DAX bleibt gelassen ++ Allianz hat keine Angst vor Italien ++ Adobe überrascht erneut

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Auch die Hexen können den deutschen Leitindex heute nicht aus der Ruhe bringen. Die Damen mit den Zauberfähigkeiten waren es wohl auch, die am Donnerstag die Rally im DAX ausgelöst haben. Eigentlich kam ja alles wie erwartet. Die Fed hat die Zinsen erhöht und zwei weitere Anhebungen angekündigt und die EZB hat die Füße still gehalten. Große Überraschungen blieben aus.

Trotzdem hat der deutsche Leitindex, beflügelt von einem schwächelnden Euro, aufs Gaspedal gedrückt. Die Entwicklung hat wohl einige institutionelle Anleger auf dem falschen Fuß erwischt und sie mussten schnell handeln, was den Anstieg im DAX weiter befeuert haben dürfte. Große Bewegungen dürften wir daher heute am Hexensabbat nicht mehr sehen, da bereits am Donnerstag viele große Adressen ihre Positionen geschlossen haben dürften.

Damit dürften jetzt wieder verstärkt Unternehmensnachrichten in den Fokus der Anleger geraten. Hier gibt es ja auch direkt gute Nachrichten. Adobe hat gute Zahlen für das 2. Quartal vorgelegt. Davon dürften heute auch die deutschen Tech-Werte profitieren, da die Nasdaq den Donnerstag auf Rekordniveau beendet hat.

Davon könnte heute besonders Infineon profitieren, da Goldman Sachs das Kursziel für Infineon von 28,50 auf 29,90 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen hat. Analyst Alexander Duval erhöhte in einer Studie der US-Investmentbank seine Umsatzprognosen moderat, reduzierte aber seine Schätzungen für den Gewinn je Aktie. Die Änderungen seien aber nicht wesentlich und änderten nichts an seiner grundlegenden Einschätzung der Papiere.

Die deutsche Bundesbank könnte sich aber heute als Spielverderber erweisen. Sie wird skeptischer was die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft angeht. „Die Unsicherheiten für den Ausblick sind erheblich höher einzustufen als zuvor“, erklärte Notenbank-Präsident Jens Weidmann heute. Die Gefahren für die Exportwirtschaft überwögen mittlerweile die Auswirkungen einer voraussichtlich expansiveren Fiskalpolitik in Deutschland. Der Handelsstreit mit den USA hatte zuletzt viele Unternehmen verunsichert.

Die Bundesbank erwartet für 2018 jetzt nur noch einen kalenderbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 2,0 Prozent. Im Dezember hatte sie noch 2,5 Prozent geschätzt. Ihre Vorhersage für 2019 und 2020 hob sie dagegen leicht an. Für nächstes Jahr wird nun ein Wachstum von 1,9 (bisher: 1,7) Prozent und für 2020 von 1,6 (1,5) Prozent erwartet.

Insgesamt rechnet die Bundesbank aber noch mit einer guten Konjunktur. Die bereits hohe Auslastung der Wirtschaft ziehe bis 2020 weiter an. „Zusammengenommen ergibt sich das Bild einer andauernden Hochkonjunkturphase, in der sich die zunehmenden angebotsseitigen Engpässe in kräftigen Lohnzuwächsen und in einer stärkeren Binneninflation niederschlagen“, erklärte Weidmann.

Der DAX nimmt die Nachrichtenlage heute gelassen zur Kenntnis und startet mit einem klitzekleinen Plus in den Handelstag.

Allianz hat Italien-Risiken im Griff

Die Kursverluste italienischer Staatsanleihen haben Europas größten Versicherer Allianz bisher kaum getroffen. „Wir haben die Ausweitung der Risikoprämien auf uns zukommen sehen und schon im Vorfeld der Wahlen unsere Investitionen in italienische Staatsanleihen vorsichtshalber zurückgenommen“, sagte der neue Allianz-Deutschlandchef Klaus-Peter Röhler dem „Handelsblatt „Wir sind in der Allianz Gruppe mit nur drei Prozent unserer Anlagen in diesen Papieren investiert – und halten das Risiko verbunden mit italienischen Anleihen für beherrschbar.“

Die Branche gehört zu den größten institutionellen Anlegern. Nach Angaben der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa entfallen 35 Prozent der Investitionen von Assekuranzen auf Unternehmensanleihen und mehr als 30 Prozent auf Staatsanleihen.

