Griechen glauben nicht an hartes Handeln der EU im Türkei-Konflikt
ATHEN (dpa-AFX) - Politische Beobachter und griechische Medien gehen davon aus, dass auch beim aktuellen EU-Gipfel keine härteren Sanktionen gegen die Türkei verhängt werden. "Europa zögert, Erdogan greift an", titelte am Donnerstag zum Auftakt des Gipfels die griechische Tageszeitung "Kathimerini". Und weiter: Die EU scheine eine "lauwarme Reaktion auf die vielfältigen Aggressionen der Türkei in den vergangenen zwei Monaten vorzubereiten".
"Ich erwarte keine schmerzhaften Sanktionen", sagte auch Konstantinos Filis, Direktor des Athener Instituts für Internationale Beziehungen, dem Sender ANT1. Dafür gebe es zu viele starke EU-Länder, die etwa ein Waffenembargo nicht wünschten. Solch ein Embargo hatte Athen wegen des Erdgaskonflikts mit der Türkei in den vergangenen Wochen wiederholt gefordert. Die EU habe der Türkei genug Zeit eingeräumt, die "Provokationen" im östlichen Mittelmeer einzustellen, hieß es seitens der griechischen Regierung.
Griechenland und auch Zypern werfen der Türkei vor, in Meeresgebieten nach Erdgas zu suchen, die nach internationalem Seerecht nur von ihnen selbst ausgebeutet werden dürften. Die Türkei argumentiert, dass sie das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen nie unterschrieben habe und die erkundeten Zonen zum türkischen Festlandsockel gehörten. Zudem hätten kleine griechische Eilande, aber auch große Inseln wie Kreta und Rhodos nur sechs Seemeilen Hoheitsgewässer und keinen Festlandsockel.
Die EU hatte die türkischen Aktionen in den Meeresgebieten wiederholt scharf kritisiert und der Türkei wiederholt mit Sanktionen gedroht./axa/DP/eas