Drei Fragen an Bernecker: SPACs als interessante Alternative, ist ein Investment in den Luftfahrt-Sektor jetzt sinnvoll und kommt der „Superzyklus“ an den Rohstoffmärkten?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe haben wir nach einer Einschätzung zu einem möglichen Superzyklus an den Rphstoffmärkten gefragt, ob der Trend zu SPACs auch in Deutschland Fuß fassen kann und ob es wirklich sinnvoll ist, jetzt in die gebeutelten Wirtschaftssektoren wie die Luftfahrtbranche zu investieren.

onvista-Redaktion: In den USA sind SPACs seit längerem wieder ein Trend. Jetzt soll auch nach einem Jahrzehnt wieder ein SPAC an die Frankfurter Börse kommen. Risikokapitalinvestor Klaus Hommels will mit seinem Lakestar SPAC1 einen ungeschliffenen Diamanten in Europa finden. Eine spannende Geschichte und vielleicht der Anstoß für mehr SPACs am Frankfurter Parkett?

Die neue Form der Firmenfinanzierungen über SPACs ist eine interessante Erweiterung. Sie ist allerdings das Ergebnis der jüngsten Zeit, wo einige sehr hektische Bewegungen in New York die wichtigste Ursache sind. Der erste SPAC von Lakestar, als SPAC1 bezeichnet, macht Sinn. Der Initiator Klaus Hommels ist ein Veteran des Neuen Marktes und wir kennen uns persönlich seit dieser Zeit. In den vergangenen Jahren war er umfangreich als Investor tätig, so auch bei Spotify und Xing nebst anderen, und weiß deshalb, wie man solche Emissionen oder Finanzmäntel sinnvoll aufbaut. Der Börsengang mit 8-facher Überzeichnung ist vielleicht etwas üppig, aber nachvollziehbar. Ich gehe davon aus, dass er das Investitionsobjekt, das anschließend in den Mantel eingebracht wird, ausreichend solide, aber auch anspruchsvoll ausgesucht hat. Ich spiele mit.

onvista-Redaktion: Analysten richten ihren Blick wieder vermehrt auf den Luftfahrt- und Tourismus-Sektor, der entgegen eines derzeit stagnierenden Gesamtmarktes wieder aufholt. Ist ein Engagement jetzt wirklich schon sinnvoll oder nur das Ergebnis mangelnder Alternativen, da der Rest zu hoch bewertet ist?

Die Wette des vergangenen Jahres dreht sich nun in das Gegenteil. In der ersten Phase der Pandemie wurden umfangreiche Sektoren und Unternehmen voll getroffen und beinahe zum Stillstand gebracht. Dazu gehörten alle Airlines, Hotels, Kreuzfahrer oder Casinos, große Teile des Einzelhandels etc. Die Gewinner waren wiederum alle rund um den Schlüsselbegriff E-Kommerz, deren Kurse sich verdoppelt und verdreifacht haben. Nun geht es um das Gegenteil, nämlich Rückkehr zur Normalität. Wie der Ablauf genau festzustellen ist, mag noch zu diskutieren sein, aber die Rückkehr zur Normalität ist eine sichere Annahme. Deshalb ging es diesmal besonders simpel zu: Alle Corona-Verlierer sind ebenso ein Kauf, wie alle bisherigen Corona-Gewinner ein Verkauf sind. Das Gleichgewicht wird sich erst Ende des Jahres herausstellen. Das ist Börse!

onvista-Redaktion: An den Rohstoffmärkten ist derzeit die Rede von einem möglichen neuen Superzyklus, da das Angebot knapp ist, die Nachfrage aufgrund der anziehenden Konjunktur und der erwarteten, heftigen Aufbauprogramme wieder steigt. Wie sehen Sie die These eines neuen Superzyklus für Rohstoffe?

Die Entwicklung an den Rohstoffmärkten hat nur indirekt mit der Pandemiekrise zu tun. Darin stecken sowohl spekulative Erwartungen als auch realwirtschaftliche Erkenntnisse. Bis zur Stunde steht lediglich fest: Die Nachfrage nach Rohstoffen, insbesondere Metallen von Stahl bis Kupfer etc., enthält einen großen Nachholbedarf, da sämtliche Verarbeiter ihre Lagerhaltung in den kritischen Monaten des vergangenen Jahres auf den geringsten Stand zurückgefahren haben, der irgendwie möglich war. Dem folgt nun der Aufbau zur Normalität.

An den Terminmärkten wurde diese Erwartung spekulativ sehr hoch gewichtet, indem die Tagesumsätze im Termingeschäft teilweise das 7- bis 8-Fache des Kassageschäftes erreichten. Solche Übertreibungen gehören zu den Rohstoffmärkten, aber sind genau zu beobachten. Typischerweise lässt sich dies am Kupfer am besten nachvollziehen. Hier liegt die augenblickliche Relation Termin zu Kassa bei etwa dem 6-Fachen als Schnittgröße der letzten drei Wochen. Also:

Den überzogenen Terminpreisen folgen demnächst saftige technische Korrekturen und erst dann beginnt der nachhaltige Trend für alle Rohstoffpreise entsprechend den tatsächlichen Bedürfnissen der Industrie.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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