Dogecoin: 14.000 Prozent Plus seit Jahresbeginn – ein genauerer Blick auf den Wahnsinn um die Satire-Kryptowährung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dogecoin bleibt ein Kuriosum, selbst für Krypto-Verhältnisse. In den letzten 24 Stunden hat die Satire-Kryptowährung erneut einen Sprung um gut 16 Prozent gemacht, nachdem es in den zurückliegenden 7 Tagen um 145 Prozent nach oben gegangen war. Doch so richtig verrückt wird es erst, wenn man sich die Performance der vergangenen Monate anschaut. Im Zeitraum des letzten Monats ist Dogecoin um über 1000 Prozent gestiegen. Seit Jahresanfang sind es unfassbare 14.000 Prozent. Hätte man am ersten Januar 2021 1000 Dollar in die Kryptowährung gesteckt, bei einem Preis von 0,004656 Dollar, würde man jetzt auf einem Betrag von über 200.000 Dollar sitzen. Derzeit notiert die Kryptowährung bei rund 0,67 Dollar und ist von der 1 Dollar Marke nun nicht mehr so weit entfernt. Auf einen Chart verzichten wir an dieser Stelle, da die Linie ohnehin ein vertikaler Strich nach oben wäre. Selbst die enorm starke Performance von Ethereum von 360 Prozent seit Jahresbeginn verblasst zur Bedeutungslosigkeit angesichts dieser Kursgewinne.

Was passiert da mit der Spaß-Kryptowährung?

Den jüngsten Anstieg könnte man mit dem geplanten Auftritt von Tesla-CEO Elon Musk in NBCs „Saturday Night Live“ erklären, da die Dogecoin-Anhänger hoffen, dass Musk über die Kryptowährung sprechen wird, die in der Vergangenheit so oft Objekt seiner Späße auf Twitter war und den Hype massiv angeheizt hatte. Vor seinem Auftritt hat Musk bereits einen entsprechenden Tweet abgesetzt, in welchem er sich selbst als den „Dogefather“, also den Vater von Dogecoin bezeichnet.

Screenshot, Chart oder sonstiges SchmuckbildQuelle: Twitter


Über die letzten Monate hatten vor allem Elon Musk, aber auch andere reichweitenstarke Persönlichkeiten aus der Finanz- und Internetwelt den Hype um Dogecoin zusätzlich befeuert, indem sie die Kryptowährung - oft auf scherzhafte Weise - thematisiert hatten. Doch auch weitere Wellenbewegungen wie ein allgemeiner Aufruf zum Kauf auf der Social-Media-App TikTok im vergangenen Jahr hatten vor allem viele jüngere Menschen dazu animiert, Geld in die Kryptowährung zu stecken.

Aufgrund seines Alters und der weiten Verbreitung ist Dogecoin auf den meisten Kryptobörsen gelistet. Jedoch hat auch der Retail-Broker Robinhood die Kryptowährung ins Sortiment aufgenommen und den Zugang damit um ein Vielfaches einfacher gemacht. Somit ein weiterer Faktor, der den Preis von Dogecoin antreibt, denn auch viele Nutzer von eher auf die jüngere Zielgruppe anvisierten Trading-Apps haben noch nicht den Weg in den nativen Krypto-Sektor gefunden. Zudem hat auch die jüngst an der Börse debütierte, größte Kryptobörse der USA, Coinbase, Dogecoin nun gelistet, ebenso wie Gemini, die von den Winkelvoss-Zwillingen gegründete Krypto-Handelsplattform, sowie der Online-Broker Etoro.

Die Performance des gesamten Krypto-Marktes ist spätestens seit September 2020 ebenfalls wieder im Bullen-Modus und die alten Warnungen einer Manie und Blasenbildung werden seitdem wieder häufig ausgerufen. Doch diesmal erkennt man bei der Entwicklung von Bitcoin, Ethereum und Co. eine gewisse Reife, denn die Nachfrage wird in diesem bullischen Zyklus sehr stark von institutioneller Seite angetrieben. Mehr und mehr Unternehmen, Hedgefonds und andere Finanzdienstleister sehen in Bitcoin eine echte Alternative als Wertspeicher und Investment und gehen entsprechend langfristig mit ihrem Kapital in das Asset. Die im Vergleich zu den früheren bullischen Zyklen weniger starken Korrekturbewegungen, die weiterhin präzise laufenden Preisentwicklungsmodelle und vor allem auch die Adaption von Bitcoin und Co. sprechen zumindest momentan nicht für eine Überhitzung oder gar eine Blase. Aufgrund der mittlerweile erreichten Größe und der der Tatsache, das viel des zirkulierenden Kapitals mittlerweile aus dieser Richtung kommt, wird es zunehmend unwahrscheinlicher, dass Bitcoin überhaupt noch von solchen aus dem Internet geborenen Manien derart beeinflusst werden kann.

