Kursrutsch bei US-Tech-Aktien belastet deutschen Aktienmarkt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

An der Wall Street sind Aktien der Tech-Giganten abgerutscht wie lange nicht. Das drückt zum Wochenauftakt auf die Stimmung der Anleger in Europa.

Massive Kursabschläge der US-Technologieaktien verderben den Anlegern am deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt die Laune. Bis zum Mittag verlor der Dax rund 1 Prozent auf unter 12.700 Punkte, nachdem er am Freitag noch über 12.800 Zähler geklettert war. Damit steht der Index zwar weiterhin nur unweit seines jüngst erreichten Rekordhochs. Die deutlichen Verluste der Technologiewerte-Indizes an der Wall Street haben aber auch Anleger am deutschen Aktienmarkt aufhorchen lassen. Der Technologiewerte-Index TecDax Hinzufügen fiel dagegen um sogar um mehr als 2 Prozent auf 2260 Zähler.

Am Freitag hatte der Nasdaq Composite 1,8 Prozent auf 6208 Punkte eingebüßt, der Nasdaq 100 sackte gar um 2,4 Prozent auf 5742 Zähler ab. Beide Indizes waren seit Jahresbeginn deutlich stärker gestiegen als Dow und S&P 500, die vor dem Wochenende leicht zulegten. Ein Experte vermutete eine Umschichtung aus Technologie- in Bankaktien als Grund für die auseinander laufende Entwicklung der Standardwerte- und Tech-Indizes.

Tech-Giganten rutschen ab

Die Aktien einiger erfolgsverwöhnter Technologie-Giganten, die zuletzt von einer Bestmarke zur nächsten geeilt waren, erlitten herbe Kursverluste. Für den auch im Dow gelisteten iPhone-Hersteller Apple ging es als Schlusslicht um 3,9 Prozent bergab. Microsoft-Titel verloren 2,3 Prozent und Facebook büßten 3,3 Prozent ein. Bei Amazon stand ein Minus von 3,2 Prozent zu Buche, und bei der Google-Mutter Alphabet ging es um 3,4 Prozent nach unten.

Im Zuge der Nasdaq-Schwäche dürften an den Börsen in Europa zum Wochenauftakt vor allem Halbleiterwerte unter Verkaufsdruck stehen. Bereits an den asiatischen Börsen mussten vor allem Chip-Titel und Papiere von Apple-Zulieferern heftige Kursabschläge hinnehmen. Im Blickpunkt sollten vor allem die Anteilsscheine von Dialog Semiconductor stehen, dessen wichtigster Kunde Apple ist.

An Europas Börsen standen vor allem die Technologiebranche unter Druck. Am späten Vormittag sank der EuroStoxx 50 um 0,9 Prozent auf 3555 Punkte. Zuvor hatte sich der Leitindex der Eurozone zwei Tage in Folge von seiner vorangegangenen Schwächephase erholt. Für den französischen CAC-40 Hinzufügen-Index ging es zum Wochenauftakt um 0,9 Prozent auf 5254 Zähler bergab. Der britische FTSE Hinzufügen 100 verlor lediglich 0,4 Prozent auf 7499 Punkte. Abgeschlagenes Schlusslicht im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 Hinzufügen waren die Technologietitel, deren Branchenindex um 2,9 Prozent absackte. 

Zu den schwachen Vorgaben aus den USA kommt die Unsicherheit nach der Wahlschlappe von Großbritanniens Premierministerin Theresa May. Völlig unklar scheint derzeit, welche Folgen der Wahlausgang auf die Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union haben wird. Der Erfolg des reformwilligen und europafreundlichen französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit seiner Partei in der ersten Runde der Parlamentswahl rückte dagegen in den Hintergrund.

Zinserhöhung in den USA

Das Hauptereignis dieser Woche steht am Mittwoch mit der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed an. Trotz der zuletzt schwachen Arbeitsmarktdaten aus den USA wird mehrheitlich die nächste Leitzinsanhebung in der weltweit größten Volkswirtschaft erwartet. Die Fed, so lauten die Prognosen, dürfte ihre Zielspanne für den Tagesgeldsatz zum zweiten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte auf dann 1,00 bis 1,25 Prozent hochsetzen. Ebenfalls am Mittwoch steht zudem die Leitzinsentscheidung in Großbritannien an und am Freitag die in Japan.

Auf deutscher Seite dürfte vor allem der ZEW-Index am Dienstag beachtet werden. Ein Impulsgeber dürfte der seit fast zwei Jahren schon seitwärts laufende Index aber kaum sein. Auch von Seiten der deutschen Unternehmen dürften Investoren in der neuen Woche kaum Spannendes hören. Neben Verkehrszahlen für Mai von der Deutschen Lufthansa und dem Flughafenbetreiber Fraport am Montag und Dienstag, gibt der Branchenverband der Autoindustrie (ACEA) am Freitag die monatlichen Neuzulassungen für Europa bekannt.

Hexensabbat voraus

Während die Nachrichtenlage auf Unternehmensseite dünn ist, dürften in dieser Woche daher gesamtwirtschaftliche Daten im Vordergrund stehen. Die meisten kommen aus den USA, wie etwa die Mai-Daten zur Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung am Donnerstag, zu den Einzelhandelsumsätzen am Mittwoch sowie zum Immobilienmarkt und zur Verbraucherstimmung der Universität Michigan am Freitag.

Am deutschen Aktienmarkt müssen sich Anleger diese Woche zudem auf größere Schwankungen einstellen. Am nicht bundesweiten Feiertag Fronleichnam am Donnerstag bleibt die Börse geöffnet, es werden aber unterdurchschnittliche Handelsumsätze erwartet. Zum Hexensabbat am Freitag könnten dadurch Aktienkurse und Indizes noch etwas kräftiger als üblich schwanken. Während des großen Verfallstags an den Terminbörsen laufen Futures und Optionen auf Indizes und Aktien aus.

onvista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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