Leoni: Aktie nach Zahlen schon wieder im freien Fall – Wird bald eine Kapitalerhöhung nötig?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der freie Fall der Leoni-Aktien nimmt kein Ende: Am Mittwoch mussten die Anleger des Autozulieferers und Kabelherstellers wie schon so oft in jüngster Vergangenheit erneut Abschläge im zweistelligen Prozentbereich verkraften.

Leoni war zum Jahresauftakt in die roten Zahlen gerutscht, gibt sich für den weiteren Jahresverlauf aber optimistisch. Im ersten Quartal verbuchte das Nürnberger Unternehmen nach belastenden Einmaleffekten unterm Strich einen Verlust von 132 Millionen Euro nach einem Plus von 44 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Leoni AG am Dienstagabend mitteilte.

Werk in Mexiko belastet

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging auf minus 76 Millionen Euro zurück – nach plus 101 Millionen vor einem Jahr. Der operative Verlust betrug 125 Millionen Euro nach einem positiven Ebit von 63 Millionen Euro im ersten Quartal des Vorjahres. Bereinigt um einmalige Sondereffekte und Belastungen aus dem mexikanischen Werk Merida habe sich im ersten Quartal das operative Ergebnis konzernweit bei 14 Millionen Euro stabilisiert. Der Quartalsumsatz sank auf 1,262 Milliarden Euro nach 1,327 Milliarden Euro vor einem Jahr.

Leoni verbuchte nach eigenen Angaben Sondereffekte im ersten Quartal, die das Konzern-Ergebnis einmalig mit 102 Millionen Euro belasteten. Das Unternehmen verwies unter anderem auf geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie die schwächere Autokonjunktur, so dass die „Marktperspektiven neu eingeschätzt“ worden seien. Es werde erwartet, beim Ergebnis die Talsohle erreicht zu haben und im weiteren Jahresverlauf im Vergleich zum ersten Quartal eine „spürbare“ Verbesserung zu erzielen, heiß es weiter.

Mitte März hatte Leoni angekündigt, angesichts der Krise 2000 Stellen streichen zu wollen. Mit einem Sparprogramm sollen die strukturellen Kosten bis 2022 um 500 Millionen Euro im Vergleich zu 2018 gesenkt werden. Schwierigkeiten bereiten den Nürnbergern das neue Werk in Mexiko sowie die Sparte mit Bordnetzsystemen. Darüber hinaus belastet die schlechte Stimmung in der Automobilbranche das Geschäft. Leoni beschäftigt mehr als 90.000 Mitarbeiter weltweit.

Aktie rauscht wieder in die Tiefe

Mit einem Abschlag von zuletzt fast 11 Prozent auf etwas mehr als 15 Euro waren die Titel der mit Abstand schwächste Wert im kaum veränderten deutschen Nebenwerte-Index SDax.

Leoni Tageschart (Xetra)

Analysten wie Patrick Hummel von der UBS und Christian Glowa von Hauck & Aufhäuser raten weiter zum Verkauf der Papiere. Ein grundlegender Umbau sei nötig, um den Autozulieferer wieder in die Spur zu bringen, sagte Hummel. Die Cashflow-Entwicklung sei „alarmierend“ und eine mögliche Trendwende des Unternehmens bleibe schwer abzuschätzen, meint Glowa. Leoni werde wohl nicht daran vorbeikommen, Randaktivitäten zu veräußern.

Die Commerzbank hat die Einstufung für Leoni nch Zahlen auf „Hold“ mit einem Kursziel von 20 Euro belassen. Das erste Quartal des Autozulieferers sei sogar noch schlechter als erwartet ausgefallen, schrieb Analystin Yasmin Steilen. Sie hob ebenfalls den operativen Verlust (Ebit) und die kräftig Verschlechterung beim freien Cashflow hervor.

Kommt bald eine Kapitalerhöhung? JPMorgan hält es für möglich

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 15 Euro belassen. Die Bilanz des Autozulieferers gerate weiter unter Druck, schrieb Analyst Jose Asumendi. Sollte es operativ nicht so laufen wie aktuell erwartet, müssten die Nürnberger zur Refinanzierung wohl wieder auf die Unterstützung des Kapitalmarkts setzen.

Leoni Jahreschart (Xetra)

Die Leoni-Aktien befinden sich in einem seit Anfang 2018 laufenden Abwärtstrend. Das Unternehmen hat seitdem mehr als Dreiviertel seiner Marktkapitalisierung verloren, in Zahlen sind das 1,64 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung, von 2,14 Milliarden auf nun nur noch rund 500 Millionen Euro.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: JMiks / Shutterstock.com

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