Dogecoin als Spielball der Privatanleger

Ganz anders sieht es jedoch bei Dogecoin aus. Während der letzte große Hype aus dem Jahr 2017 noch den ganzen Kryptomarkt in Exzesse hat ausufern lassen und komplett auf den Schultern von Privatinvestoren getragen wurde, scheint sich die Manie diesmal fast komplett auf ein Asset zu fokussieren - Dogecoin. Die Marktkapitalisierung beläuft sich mittlerweile auf einen Wert von 83 Milliarden Dollar. Das ist mehr als Coinbase derzeit mit 55 Milliarden auf sich vereint und auch mehr als doppelt so viel, wie beispielsweise das der Deutschen Bank (27 Milliarden) und der Commerzbank (7 Milliarden) zusammen.

Da jedoch - und im Falle von Dogecoin sogar mit Absicht - keinerlei wirklicher Anwendungszweck hinter Dogecoin steckt und die gesamte Nachfrage auf der beschriebenen Euphorie beruht, ist ein Crash früher oder später äußerst wahrscheinlich, wenn nicht sogar unausweichlich. Die Frage ist nur, ob er isoliert innerhalb des Dogecoin-Universums stattfindet, oder sich negativ auf den restlichen Kryptomarkt auswirkt. Selbst wenn das der Fall sein sollte, dürfte dies jedoch höchstens temporär sein, da der Gesamtmarkt mittlerweile ebenfalls enorm gewachsen ist und Dogecoin keinen zu signifikanten Teil ausmacht.

Noch eine positive These: Da sich die Manie diesmal auf Dogecoin zu konzentrieren scheint, bleibt der mittlerweile reifere Gesamtmarkt diesmal vielleicht verschont von einem Crash wie 2018 und kann langsamer aber dafür nachhaltiger wachsen und der traditionellen Finanzwelt weiter Konkurrenz machen.

Was ist Dogecoin?

Dogecoin hat nie ernste Absichten gehabt. 2013 wurde der Coin als ein Scherz ins Leben gerufen, während einer Zeit als der Kryptomarkt noch sehr jung war und Projekte aus dem Boden geschossen sind. Dogecoin sollte als eine Art Sartire der vielen Projekte betrachtet werden, die oft ohne wirklichen Usecase, wirtschaftliche Grundlage und in vielen Fällen einzig und allein mit der Absicht auf den Markt geworfen wurden, um den Preis schnell in die Höhe zu treiben und Gewinne einzufahren. Als eine Art Symbol für den Humor der Internet- und speziell der Krypto-Community, aufgrund seiner technisch doch überraschend soliden Funktionsweise und mittlerweile auch aufgrund der Liquidität hat Dogecoin bis heute überlebt und hunderte von anderen Krypto-Projekten überdauert, die nach anfänglichen Hypes in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind.

Kann Dogecoin eine Zukunft haben?

Man muss Dogecoin als das betrachten was es ist. Ein Scherz, der zum Kult geworden ist und als eine Art Maskottchen oder Symbol für den ganz eigenen Charakter der Internet-, Krypto-, und Meme-Community gesehen werden kann. Der Wert ist eher wie bei Kunst zu charakterisieren: er liegt im Auge des Betrachters und ist mit viel Geschichte und Emotionalität verbunden. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist die momentane Marktkapitalisierung komplett absurd und kann auch als Warnzeichen für die Manie an den Märkten hergenommen werden. Dass der Dogecoin ganz verschwindet oder komplett wertlos wird, ist aufgrund seiner Historie und der Emotionalität der Anleger jedoch ebenso unwahrscheinlich.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Stanslavs / Shutterstock.com

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