onvista-Börsenfuchs: Nicht Weltmeister, dafür Europameister im „Frustsparen“

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Die Headline hat mir gefallen: „Deutsche sind Meister im Frustsparen“. Jo. Das Thema ist alt - ich nenne es seit langem „falsches Sparen“ - und wird durch Studien immer wieder bestätigt, wobei es inzwischen wenigstens bescheidene Ansätze der Besserung (= mehr Aktionäre) gibt. Das erste europäische Income-Barometer von J.P. Morgan Asset Management zeigt noch mehr: Überängstliche Sparer und verfehlte Investmentziele - das Anlageverhalten in Europa ist durch mangelndes Wissen und fehlendes Selbstvertrauen geprägt. Die Menschen sind mit ihren Geldanlagen zwar voll unzufrieden, doch haben die Wenigsten trotz inzwischen zehnjährigem Niedrigzinsumfeld ihr Anlageverhalten geändert. Als Grund hierfür wird neben der Angst vor Schwankungen am Kapitalmarkt vor allem fehlendes Kapitalmarktwissen genannt. Basis ist eine repräsentative Umfrage unter 8.000 Privatanlegern aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich und Spanien.

Mich wundert’s nicht: Deutsche Sparer sind mit Abstand am unzufriedensten mit den Erträgen ihrer Sparanlagen (67% im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 49%). Allerdings verlassen sich vergleichsweise wenige Deutsche noch auf Tages-/Festgelder (29% der Befragten gegenüber einem europäischen Durchschnitt von 73%). Deutsche Sparer sind europaweit am stärksten besorgt, dass die Inflation den Wert ihrer Ersparnisse im Laufe der Zeit aufzehrt (29 Prozent im Vergleich zu 22% europäischer Durchschnitt). Deutsche Sparer sind eher bereit zuzugeben, dass sie das Thema Geldanlage nicht verstehen (34% der Befragten sagen, dass sie deshalb nicht investieren - im europäischen Durchschnitt sind es „nur“ 23%).

Dazu passen die vorhin vorgelegten Ergebnisse des Comdirect Anlage-Atlas: Großes West-Ost-Gefälle beim Aktienbesitz. Denn in Ostdeutschland gibt es kaum Aktionäre. Landbewohner setzen stärker auf Wertpapiere als Großstädter. München ist Spitzenreiter beim Thema Wertpapieranlage. Auch fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland ein geteiltes Land, zumindest was die Aktienquote angeht: In den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen besitzen in keinem Kreis mehr als 5 Prozent der Bevölkerung Aktien oder Fonds. Einen so geringen Wertpapierbesitz findet man in den westlichen Bundesländern nur im Saarland.

Leute, sagt’s bitte allen weiter, in Ost und West: Langfristige Sparpläne mit Aktien oder Aktienfonds sind total angesagt! Schon ab 25 Euro monatlich. Wer das nicht kapiert, verliert Geld, schadet sich und seiner Familie. Allein im ersten Quartal 2018 haben deutsche Sparer 7,1 Milliarden Euro verloren, weil sie auf Tagesgeld, Festgeld und Spareinlagen setzen. Deren Verzinsung liegt ja zum Teil deutlich unter der Inflationsrate.

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