Infineon: Q2 im Rahmen der Erwartungen ++ Siemens Healthineers: Gutes Quartal übertrumpft aufgehobenen Ausblick ++ HelloFresh: Prognose und Aktie ziehen an

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Heute steigt der große „Autogipfel“ in Berlin. Bundesregierung und Branche beraten ab 10:30 über die schwierige Lage der deutschen Schlüsselindustrie in der Corona-Krise. An einer Videokonferenz nehmen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Bundesminister teil, dazu Vertreter der großen deutschen Hersteller wie VW, Daimler und BMW, des Autoverbandes VDA sowie der IG Metall.

Die „Autoländer“ Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg wollen die schwache Nachfrage mit Kaufprämien für Autos wieder ankurbeln. Auch die Hersteller hoffen auf Hilfe vom Staat. Die Branche befindet sich ohnehin in einem schwierigen Umbruch hin zu alternativen Antrieben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte aber deutlich gemacht, bei dem Treffen sei noch keine Entscheidung über spezielle Anreize für die Branche zu erwarten.

Die speziellen Anreize für die Autobranche werden allerdings sehr kontrovers diskutiert. Viele Ökonomen sehen in einer Kaufprämien nicht den richtigen Weg. „Eine Autokaufprämie ergibt ökonomisch keinen Sinn, setzt falsche industriepolitische Anreize und nützt dem Klimaschutz nicht“, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, am Dienstag. „Wer die deutsche Automobilindustrie unterstützen will, tut dies am besten mit erweiterten Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionen und mit einer großzügigen Förderung der Forschung und Entwicklung.“ Die Probleme vieler Hersteller mit ihren Lieferketten, die durch Schließungen von Fabriken im In- und Ausland, Grenzkontrollen und das Wegbrechen von Flugfrachtkapazität gestört sind, würden durch Subventionen nicht beseitigt. Auch könnten Autos zu guten Konditionen gekauft oder geleast werden.

Der Bund soll der von der Coronakrise gebeutelten Autobranche nach dem Willen von Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen mit Kaufprämien von bis zu 4000 Euro helfen. „Wir haben eine gemeinsame Vorgehensweise vereinbart“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag.

Dax erholt sich

Freundliche Vorgaben der US-Börsen haben am Dienstag den deutschen Aktienmarkt stabilisiert. Nach einem zweitägigen deutlichen Kursrutsch legte der Dax kurz nach dem Börsenstart um 1,66 Prozent auf 10.640,89 Punkte zu. Für den MDax ging es um 1,85 Prozent auf 22.846,20 Punkte nach oben. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, stieg um 1,77 Prozent auf 2.866,35 Punkte.

„Das zurückeroberte Kursniveau von 10.600 Punkten ist kein Anzeichen von relativer Stärke, sondern lediglich dem nachlassenden Verkaufsdruck geschuldet“, erklärte Andreas Lipkow, Marktexperte der Comdirect Bank die Dax-Erholung. Die meisten Anleger befänden sich weiter eher auf dem Rückzug, da die derzeitige politische Lage kaum kalkulierbar sei. Die deutsche Wirtschaft kämpfe weiter mit den Folgen der Corona-Krise und laufe Gefahr, abermals im Handelskonflikt von USA und China zwischen allen Stühlen zu sitzen.

Am Donnerstag hatte der deutsche Leitindex auch wegen sehr düsterer Prognosen der EZB mehr als zwei Prozent eingebüßt. Am Montag – nach dem Feiertag am Freitag – kamen dann die Furcht vor einem Wiederaufflammen des Handelskonflikts sowie sehr schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone infolge der Corona-Krise hinzu und es ging um weitere 3,6 Prozent abwärts.

Infineon: Chipproduzent schlägt sich wacker

Im abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal schnitt Infineon in etwa wie von Experten erwartet ab. Der Umsatz stieg von 1,916 Milliarden Euro im Vorquartal auf 1,986 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis sank hingegen von 297 auf 274 Millionen Euro. Die Marge fiel von 15,5 auf 13,8 Prozent. Ohne Sondereffekte wäre sie allerdings leicht gestiegen.

