Flatexdegiro: Anleger nehmen nach enttäuschendem Ausblick Reißaus – coronabedingter Tradingboom schwächt sich langsam ab

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Nach ersten Zahlen von Flatexdegiro für 2021 und einem Ausblick auf das laufende Jahr ist der Aktienkurs des Online-Brokers am Donnerstag stark unter Druck geraten. Er büßte gut 9 Prozent auf unter 20 Euro ein und lag abgeschlagen am Ende des SDax der kleineren Börsentitel.

„Die Entwicklung im vierten Quartal lag zwar im Rahmen der Unternehmensziele, aber unter unseren Annahmen“, sagte ein Händler. Das gelte sowohl für die Kundenzahlen als auch für die Transaktionen. Das wiederum dürfte erheblich niedrigere Marktschätzungen nach sich ziehen. Positiv sei das für 2022 in Aussicht gestellte Wachstumsziel für die Kundenzahl.

Im abgelaufenen Jahr wuchs die Zahl der Kundenkonten bei Flatexdegiro um 55 Prozent auf 2,06 Millionen. Die abgewickelten Transaktionen legten um 21 Prozent zu. Mit den Rekordwerten erfüllte das Unternehmen die Erwartungen des Managements. Vorstandschef Niehage hatte seine Prognose im Jahresverlauf zweimal angehoben und sich zuletzt mehr als 2 Millionen Kunden und mehr als 90 Millionen Transaktionen zum Ziel gesetzt. Die Zahl der Kunden lag Ende 2021 bei 2,04 Millionen.

Der Handelsboom an den Börsen in der Corona-Krise hat Flatexdegiro stark in die Karten gespielt. Im vergangenen Jahr habe jeder Kunde im Schnitt etwa 55 Transaktionen vorgenommen, hieß es in der Mitteilung. Nach Einschätzung des Managements dürfte es auf diesem Niveau aber nicht weitergehen: Für 2022 rechnet Flatexdegiro mit durchschnittlich 40 bis 45 Transaktionen je Kunde.

„Das Management stützt diese Erwartung auf konservative Annahmen bezüglich der diesjährigen Marktvolatilität“, hieß es zur Begründung. Schließlich sei 2021 gerade wegen des Booms im ersten Quartal ein außergewöhnliches Jahre gewesen, sagte Finanzchef Muhamad Chahrour am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Dennoch hält der Vorstand an seinen Wachstumsplänen fest. So habe das Unternehmen die Grundlagen für ein künftiges „exponentielles Kundenwachstum gelegt“, sagte Niehage. Dazu soll auch der provisionsfreie Handel für wichtige Produkte und Märkte der Sparte Degiro beitragen. Für das Jahr 2026 peilt Flatexdegiro weiterhin ein Wachstum auf sieben bis acht Millionen Kunden an.

Schon wenn das zuletzt wieder normalisierte Handelsumfeld anhalte, würde dies für das untere Ende der Prognose für das Kundenwachstum im laufenden Jahr reichen, sagte Chahrour. „Angesichts der zahlreichen Wachstumsmaßnahmen, die wir 2021 ergriffen haben, um das Kundenerlebnis und unser Produktangebot zu verbessern, bin ich jedoch sehr zuversichtlich, dass diese zu einer deutlichen Beschleunigung des Wachstums unserer Kundenaccounts beitragen werden.“

Auf vorläufige Zahlen zu Umsatz und Ergebnissen für 2021 müssen die Flatexdegiro-Aktionäre noch bis Ende Februar warten, wie Finanzchef Chahrour sagte. Den Jahresabschluss will das Unternehmen am 29. März veröffentlichen.

Flatexdegiro ist mit seinen Angeboten in 18 europäischen Ländern vertreten. Zu den wichtigsten Märkten gehören Deutschland, die Niederlande und Österreich. Besonders starkes Wachstum erwartet das Management in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, der Schweiz, Irland und Großbritannien.

Flatex wurde 1999 von dem Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch („Der Aktionär“) gegründet. 2009 ging das Unternehmen an die Börse, 2020 übernahmen die Frankfurter ihren niederländischen Konkurrenten Degiro und benannten sich in Flatexdegiro um. Zuletzt wurde das fusionierte Unternehmen an der Börse mit rund 2,2 Milliarden Euro bewertet.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: JMiks / Shutterstock.com

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