben in Nord- und Südamerika weiter einen guten Lauf. Bei Conti macht das Geschäft mit Reifen und Kunststoffteilen den Großteil des operativen Gewinns aus, insbesondere in der Auto-Schwächephase derzeit stützen die höheren Margen der Sparte – wenn auch die Reifenerstausrüstung ebenfalls unter der Marktschwäche leidet.

Aufspaltung kommt weiter vorwärts

Für die zweite Jahreshälfte strebt der Dax-Konzern weiter einen Teilbörsengang seiner Antriebssparte Vitesco an. Ob die Marktbedingungen für Autowerte dann besser sind und ob das Geschäft attraktiv genug für Investoren ist, muss sich erst noch erweisen. Conti will ohnehin die Mehrheit an Vitesco behalten, das auch die Elektroantriebe beinhaltet, auch wenn sich Conti-Chef Elmar Degenhart in der Autozulieferung vor allem auf die zukunftsträchtigeren Felder wie Elektronik, Sensorik und Software konzentrieren will. Zuletzt hatte Volkswagen einen Teilbörsengang seiner Lkw-Sparte Traton wegen ungünstiger Marktbedingungen vorerst abgeblasen.

Die bisherige Prognose

Angesichts der Lage an den Märkten geht Conti beim Ausblick vorsichtig zu Werke. Der Konzern erwartet währungsbereinigt 45 bis 47 Milliarden Euro Umsatz und rechnet mit einer bereinigten Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern zwischen 8 bis 9 Prozent. Die Marge in der Reifensparte dürfte ebenso wie in der Autozuliefersparte vom Vorjahreswert zurückgehen. Mit Reifen und Kunststoff macht Conti den Löwenanteil des Gewinns.

Die Experten sind nicht wirklich begeistert

Analyst Marc-René Tonn von Warburg Research rechnet mit einem „sehr schwachen Jahresauftakt“. Die Jahresprognose sei aber noch erreichbar. Der Experte geht davon aus, dass die weltweite Autoproduktion im ersten Quartal mit minus 5,9 Prozent noch stärker eingebrochen ist als von Conti zuvor geschätzt. Ein Umsatzrückgang sollte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern erheblich belastet haben.

Das Unternehmen könne Gefahr laufen, die eigenen Ziele 2019 nur am unteren Ende zu erreichen, konstatierte JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Zudem könnten Zukäufe die Marge in der Reifen- und Kunststoffsparte belastet haben.

Insgesamt gehen die sieben von Bloomberg befragten Experten im Schnitt von einem geringen Umsatzrückgang von 1,2 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro aus. Beim operativen Ergebnis aber dürfte die Malaise deutlicher werden, dieses taxieren die Analysten bei 808,7 Millionen Euro 23,6 Prozent tiefer als ein Jahr zuvor.

Stoppen die Eckdaten den Aufschung der Aktie?

Im laufenden Jahr hat das Papier verlorenen Boden gutgemacht und rund ein Viertel gewonnen. Wegen des deutlichen Absturzes im vergangenen Jahr – unter anderem wegen zwei Gewinnwarnungen – hat die Aktie auf Sicht von zwölf Monaten aber noch immer ein Minus von einem Drittel verbucht. Das Rekordhoch von 257,40 Euro Anfang 2018 ist beim derzeitigen Kurs von rund 150 Euro ohnehin noch in weiter Ferne. Das Management in Hannover hofft auch, durch den geplanten Teilbörsengang den Wert des Unternehmens zu steigern.

onvista/dpa-AFX

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER AM WOCHENENDE PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Foto: Birgit Reitz-Hofmann / Shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel