Markt-Update: Inflationsängste lassen nach, Dax und Eurostoxx im Plus, Bayer-Rally geht weiter, K+S mit Gewinnmitnahmen

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Die Anleger in Europa greifen zum Wochenauftakt wieder beherzt bei Aktien zu. „Inflation und Zinsen haben für den Moment den Ukraine-Krieg als Top-Thema an den Börsen abgelöst“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Während Anleihen in hohem Bogen aus den Portfolios flögen, gehörten Aktien zu den Gewinnern der aktuellen Situation. Dax und EuroStoxx50 legen heute ind der Spitze jeweils rund zwei Prozent auf 14.621 und 3945 Punkte zu.

Mut mache Anlegern offenbar der fallende Ölpreis, der Inflationsängste dämpfe, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um knapp sechs Prozent auf bis zu 113,72 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für US-Rohöl WTI gab ebenfalls sechs Prozent auf bis zu 106,81 Dollar nach.

Anleger setzten auf eine sinkende Nachfrage, nachdem die chinesische Wirtschafts- und Finanzmetropole Shanghai einen Lockdown verhängt hatte, um die steigenden Corona-Zahlen in den Griff zu bekommen. „Dies lässt auch die Sorge wachsen, dass Chinas strikte Null-Covid-Politik zu wiederholten Abriegelungen in wichtigen Geschäftszentren führen wird“, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Es werde erwartet, dass die Nachfrage in China als dem weltweit größten Rohölimporteur, im April um 800.000 Barrel pro Tag unter dem „normalen“ Niveau liegen werde, sagte Bjarne Schieldrop, Analyst der SEB Bank.

Anleihen weiter unter Druck

Zusätzlichen Rückenwind erhalte der Aktienmarkt von Umschichtungen aus Anleihen in Dividendenpapiere, sagte Altmann. Langfristig behielten Aktien auch im inflationären Umfeld ihren Wert. Der anhaltende Ausverkauf am Bondmarkt trieb die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen auf ein Vier-Jahres-Hoch von 0,631 Prozent.

Unter Verkaufsdruck geriet auch Gold, das sich um bis zu 1,6 Prozent auf 1926 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) verbilligte. Als Grund nannte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda die Stärke der US-Währung, die von der Aussicht auf weitere Zinserhöhungen der Notenbank Fed profitiere. Sie macht Gold für Investoren außerhalb der USA unattraktiver. Für die Kryptowährung Bitcoin ging es derweil um 1,5 Prozent nach oben, auf gut 47.500 Dollar, was ein bisheriges Jahreshoch markiert.

Bayer-Rally geht weiter – Widerstand gegen Chef und Charttechnik

Die Bayer-Aktie hat am Montag ihre Rally fortgesetzt. Neben einem Bericht, wonach der Singapurer Staatsfonds und Großaktionär Temasek einen Abschied von Unternehmenschef Werner Baumann erzwingen wolle, sahen Experten auch die Charttechnik und Analystenkommentare als Kursstütze.

Am Nachmittag zog die Aktie des Chemie- und Agrarchemiekonzerns um knapp 1,8 Prozent auf 61,70 Euro an. Damit war sie nicht nur einer der besseren Dax -Werte, sondern handelte auch auf einem Niveau, das sie zuletzt im Juli 2020 hatte. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Kurszuwachs bereits auf gut 31 Prozent, was den ersten Platz im Dax bedeutet. Der deutsche Leitindex hat im selben Zeitraum achteinhalb Prozent verloren.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt unter Berufung auf Insider, Temasek habe gegenüber dem Unternehmen sowie Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann seine Unzufriedenheit mit der derzeitigen Unternehmensführung artikuliert und wolle Baumann auf der Hauptversammlung am 29. April über ein Misstrauensvotum oder die Verweigerung der Entlastung des Vorstands stürzen. Bereits zuvor habe der Schweizer Investor Alatus Capital mitgeteilt, einen Chefwechsel anzustreben.

Derweil machten die Autoren des Bernecker-Börenbriefs „AB-Daily“ die Charttechnik als weitere Kursstütze aus. Nach der Überwindung des Widerstands bei 58 Euro habe sich die Aufwärtsdynamik der Aktie stark erhöht, heißt es in der aktuellen Ausgabe.

K+S nach starker Rally mit Gewinnmitnahmen

Bei K+S haben die Anleger am Montag nach einem zuletzt rasanten Kursanstieg erst einmal Kasse gemacht. Der Kurs des Düngerkonzerns, der sich seit Jahresbeginn so gut wie verdoppelt hat, schaffte es zunächst erstmals seit 2015 wieder knapp über die 30-Euro-Marke, dann aber setzten Gewinnmitnahmen ein. Zuletzt gab der Kurs um drei Prozent nach. Im Vergleich zum Corona-Tief vor zwei Jahren sind die Aktien mittlerweile sogar das annähernd Siebenfache wert.

„Die K+S-Aktie ist in den vergangenen Wochen extrem gut gelaufen und kurzfristig könnte durchaus eine Konsolidierung einsetzen“, erklärt Charttechnik-Experte Rene Berteit vob Börsendienst GodmodeTrader. Kleinere Korrekturen böten aber durchaus interessante Chancen, denn historisch gesehen gebe es noch keine Argumente für eine Übertreibung. „Die Geschichte zeigt, dass die Aktie durchaus extrem performen kann“, betont Berteit mit Blick auf einen Lauf, der den Kurs von 2003 bis 2008 von 4 Euro bis nah an die 100-Euro-Marke getrieben hatte.

Kaufempfehlung verstärkt Rally bei Nynomic

Die nächste Kaufempfehlung für die Aktien des deutschen Nebenwertes Nynomic hat am Montag den jüngsten Kursanstieg nochmals verstärkt. Die Titel des Unternehmens, das auf optische Messtechnik spezialisiert ist, rückten zu Wochenbeginn um sieben Prozent vor auf 39,60 Euro. In der Spitze reichte es im Frühhandel sogar etwas über die 40-Euro-Marke und damit auf den höchsten Stand seit etwas mehr als zwei Monaten. Die als Chart-Indikator vielbeachtete 100-Tage-Linie konnte allerdings nur zeitweise überwunden werden.

Am Montag begann die Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe die Beobachtung der Aktie mit einer Kaufempfehlung. Christian Sandherr sieht das Kursziel bei 51 Euro, was nach zuletzt starker Kursentwicklung noch einem Potenzial von 28 Prozent entspricht. Binnen drei Wochen ist der Kurs schon um etwa die Hälfte gestiegen. Sandherr betonte, die starken Wettbewerbsqualitäten und das attraktive Wachstum seien im Kurs noch nicht berücksichtigt. Am Freitag erst hatte der Warburg Research die Aktie nach den am Donnerstag vorgelegten Zahlen zum Kauf empfohlen.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: BEST-BACKGROUNDS / Shutterstock.com

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