Adobe profitiert weiter von der Cloud

Der US-Softwarekonzern hat dank einer kräftigen Nachfrage nach seinen Clouddiensten Gewinn und Umsatz gesteigert.

Die Erlöse legten im zweiten Quartal um 24 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar zu, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Gewinn stieg um 77 Prozent auf 663,2 Millionen Dollar. Es war bereits das achte Quartal in Folge, dass die Zahlen besser ausfielen als von Reuters befragte Analysten erwartet hatten.

Vor allem das Creative-Cloud-Angebot, in dem unter anderem die populäre Fotobearbeitungssoftware Photoshop enthalten ist, kam bei den Kunden gut an. Der Konzern hat sein Geschäftsmodell von Lizenzverkäufen auf Web-Abos umgestellt und erzielt damit kontinuierlichere und berechenbarere Einnahmen.

Kurz und knapp:

K+S: Die Deutsche Bank des Kaliproduzenten von „Sell“ auf „Hold“ hochgestuft und das Kursziel von 18 auf 25 Euro angehoben. Die Gewinndynamik des Salz- und Düngerherstellers habe sich verbessert, schrieb Analystin Virginie Boucher-Ferte in einer am Freitag vorliegenden Studie. Sie hob ihre Schätzungen für das Ergebnis je Aktie (EPS) 2019 und 2020 an.

Facebook: Kommunikationschef Elliot Schrage hat seinen Rücktritt bei dem von einem Datenskandal erschütterten sozialen Netzwerk eingereicht. „Nach mehr als einem Jahrzehnt bei Facebook habe ich entschieden, ein neues Kapitel in meinem Leben zu beginnen“, verkündete der 57-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Er werde der Facebook-Führung um Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg bei der Suche nach einem Nachfolger helfen und danach als Berater im Unternehmen bleiben.

Steinhoff: Der Investor und Karstadt-Eigner Rene Benko schluckt eine österreichische Tochter des ins Wanken geratenen Handelskonzerns Steinhoff. Er übernimmt Kika/Leiner, womit eine Insolvenz des zweitgrößten österreichischen Möbelhändlers in letzter Sekunde verhindert wird. Laut der Tageszeitung „Österreich liegt der Kaufpreis bei 450 Millionen Euro. 100 Millionen Euro sollen demnach als Finanzspritze in das operative Geschäft gesteckt werden.

PKW-Absatz: Der europäische Automarkt ist im Mai nach einem robusten Vormonat nur schwach gewachsen. Die Zahl der Neuzulassungen in der Europäischen Union stieg im Jahresvergleich um 0,8 Prozent auf rund 1,4 Millionen Fahrzeuge, wie der Branchenverband Acea am Freitag mitteilte. Das Wachstum seit dem Jahresanfang liege damit bei 2,4 Prozent.

Der Absatz hat im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat in allen wichtigen Märkten außer in Deutschland und Italien zugelegt: In Spanien ging es um 7,2 Prozent bergauf, in Großbritannien um 3,4 Prozent und in Frankreich geringfügig um 0,1 Prozent. In Deutschland dagegen ging es um 5,8 Prozent bergab, in Italien sanken die Verkaufszahlen um 2,8 Prozent.

Unter den deutschen Herstellern steigerte Volkswagen seine Verkäufe konzernweit um 4,2 Prozent. Bei Daimler gingen die Verkäufe hingegen um 5,3 Prozent zurück, und BMW musste einen Rückgang um 6,0 Prozent verbuchen.

Von Markus Weingran

Foto: Matyas Rehak / Shutterstock.com

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