Der Chiphersteller Infineon rechnet wegen der Corona-Krise mit einem Umsatzrückgang in diesem Jahr. 2020 dürften die Erlöse mit 7,6 Milliarden Euro um 5 Prozent unter dem Vorjahreswert liegen, teilte das Unternehmen am Montagabend in Neubiberg mit. Inklusive des übernommenen US-Konzerns Cypress soll der Umsatz bei 8,4 Milliarden liegen, plus oder minus 5 Prozent. Die Segmentergebnismarge soll dann bei 12 Prozent liegen.

Bei den Investitionen will sich Infineon im laufenden Jahr zurückhalten. Sie sollen auf 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro sinken. Beim freien Zahlungsmittelfluss rechnet Infoneon wegen der Cypresss-Übernahme mit einem deutlich negativen Ausgang. Ohne die Übernahme dürfte der Wert hingegen bei plus 100 bis 300 Millionen Euro liegen.

Im dritten Quartal soll der Umsatz zwischen 1,9 und 2,3 Milliarden Euro liegen. Bei der Segmentergebnis-Marge wird ein positiver mittlerer einstelliger Prozentwert erwartet.

Vonovia: Guter Start ins neue Geschäftsjahr

Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höhere Mieteinnahmen haben Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia auch im Auftaktquartal 2020 mehr Gewinn beschert. Zudem profitierte der Dax-Konzern von seinem Wohnungsbestand, von Neubauten und Dachaufstockungen, aber auch von seinen Dienstleistungen rund um die Gebäude. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte Vonovia.

Im ersten Quartal erhöhte sich das operative Ergebnis (FFO) im Jahresvergleich um 10,5 Prozent auf 335,5 Millionen Euro, wie die im Dax notierte Gesellschaft am Dienstag in Bochum mitteilte. Die Mieteinnahmen stiegen in den ersten drei Monaten bei einem weiterhin geringen Leerstand um rund 12,3 Prozent auf 564 Millionen Euro. Die Miete erhöhte sich im Schnitt auf 6,94 Euro pro Quadratmeter – das waren 5,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig steckte Vonovia mit 452,7 Millionen Euro deutlich mehr in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung.

Siemens Healthineers: Q2 übertrifft die Erwartungen

Der Medizintechnikkonzern hat trotz der Corona-Krise ein robustes zweites Quartal erzielt und die Analystenerwartungen übertroffen. Dabei profitierte das Unternehmen von guten Geschäften in der Bildgebung und der personalisierten Medizin, wie die Siemens-Tochter am Dienstag in Erlangen mitteilte. Die Diagnostiksparte litt hingegen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie unter fehlenden Patienten. Die Talsohle sieht das Unternehmen im dritten Geschäftsquartal, den Ausblick für das am 30. September endende Geschäftsjahr zog Healthineers zurück.

Der Umsatz stieg im zweiten Geschäftsquartal um 5,1 Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Euro. Das vergleichbare Wachstum betrug 3,3 Prozent. Die Krise im Zusammenhang mit dem Corona-Virus belasteten den vergleichbaren Umsatz mit etwa 4 Prozentpunkten, wie Healthineers erklärte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 6 Prozent auf 659 Millionen Euro. Nach Steuern verdiente das Unternehmen mit 414 Millionen Euro 9 Prozent mehr.

