Deutsche Exporte brechen so stark ein wie seit 30 Jahren nicht

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Die deutschen Exporte sind wegen der Coronakrise so drastisch eingebrochen wie seit mindestens 30 Jahren nicht mehr.

Die Ausfuhren sanken im März um 11,8 Prozent zum Vormonat, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Dies sei der "größte Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im August 1990". Bei den Importen gab es mit 5,1 Prozent das größte Minus zum Vormonat seit Januar 2009. "Die hohe internationale Verflechtung der Wirtschaft wird dem Exportsektor in Corona-Zeiten zum Verhängnis", sagte Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe und signalisierte, dass es schlimmer komme dürfte. "Noch ist die Messe hier nicht gelesen."

Insgesamt exportierten die deutschen Unternehmen Waren im Wert von 108,9 Milliarden Euro in die Welt. Das ist ein Rückgang von 7,9 Prozent zum März 2019. Nach dem gesamten ersten Quartal steht ein Minus von 3,3 Prozent zu Buche. "Die deutsche Warenausfuhr wurde im März zwischen zwei schweren Mühlsteinen aufgerieben", erklärte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. "So spürten die deutschen Exporteure nicht nur die coronabedingte Schwäche des chinesischen Marktes, sondern auch das immer stärkere Wegbrechen ihres europäischen Heimatmarktes." Während im kommenden Monat die Impulse aus China wieder zunehmen sollten, "werden sich die Bremseffekte in Europa nochmals verschärfen".

Die desaströsen Außenhandelsdaten seien aber nicht nur Ausdruck einer stillgelegten Produktion, sondern spiegelten auch ein Versandproblem wider, sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. "Das Exportgeschäft wird von unterbrochenen Logistikketten erschwert oder unmöglich gemacht." Fertige Ware könne stellenweise nicht in den Versand nach Übersee gegeben werden, weil auf den Weltmeeren der Schiffsverkehr ins Stocken geraten sei.

Die Coronakrise dürfte bei der exportlastigen Wirtschaft auch im April für einen massiven Einbruch gesorgt haben. Die gesamte Wirtschaft steht 2020 vor einer tiefen Rezession. Die EU-Kommission sagt für Deutschland einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 6,5 Prozent voraus.

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