DAX sucht verzweifelt positive Signale ++ Deutsche Bank wohl raus aus dem EuroStoxx 50 ++ Brenntag gefragt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

So sehr Anleger auch suchen, viele gute Nachrichten lassen sich heute nicht finden. Die Berichtssaison ist auch so gut wie durch, lediglich ein paar Nachzügler, wie Bayer am Mittwoch, öffnen noch ihre Bücher.

Zudem hat die Wall Street heute aufgrund eines Feiertages geschlossen. Da fällt es dem DAX sehr schwer dem Handelstag etwas Positives abzugewinnen. Eher das Gegenteil ist der Fall, alte Probleme rücken wieder verstärkt in den Vordergrund.

Der weiter schwelende internationale Handelskonflikt ist wieder zurück in den Köpfen der Anleger. Die Gespräche mit Kanada wurden am Freitag abgebrochen. Und US-Präsident Donald Trump stellte am Wochenende sogar das das Ende des nordamerikanischen Freihandelsabkommen in den Raum. Zudem wendet sich Trump laut Windt auch wieder China und Europa zu.

Bereits in der neuen Woche könnten die Vereinigten Staaten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg im Streit mit China die nächste Eskalationsstufe zünden und weitere Zölle verhängen. Zudem blitzte die EU mit ihrem Angebot einer gegenseitigen Abschaffung von Autozöllen bei Trump zunächst ab: Die Offerte von EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sei „nicht gut genug“.

Die Unberechenbarkeit des amerikanischen Präsidenten dürfte daher diese Woche die Handelstage verstärkt beeinflussen. Da Anleger aber nicht so gerne überrascht werden, ist zum Start in den September eher Vorsicht angesagt. Was noch erschwerend hinzu kommt, der September genießt unter den Börsianer keinen guten Ruf. Er gilt als schlechtester Börsenmonat des Jahres.

Da wundert es nicht, dass der DAX heute auf der Hut ist. Er startet mit 12.345,58 Punkten in den September, ein Minus von 0,19 Prozent.

Stühlerücken im EuroStoxx 50

Der deutsche Gashersteller und Anlagenbauer Linde steht vor der Aufnahme in den EuroStoxx 50. Die Deutsche Bank hingegen und der Versorger Eon werden den Eurozonen-Leitindex wohl im September verlassen müssen.

Mit ihnen wird außerdem wahrscheinlich auch der französische Baustoff-Hersteller Saint Gobain gehen. Der Börsenwert reicht nicht mehr aus. Vor allem der Aktienkurs der Deutschen Bank offenbart ein dramatisches Bild: Allein seit Jahresbeginn hat das Papier im EuroStoxx knapp 37 Prozent eingebüßt. Erst Ende Juni fiel es auf ein Rekordtief von 8,755 Euro.

Mit der spanischen Amadeus IT Group, dem Luxusgüterhersteller Kering und Linde sind laut dem Index-Experten Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg derzeit drei Nicht-Mitglieder unter den besten 40 auf der Auswahlliste zum EuroStoxx 50 platziert. Diese werden voraussichtlich die Nachfolger werden und ab Montag, 24. September, im Index vertreten sein.

Der italienischen Großbank Unicredit dürfte dagegen die Rückkehr nicht gelingen. Die Deutsche-Börse-Tochter Stoxx Ltd. gibt die Änderungen am Montag, 03. September, nach Börsenschluss bekannt.

Post-Tochter baut Geschäft in der Schweiz aus

Die Post in der Schweiz erhält Konkurrenz im boomenden Paketmarkt. Der deutsche Paketdienst DHL plant ein eigenes Netz mit 1000 Abholstellen. Ab September wird die Tochter der Deutschen Post alle Privathaushalte beliefern.

„DHL wird die Präsenz in der Schweiz massiv ausbauen“, kündigte Günter Birnstingl, Leiter der neu gegründeten Gesellschaft, im Interview mit der „SonntagsZeitung“ an. Ziel sei es, hierzulande hinter der Post die Nummer zwei zu werden.

Konkret ist der Aufbau von 1000 Abholstellen vorgesehen. Dazu zählen sollen Tankstellen, Apotheken und Bäckereien. Wichtigster Partner ist die Supermarktkette Spar. Heute beliefert DHL Express in der Schweiz vor allem Unternehmen. Die neue Gesellschaft DHL Parcel Switzerland fasst nun Privathaushalte ins Auge.

Konkurrenz machen will der deutsche Logistiker der Schweizerischen Post auch beim Preis. „Wir werden den Kunden bei vergleichbarer Leistung gegenüber der Konkurrenz einen Kostenvorteil bieten“, sagte Birnstingl weiter. Dumpingpreise werde es aber nicht geben.

In den Ballungszentren will DHL die Lieferung am Samstag und bis 20 Uhr ohne Aufpreis anbieten. Das dürfte vor allem die Versandhändler freuen, denn die Post verrechnet ihnen für diesen Service Extrakosten, die sie bisher oft an die Kunden weitergegeben haben. Auch der Paketversand für Private soll in mehreren Fällen preiswerter werden, weil sich der Preis nach der Grösse des Pakets richtet und nicht nach dem Gewicht.

Kurz & knapp:

Brenntag: Die Schweizer Großbank UBS hat Brenntag von „Neutral“ auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel von 50 auf 60 Euro angehoben. Nach fünf durchwachsenen Jahren rechnet Analyst Rory McKenzie beim Chemikalienhändler wieder mit nachhaltigem einstelligen Wachstum beim operativen Ergebnis. Die Bewertung spiegle die verbesserten Aussichten noch nicht wider, schrieb er in einer am Montag vorliegenden Studie.

Novartis: Der Gesundheitskonzern will die operative Gewinnmarge in der Pharmasparte weiter verbessern. „Wir wollen spätestens bis in fünf Jahren ins Mittelfeld der Wettbewerber vordringen, Richtung 35 Prozent“, sagte Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“.

Im zweiten Quartal hatte der Pharmariese die operative Kerngewinnmarge um 1,2 Prozentpunkte auf 32,2 Prozent erhöht. „Unsere oberste Priorität war es noch nie, den Gewinn zu maximieren. Das wird auch so bleiben. Primär wollen wir innovative Medikamente entwickeln“, sagte Reinhardt weiter.

Medigene: Die Anleger werden nach dem Rücktritt des Finanzchefs am Montag vorsichtiger. Der bisherige Finanzvorstand Thomas Taapken tritt aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. Nähere Angaben zu den Gründen gab es nicht. Taapken hatte den Posten seit Anfang 2017 bekleidet. Die Aktie startet mit einem Minus von fast 5 Prozent in den Handelstag.

Von Markus Weingran / dpaAFX

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