Drei Fragen an Bernecker: Krempelt Lagarde die EZB um, was läuft bei BASF und wieder zu viel Euphorie bei Tesla?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach der Überraschung bei Tesla und den langfristigen Chancen, den Amtsantritt von Christine Lagarde und den BASF-Ergebnissen.

onvista-Redaktion: Die Tesla-Aktie wird nach den Zahlen überschwänglich gefeiert - Ist das zu viel des Guten?

Tesla bleibt der Pionier der E-Mobility. Erstmals mit schwarzen Zahlen, also einem Gewinn von 143 Mio. € im letzten Quartal. Zum Geschäftsmodell gehört eine hohe Volatilität, die vorerst für alles rund um E-Mobility gilt. Aber: Tesla wird nicht alleine bleiben können. Dazu reicht die Größe nicht aus und darin liegt die Spannung: Wer wird irgendwann Partner von Tesla? Ein Kauf kommt nicht infrage, denn ein Marktwert von über 45 Mrd. € lässt sich nicht rechnen. Aber ein Deal mit einem anderen Autokonzern lässt sich in allen Varianten rechnen. Ausgenommen sind Japaner und Chinesen, wer bleibt übrig? Ich bleibe long.

onvista-Redaktion: BASF hat weiter seine Probleme aber die Erwartungen übertroffen - Wie sollten Anleger mit der Aktie verfahren?

BASF-Chef Brudermüller legt die Probleme der BASF heute überzeugend dar. Chemie ist ein Konjunkturprodukt. Entscheidend ist, wie BASF sich in diesem Umfeld neu aufstellen wird, um die Effizienz der verschiedenen Konzernteile deutlich zu verbessern. Ggf. mit Ausgliederung und Börsengang, wie für Wintershall DEA geplant, und zwei anderen Varianten, in dem Börsengänge eine Möglichkeit darstellen. BASF ist dennoch kein Renner, aber ein zuverlässiger Indikator dafür, wie man mit sehr viel Wissen rundum in der Chemie deutlich mehr machen kann. Wahrscheinlich auch auf dem Gebiet der Nutzung der CO2-Neutralisierung oder -Verarbeitung. Die Fantasie bleibt beschränkt.

onvista-Redaktion: Donnerstag war Mario Draghis letzte EZB-Sitzung. Ab November übernimmt Christine Lagarde. Wird sie die aktuelle EZB-Politik ändern?

Die Periode Mario Draghi ist zu Ende. Damit auch die mit ihm verbundene Politik der superlockeren Geldmengensteuerung nebst Zinsen. Die neue Spitze ist französisch und wie französische Geld- und Kreditpolitik funktioniert, ist einerseits über Jahrzehnte zurück nachzuvollziehen und andererseits gegen die zu stellen, die in Deutschland als Bundesbankstrategie das Vorbild darstellt. Die politische Hegemonie der Franzosen ist jedenfalls etabliert. Eine unkontrollierte Ausweitung der Verschuldung wird es nicht geben. Aber eine kontrollierte und expansive Politik, die den französischen Vorstellungen entspricht. Dafür steht auch die deutsche Vertreterin im EZB-Rat. Madame Lagarde steht für elegante Kompromisse, keine Gegensätze, aber geschicktes Spielen mit den Kräften, die sowohl im Zentralbankrat mit 19 Sitzen vertreten sind, und dem europäischen Interesse als Gemeinschaft. Ich erwarte durchaus spannende Zentralbanksitzzungen nach einer Anstandsfrist von vielleicht drei Monaten.

Vielen Dank für Ihre Antworten Herr Bernecker!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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