DIHK-Umfrage - Brexit stimmt deutsche Firmen deutlich pessimistischer

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Der Brexit stimmt die deutschen Unternehmen so pessimistisch wie noch nie seit der Entscheidung Großbritanniens zum EU-Austritt.

60 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage im Vereinigten Königreich als schlecht, nur zehn Prozent als gut, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht. Damit hat sich das Bild massiv verdüstert. 2020 hatten nur 36 Prozent der Firmen von einer schlechten Lage gesprochen. 57 Prozent rechnen dieses Jahr mit einer weiteren Verschlechterung, nur sieben Prozent mit einer Verbesserung. Die Unternehmen - der DIHK hat insgesamt rund 1200 Antworten bekommen - verweisen vor allem auf zusätzliche Zollbürokratie und Probleme in der Logistik. Hinzu kommen rechtliche Unsicherheiten.

Großbritannien ist vergangenes Jahr aus der Europäischen Union ausgetreten. Seit Anfang 2021 gilt vorläufig das erst an Weihnachten ausgehandelte Handels- und Kooperationsabkommen, das für Unternehmen zahlreiche Änderungen bringt. "Der DIHK geht davon aus, dass deutsche Unternehmen nun jährlich rund zehn Millionen Zollanmeldungen einreichen müssen."

Seit dem Brexit-Referendum Mitte 2016 hat Großbritannien bereits deutlich an Bedeutung verloren für die deutsche Wirtschaft. Das gegenseitige Handelsvolumen summiert sich momentan auf rund 103 Milliarden Euro. Damit ist das Vereinigte Königreich nur noch der achtwichtigste Handelspartner. 2017 rangierte es noch auf Platz fünf.

Deutsche Unternehmen haben über 160 Milliarden Euro im Vereinigten Königreich investiert. Jeder sechste Konzern plant nun aber eine Verlagerung ihres Engagements oder hat dies bereits getan. "Bei der ersten Erhebung im Jahr 2017 hatten nur neun Prozent der Befragten entsprechende Absichten geäußert." Die Gelder werden vor allem zurück nach Deutschland oder in andere EU-Länder, die Schweiz und Norwegen verlagert.

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