Konjunktur: Finanzvorstände sehen Wirtschaft in Deutschland kippen ++ Stabilus: Solide Zahlen ++ LEG: Gewinnziele für 2020 erhöht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Positive Signale im Handelsstreit zwischen den USA und China machen am Freitag einen neuen Angriff auf das Jahreshoch im Dax möglich, nachdem er gestern noch leicht abgeben musste. Die Devisenexperten der Commerzbank verwiesen auf Aussagen von Larry Kudlow, Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, dass das Teilabkommen im Handelsstreit zwischen den USA und China nur noch ‚wenige Federstriche‘ benötige. „Das war genau das, was nötig war, um die gedrückte Marktstimmung der letzten Tage aufzuhellen“, schrieben sie. Allerdings entspreche dies ziemlich genau der Rhetorik von Finanzminister Steven Mnuchin. Dieser habe ein Abkommen zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften schon vor Monaten als „zu 99 Prozent“ fertig bezeichnet.

FED sieht keine Gefahr für US-Konjunktur durch Handelskrieg

Der Zollkonflikt bringt laut der Notenbank Fed die im internationalen Vergleich robuste US-Konjunktur nicht aus der Spur. Die Auswirkungen des Streits hätten zwar zu der leichten Rezession in der Industrie beigetragen, räumte Fed-Chef Jerome Powell am Donnerstag vor dem Haushaltsausschuss des US-Repräsentantenhauses ein. Doch betrachte man die Gesamtwirtschaft, seien die negativen Effekte derzeit nicht so groß. Andere Industrie-Staaten überstrahle die US-Konjunktur gegenwärtig sogar wie ein Stern: „Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession erhöht wäre“, sagte Powell bei der Anhörung.

Finanzvorstände sehen deutsche Wirtschaft kippen

In deutschen Konzernen ist die Bereitschaft zu Investitionen und Einstellungen von Mitarbeitern nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte auf ein Siebenjahrestief gesunken. „Für Deutschland erwarten 59 Prozent der Finanzvorstände eine schlechtere Lage in einem Jahr, nur 8 Prozent von ihnen eine bessere“, heißt es in einer in München veröffentlichten Studie. Deloitte hatte im September weltweit 1300 Finanzvorstände befragt, darunter 145 Finanzchefs deutscher Unternehmen mit einem Jahresumsatz ab einer halben Milliarde Euro.

„Vor allem die Investitionsbereitschaft ist eingebrochen und befindet sich das erste Mal seit 2012 im negativen Bereich. Ähnliches gilt für die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen“, sagte Deloittes Chefvolkswirt Alexander Börsch. Sehr pessimistisch sei die Stimmung in der Autoindustrie, im Maschinenbau und in der Chemieindustrie: Vor allem in diesen Branchen gehe die Investitionsbereitschaft stark zurück. Bei den Einstellungen sei das Bankwesen noch zurückhaltender als die Automobilindustrie. Konsumgüterindustrie und Immobilienbranche hielten sich noch im neutralen Bereich.

Bei den Risiken für deutsche Unternehmen gab es eine deutliche Verschiebung: „Eine sinkende Inlandsnachfrage ist für fast zwei Drittel der Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten ein hohes Risiko. Sie verdrängt die für eine lange Zeit dominierenden Faktoren der geopolitischen Risiken und des Fachkräftemangels als neues Top-Risiko“, heißt es in der Studie.

Ein Lichtblick sei die Digitalisierung, in die viele Unternehmen nach wie vor investieren wollten. Niedrige Zinsen als Investitionstreiber sehen die befragten Finanzvorstände dagegen eher als ineffektiv. Nur jeder 25. Finanzchef würde deswegen mehr investieren.

Auch für Europa stehen die Zeichen laut Umfrage auf Abkühlung. Die Umsatz- und Margenerwartungen der Finanzvorstände für ihre Unternehmen sanken auf den niedrigsten Stand seit 2015.

VW beschließt Investitionen bis 2024 – Neue Audi-Spitze?

Der Aufsichtsrat von Volkswagen will am Freitag die geplanten Investitionen des weltgrößten Autoherstellers über die nächsten fünf Jahre beschließen. Am Vormittag beraten die Mitglieder des Kontrollgremiums über das entsprechende Vorstandskonzept. Danach (14.30 Uhr) wollen der Vorsitzende Hans Dieter Pötsch sowie Betriebsratschef Bernd Osterloh und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Mitaufseher zusammen mit Konzernchef Herbert Diess Einzelheiten in einer Pressekonferenz erläutern.