Hello Fresh: Kochboxen weiter der Renner

Das Geschäft beim Kochboxenlieferant boomt in der Corona-Krise weiter. So erhöht der Konzern seine Erwartungen für Erlöse und Ergebnisse deutlich. Im laufenden Jahr erwartet Hellofresh trotz der Unsicherheiten rund um die Covid-19-Pandemie nun ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 40 bis 55 Prozent statt wie bisher angepeilt 22 bis 27 Prozent, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Vom Umsatz sollen vor Sonderposten, Zinsen, Steuern und Abschreibungen 6 bis 10 Prozent als Gewinn übrig bleiben. Bisher standen 4 bis 5,5 Prozent bei der bereinigten Ebitda-Marge im Plan. Im ersten Quartal bescherte die hohe Nachfrage Hellofresh unter dem Strich einen auf die Aktionäre entfallenden Gewinn von 39,7 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 46,1 Millionen Euro Verlust gemacht.

Kurz & knapp:

SAP:  Der Softwarekonzern trennt sich von seiner Sparte für Cloud-basierte Kommunikationsprodukte. SAP Digital Interconnect (SDI) werde für 225 Millionen Euro an das schwedische Unternehmen Sinch AB verkauft, teilte SAP am Dienstag mit. SDI bietet unter anderem in seinen Geschäftsbereich „Programmierbare Kommunikation“ Kundenbindung über Kanäle wie SMS, Push-Nachrichten, E-Mail, WhatsApp- und WeChat-Nachrichten sowie Viber an. Dazu kommen noch die Bereiche „Carrier Services“ mit einer Reihe von geschäftskritischen Diensten für Mobilfunkbetreiber und „Cloud Solutions“ für Unternehmen. SDI hat seinen Hauptsitz in der San Francisco Bay Area, hieß es weiter.

Total: Der französische Ölkonzern streicht nach einem herben Gewinneinbruch in der Corona-Krise seine Investitionen zusammen. Mit 14 Milliarden Dollar (12,8 Miliarden Euro) will das Unternehmen in diesem Jahr fast ein Viertel weniger investieren als im Februar angekündigt, wie es bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag in Paris mitteilte. Im ersten Quartal blieb Total wegen der eingebrochenen Nachfrage und des abgesackten Ölpreises nur noch knapp in der Gewinnzone. Der Überschuss sackte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 99 Prozent auf 34 Millionen Dollar nach unten.

Hypoport: Der Finanzdienstleister ist zum Jahresauftakt kräftig gewachsen. Zudem zog auch das operative Ergebnis deutlich an. Der Umsatz sei um rund 30 Prozent auf mehr als 100 Millionen Euro gestiegen, teilte das im SDax notierte Unternehmen überraschend am Dienstag in Berlin mit. Auch beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe der Anstieg rund 30 Prozent betragen. Er sei auf mehr als zehn Millionen Euro gestiegen. Detaillierte Zahlen für das erste Quartal will das Unternehmen, das Plattformen zur Vermittlung von Krediten und Versicherungen anbietet, wie geplant am 11. Mai vorlegen.

LPKF Laser: Der Laserspezialist peilt nach dem wie angekündigt schwachen ersten Quartal eine leichte Besserung an. Im laufenden Dreimonatszeitraum dürfte der Umsatz 28 bis 33 Millionen Euro betragen, wie das im SDax notierte Unternehmen am Dienstag in Garbsen mitteilte. Im ersten Quartal war der Erlös gegenüber dem Vorjahreswert um 46 Prozent auf 19,5 Millionen Euro abgerutscht. LPKF hatte einen Wert in dieser Größenordnung bereits angedeutet. Vor Zinsen und Steuern fiel mit 2,4 Millionen Euro sogar ein Verlust an nach einem operativen Gewinn von 6,1 Millionen vor einem Jahr. Das war aber etwas besser als zunächst mit bis minus 5 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Auch hier soll es im zweiten Quartal wieder aufwärts gehen, dann rechnen die Niedersachsen mit einem positiven Wert von 1 bis 4 Millionen Euro. Unter dem Strich standen im ersten Quartal ebenfalls rote Zahlen, der Verlust lag bei 1,8 Millionen Euro nach einem Gewinn von 4,4 Millionen ein Jahr zuvor.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Lukassek / shutterstock.com

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