Mit diesen 3 Maßnahmen möchte die Bayer-Aktie jetzt die Wende schaffen

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Hat das Bayer-Management die Risiken einer Monsanto-Übernahme unterschätzt? Rückblickend würde wahrscheinlich sogar der Vorstand diese Frage bejahen. Es gibt aber auch Argumente, die gegen ein sehr hohes Übernahmerisiko sprachen. So werden glyphosatähnliche Mittel schon seit Mitte den 1970er-Jahre vertrieben und heute weltweit von über 91 Chemieunternehmen produziert. Schwerwiegende Urteile wurden jedoch bis zur Übernahme nicht gesprochen, obwohl die gesundheitsschädlichen Wirkungen bekannt waren.Nun kann Bayer den Kauf nicht rückabwickeln und muss infolgedessen den besten Weg aus der Krise finden. Erfahre, welche Maßnahmen der Konzern jetzt einleitet, um langfristig die Wende zu schaffen.

1) Klagen abwenden

Die Hauptbelastung aus Glyphosat-Klagen droht Bayer derzeit in den USA. Dort haben sich insgesamt 13.400 Bürger einer Sammelklage angeschlossen. Zuletzt wurde der Konzern in nur einem Fall zu Schadenersatz in Höhe von 2 Mrd. US-Dollar verurteilt, wogegen Bayer Berufung eingelegt hat. Würde Monsanto am Ende aber tatsächlich schuldig gesprochen werden, käme eine noch höhere Milliardenzahlung auf Bayer zu.

Zwar sind die Schäden, die durch Glyphosat (Roundup) eingetreten sind, sehr offensichtlich, aber dies muss vor Gericht nicht zwangsläufig zu einer abschließenden Verurteilung führen. So werden Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel vor der Zulassung ausführlich überprüft und nur bei sicherer Anwendung zugelassen.

Die amerikanische Umweltbehörde EPA hat das Mittel noch im Mai 2019 als nicht krebserregend eingestuft (und nur darum geht es bei den Prozessen). Dafür muss es Gründe geben. Hinzu kommen sehr viele Studien, die speziell Glyphosat bei richtiger Anwendung für sicher erklären. Wer jedoch schon einmal mit Chemie in der Landwirtschaft  gearbeitet hat, weiß, dass alle Mittel potenziell gesundheitsgefährdend und schädlich sind.

2) Glyphosat auslaufen lassen und an Alternativen forschen

Bayer sieht mittlerweile selbst ein, dass Glyphosat aufgrund der massenhaften Klagen keine Zukunft mehr hat. So wird es vermutlich auch in Europa zukünftig keine Anwendungsverlängerung mehr geben. Österreich hat bereits ein Verbot beantragt und in Australien wurde nun eine weitere Klage gegen Monsanto aufgrund von Glyphosat eingereicht. Wahrscheinlich wird jede Art von extremer Chemie zukünftig gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert, weshalb Bayer nach ganz anderen Ansätzen suchen muss.

Während also die Anwendung von Glyphosat über die kommenden Jahre wahrscheinlich ausläuft, hat Bayer mit der Erforschung besserer Mittel begonnen. So werden über die kommenden zehn Jahre etwa 5 Mrd. Euro in die Entwicklung alternativer Unkrautbekämpfungsmittel investiert.

3) Monsanto-Kultur ändern

Der amerikanische Konzern war auch schon vor der Übernahme durch Bayer umstritten. Er fiel vor allem durch eine Reihe von Klagen und Gesetzesbrüchen auf, deren folgende Strafzahlungen aber deutlich geringer ausfielen, als sie heute gegen Bayer vorgebracht werden. Diese Risiken hätte der Bayer-Vorstand in die Kaufpreisverhandlungen einfließen lassen müssen. So muss der Konzern die hohen Belastungen nun selbst stemmen.

Bayer für sich genommen besitzt hingegen eine andere Kultur und wird diese nun auch auf die Tochter Monsanto übertragen. So möchte der Konzern zukünftig auf seine Kritiker zugehen und die Transparenz erhöhen. Auch dieser Schritt wird sicherlich bei der Gesundung helfen.

Foolishes Fazit

Glyphosat scheint keine Zukunft mehr zu haben. Dafür sind weltweit zu viele Klagen eingetreten. Bayers Schritt zur Erforschung neuer Mittel zeigt, dass das Management langsam umdenkt. Und „Einsicht“ ist bekanntlich „der erste Schritt zur Besserung“.

Voraussichtlich wird die Klagewelle in den USA am Ende für Bayer mit einer hohen Strafzahlung enden, durch die alle Klagenden entschädigt werden. Für die Bayer-Aktie wäre dies dann sicherlich der Wendepunkt, weil das erwartete Ereignis eingetroffen und die Aktie bereits tief bewertet ist. Bis dahin bleibt die Unsicherheit, wodurch der Wert aktuell nicht drehen kann.

Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien.Foto: onvista

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