Im vergangenen Jahr hatte die VW-Spitze für den bevorstehenden Fünfjahreszeitraum fast 44 Milliarden Euro allein für E-Mobilität, autonomes Fahren, Mobilitätsdienste und Digitalisierung auf den Weg gebracht. Das war etwa ein Drittel der verplanten Gesamtmittel. Für die Periode 2020 bis 2024 wird nun mit weiteren Zuwächsen gerechnet.

Die Kontrolleure könnten zudem den Ex-BMW-Vorstand Markus Duesmann zum neuen Audi-Chef berufen. Da BMW den Manager schon im April 2020 ziehen lasse, könnte er dann die Führung der VW-Tochter übernehmen, hieß es aus Branchenkreisen. Offiziell bestätigt ist das noch nicht. Diess hatte den einstigen BMW-Einkaufsvorstand bereits 2018 aus München abgeworben. Sein Vertrag verbietet Duesmann eigentlich, vor Oktober 2020 für Wettbewerber zu arbeiten – es sei denn BMW gibt ihn frei.

Unternehmensmeldungen kurz und knapp:

LEG: Vorzeitige Refinanzierungen und die jüngsten Wohnungszukäufe lassen den Immobilienkonzern LEG zuversichtlicher für das kommende Jahr werden. 2020 soll der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO 1) auf jetzt auf 370 Millionen bis 380 Millionen Euro steigen. Zuvor hatte LEG eine Spanne von 356 bis 364 Millionen Euro auf dem Zettel. Wie bisher geplant soll der operative Gewinn 2019 auf 338 bis 344 Millionen Euro zulegen. In den ersten neun Monaten wuchs der operative Gewinn (FFO 1) im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 259,1 Millionen Euro. Die Miete auf vergleichbarer Fläche stieg um 2,9 Prozent auf durchschnittlich 5,82 Euro pro Quadratmeter.

Stabilus: Für das Papier des Autozulieferers Stabilus ging es nach vorgelegten Zahlen auf Tradegate um rund 3 Prozent hoch. Ein Händler sprach von soliden Zahlen und leicht positiven Aussagen zu 2020. Allerdings erwarteten sich Analysten im Verlauf der an diesem Tag ebenfalls anstehenden Telefonkonferenz noch etwas mehr Klarheit rund um die Ziele für das kommende Jahr. Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan hob hervor, dass das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) im abgelaufenen Geschäftsjahr leicht über seiner als auch der Konsensschätzung lag. Das Unternehmen habe „einen guten Job gemacht“, lobte er. Skeptisch blieb er aber hinsichtlich der hohen Margenerwartung für das kommende Geschäftsjahr. Einige Einsparungen dürften nicht nachhaltig und die Margen 2020 verletzlicher sein, falls der zyklische Gegenwind andauere. Er hofft sich daher im Verlauf der Telefonkonferenz mehr Klarheit rund um die 2020er Ziele.

Norma Group: In den Blick könnte noch eine Abstufung der HSBC rücken. Die britische Investmentbank senkte ihr Anlageurteil für die Aktie der Norma Group nach der Erholungsrally von „Buy“ auf „Hold“, beließ das Kursziel aber zugleich unverändert auf 41 Euro. Analyst Jörg-Andre Finke verwies auf spürbaren Gegenwind für das Wachstum des Verbindungstechnikspezialisten und Autozulieferer durch die maue Konjunktur der Autobranche.

Apple: Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für Apple von 280 auf 290 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf „Overweight“ belassen. Während viele Investoren die Services Apple Music, Apple Pay, Apple Arcade und Apple TV+ als noch unterentwickelte Geldquellen identifiziert hätten, sei vor allem die bislang noch von vielen unterschätzte Möglichkeit, Werbeerlöse zu generieren, eine große Chance für den iPhone-Hersteller, schrieb Analyst Samik Chatterjee in einer am Freitag vorliegenden Studie. Der Experte erhöhte seine Gewinnprognose (EPS) für das Jahr 2021.

(onvista/dpa-AFX/reuters)

Titelfoto: gguy / Shutterstock.com

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