Osram-Hauptversammlung: Scharfe Kritik von Großaktionär DWS – „Vorstand soll Entlastung verweigert werden“

onvista · Uhr

Rote Zahlen zum Jahresauftakt und Übernahmegespräche mit zwei Finanzinvestoren: Die Aktionäre des Münchner Lichtkonzerns Osram dürften bei der Hauptversammlung am Dienstag in München viel Redebedarf haben. Vor allem Probleme bei den wichtigsten Abnehmern der eigenen Produkte – der Automobilindustrie – machen dem Zulieferer zu schaffen.

Vorstand hat zu optimistische Ziele vorgegeben

Angesichts des äußerst schwachen Geschäftsjahres ist Osram-Chef Olaf Berlien selbstkritisch vor die Aktionäre getreten. „Auch ich bin mit dem Geschäftsjahr 2018 und dem Aktienkurs nicht zufrieden“, sagte er zu Beginn der Hauptversammlung. „Und wir haben auch Fehler gemacht.“ Er räumte ein, in der Planung für das abgelaufene Jahr zu optimistisch gewesen zu sein. Zwei Gewinnwarnungen waren die Folge. „Das schmerzt mich persönlich“, sagte Berlien.

Während die Aktionäre ihre Unzufriedenheit über die Vorstandsmitglieder in Einzelabstimmungen deutlich machen konnten, bekam der Konzernchef Rückendeckung von Aufsichtsratschef Peter Bauer. „Osram hat die finanzielle, operative und innovative Kraft, um die notwendige weitere Transformation für künftiges Wachstum erfolgreich voranzutreiben“, sagte er in seiner Rede vor den Aktionären. „Der Vorstand und die Mitarbeiter können sich auf diesem Weg auf die Unterstützung des Aufsichtsrats verlassen.“

„Vertiefte Gespräche“ mit Beteiligungsfirmen

Vor wenigen Tagen bestätigten die Münchner „vertiefte Gespräche“ mit den Beteiligungsfirmen Bain Capital und Carlyle Group, die „einen gemeinsamen Erwerb von bis zu 100 Prozent“ der Osram-Aktien erwägten. Ob ein Verkauf zustande komme und wie es dann mit Osram an der Börse weitergehen werde, sei offen, hieß es jüngst aus Unternehmenskreisen.

Eine Übernahme des Konzerns war zuvor lange Gegenstand von Spekulationen gewesen. Berlien hatte immer wieder angedeutet, dass der Einstieg eines Großaktionärs durchaus willkommen sei. Am Standort Regensburg will Osram zudem Hunderte Stellen streichen. Damit macht das Unternehmen einen Großteil der Ausbaumaßnahmen der vergangenen Jahre wieder rückgängig. Auch das dürfte für kritische Nachfragen bei den Aktionären sorgen.

Großaktionär DWS übt scharfe Kritik

Auch der Osram-Großaktionär DWS hat seinen Unmut über die derzeitige Lage des Konzerns deutlich gemacht. Der für Fragen der Unternehmensführung zuständige DWS-Analyst Hendrik Schmidt kündigte auf der Hauptversammlung laut Redetext an, Olaf Berlien und Peter Bauer die Entlastung zu verweigern. Mit knapp fünf Prozent ist die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank einer der größten Aktionäre der ehemaligen Siemens-Tochter. Schmidt kritisierte die mehrfach nach unten korrigierten Prognosen der früheren Siemens-Tochter. An Berlien gerichtet sagte er: „Neben Ergebnissen erwarten wir aber auch realistische Einschätzungen von ihnen, sonst wird aus der Lichtgestalt eine Energiesparlampe oder eine Wunderkerze.“

Der Aktie haben die kritischen Stimmen während der Hauptversammlung nicht gutgetan. Seit Handelsbeginn am Dienstag ist das Wertpapier um 1,3 Prozent ins Minus gerutscht, auf einen Wert von derzeit knapp 40 Euro.

Osram Tageschart (Xetra)

(Onvista/dpa-AFX/Reuters)

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Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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