GESAMT-ROUNDUP: EU rauft sich in Corona-Krise zusammen - Papst feiert allein

dpa-AFX · Uhr

BERLIN/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Kurz vor Ostern hat die Europäische Union als Reaktion auf die Corona-Krise ein Rettungspaket mit einem Volumen von fast einer halben Billion Euro für gefährdete Länder, Unternehmen und Jobs geschnürt. "Heute ist ein großer Tag europäischer Solidarität und auch Stärke", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz, nachdem er nach heftigem Streit gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen die Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht hatte. Unterdessen treten die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise immer deutlicher zutage - nicht nur in Deutschland.

EU-FINANZMINISTER EINIGEN SICH AUF RETTUNGSPAKET

Das Paket der EU-Finanzminister vom späten Donnerstagabend enthält drei Elemente: vorsorgliche Kreditlinien des Eurorettungsschirms ESM, ein Garantiefonds für Unternehmenskredite der Europäischen Investitionsbank EIB und das von der EU-Kommission vorgeschlagene Kurzarbeiter-Programm namens "Sure". Das Streitthema Corona-Bonds wurde zunächst ausgeklammert - vor allem Deutschland sperrt sich gegen eine "Vergemeinschaftung von Schulden".

MERKEL SIEHT HOFFNUNGSSCHIMMER - SPAHN BLICKT AUF OSTERN

Kurz vor den Ostertagen sieht Kanzlerin Angela Merkel in der Corona-Krise zwar Grund zur Zuversicht, hält eine schnelle Rückkehr zur Normalität aber nicht für möglich. Die Zahlen zur Ausbreitung des Virus gäben "Anlass zu vorsichtiger Hoffnung", sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte, dass das Verhalten der Bundesbürger über Ostern entscheidend dafür sei, ob es Lockerungen der Maßnahmen geben könne: "Bleiben wir auch übers Wochenende konsequent, wird die schrittweise Rückkehr zur Normalität wahrscheinlicher."

MEHR ALS 113 000 CORONA-INFEKTIONEN IN DEUTSCHLAND

Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen sind in Deutschland inzwischen 113 525 Infektionen erfasst, 2373 Todesfälle bei an Covid-19 erkrankten Menschen wurden registriert. Die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle liegt nach Expertenschätzungen auch in Deutschland weitaus höher. RKI-Chef Lothar Wieler hält die ergriffenen Maßnahmen für wirksam, sieht aber noch keinen Grund zur Entwarnung. "Von einer Entspannung kann man noch nicht wirklich ausgehen", sagte Wieler am Donnerstag.

BUND RECHNET MIT MILLIARDEN-BEDARF AN SCHUTZMASKEN

Die Bundesregierung sieht angesichts der Corona-Krise Bedarf an Milliarden von Schutzmasken. Für Deutschland bestehe über alle Varianten von einfachen Alltagsmasken bis zu Spezialmasken für medizinisches Personal ein Bedarf von mehreren Milliarden Stück innerhalb von Monaten, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nach einer Sitzung des Corona-Kabinetts am Donnerstag in Berlin. Der Bedarf werde dauerhaft ansteigen und für lange Zeit hoch bleiben.

650 000 BETRIEBE MELDEN KURZARBEIT AN

Die Zahl der Betriebe, die in der Corona-Krise Kurzarbeit angemeldet haben, ist auf 650 000 gestiegen. Das gab die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg bekannt. Dies bedeute eine Steigerung um rund 40 Prozent gegenüber dem jüngsten Vergleichswert. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte jüngst eine allgemeine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ins Spiel gebracht und angekündigt, mit Arbeitgebern und Gewerkschaften darüber zu reden. Der DGB fordert eine deutliche Aufstockung, Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warnte dagegen vor einer Erhöhung.

TEILE DER SCHÜLERSCHAFT DROHEN ABGEHÄNGT ZU WERDEN

Die Coronakrise gefährdet die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit an den Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das ist die zentrale Aussage des aktuellen "Schul-Barometers", das am Freitag vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz veröffentlicht wurde. "Bereits vorhandene Unterschiede vergrößern sich. Bessere Schulen kommen mit der Krise besser zurecht", sagte Instituts- und Studienleiter Prof. Stephan Huber.

NIEDRIGSTE TOTENZAHL SEIT ENDE MÄRZ IN SPANIEN

Spanien hat im Kampf gegen das Coronavirus am Freitag die niedrigste Zahl neuer Todesfälle seit dem 24. März verzeichnet. Innerhalb von 24 Stunden seien 605 verstorbene Patienten erfasst worden, die Gesamtzahl belaufe sich nun auf rund 15 800, teilte das Gesundheitsministerium mit. Im ebenfalls stark von der Pandemie betroffenen Italien will die italienische Regierung die Ausgangsverbote für die Bürger nach Medienberichten bis zum 3. Mai verlängern.

CORONA-KRISE SETZT US-JOBMARKT ZU

Wegen der Zuspitzung der Pandemie haben in den Vereinigten Staaten in der dritten Woche in Folge Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. In der Woche bis zum 4. April wurden 6,6 Millionen solcher Anträge registriert, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die US-Notenbank Fed will der Wirtschaft noch stärker helfen. Sie kündigte am Donnerstag an, über verschiedene Kreditprogramme insgesamt bis zu 2,3 Billionen Dollar (2,1 Billionen Euro) in die Wirtschaft zu pumpen.

PAPST FEIERT OSTERN OHNE PILGER

Normalerweise reisen Tausende Gläubige aus aller Welt für die traditionelle Kreuzweg-Prozession am Karfreitag nach Rom - in diesem Jahr wollte Papst Franziskus sie wegen der Corona-Krise alleine begehen. Auch die Messen zum Osterfest und den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" am Sonntag (12.00 Uhr) wird das Oberhaupt der katholischen Kirche ohne Pilger feiern. Diese Festgottesdienste werden unter anderem im Internet übertragen.

DREI RAUMFAHRER TROTZ PANDEMIE ZUR ISS GEFLOGEN

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen sind drei Raumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS geflogen. Die Sojus-Kapsel mit den Russen Anatoli Iwanischin, Iwan Wagner und dem US-Astronauten Christopher Cassidy an Bord dockte am Donnerstagnachmittag nach sechs Stunden Flugzeit planmäßig am Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe an. Die Crew war seit gut einem Monat in Quarantäne gewesen - zum Schutz vor dem Virus.

FORMEL 1 ENTWIRFT NOTFALL-KALENDER

Die Notfallsaison der Formel 1 mit immer noch satten 19 Rennen könnte in Europa beginnen - ohne Zuschauer, wenn es sein muss, und am besten schon im Juli. Dieses Szenario streben die Spitzen der Rennserie laut Formel-1-Sportchef Ross Brawn an. Spätestens aber im Oktober soll die Motorsport-Königsklasse wieder zurück auf die Strecke kommen, sonst dürfte auch die Mindestanzahl von acht Rennen für eine Weltmeisterschafts-Wertung in diesem Jahr nicht mehr erfüllbar sein./haw/DP/he

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