ROUNDUP: Skandal-Drohne 'Euro Hawk' wird durch Zwilling 'Triton' ersetzt

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Vier Jahre nach der Ausmusterung der Skandal-Drohne "Euro Hawk" ist die Entscheidung über eine Ersatzlösung gefallen: Der Nachfolger stammt vom selben US-Hersteller Northrop Grumman, sieht fast identisch aus und heißt "Triton". Generalinspekteur Volker Wieker teilte seine Auswahlentscheidung am Dienstag nach dpa-Informationen einzelnen Fachpolitikern des Bundestags mit. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" online darüber berichtet. Die Auslieferung der drei "Triton"-Exemplare wird wahrscheinlich bis 2025 dauern. Die Kosten werden wohl mindestens im dreistelligen Millionenbereich liegen.

Die zweite Entscheidung Wiekers: Der Prototyp des "Euro Hawk", der eigentlich für einen Millionenbetrag für weitere Testflüge fit gemacht werden sollte, bleibt jetzt überraschend am Boden. Die Reaktivierung wurde 2014 unter Verteidigungsminister Ursula von der Leyen (CDU) beschlossen und hat bis Dezember 2016 bereits 23 Millionen Euro gekostet.

Die "Euro Hawk"-Affäre hätte 2013 den damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière fast das Amt gekostet. Der CDU-Politiker und heutige Innenminister stoppte dass Projekt wegen massiver Probleme bei der Zulassung für den deutschen Luftraum. Im September 2013 wurde die Riesen-Drohne stillgelegt und in einer Garage im bayerischen Manching eingemottet. Ein Jahr danach entschied sich das Verteidigungsministerium, sie für weitere Tests des Aufklärungssystems "Isis" wieder fliegen zu lassen.

Jetzt stellt sich heraus, dass sich das Ministerium die dafür investierten 23 Millionen Euro hätte sparen können. Der Grund: Inzwischen gibt es ein Labor, in dem Isis weiter getestet werden kann. Zudem sind offenbar bei der Vertragsabwicklung mit der Euro Hawk GmbH noch Daten zur Verfügung gestellt worden, die weitere Testflüge verzichtbar machen.

Der "Euro Hawk" hatte den Steuerzahler bis zum Projektstopp 2013 bereits etwa 600 Millionen Euro gekostet, davon rund 270 Millionen für die Aufklärungstechnik. Diese soll nun in die "Triton"-Drohne eingebaut werden, die wie der "Euro Hawk" in 20 Kilometern Höhe fliegen und innerhalb von 24 Stunden eine Fläche der Größe von Österreich und der Schweiz zusammen überwachen kann.

Das Ministerium geht offenbar davon aus, dass es bei "Triton" keine Zulassungsprobleme wie bei "Euro Hawk" geben wird. Der Grünen-Politiker Tobias Lindner bezweifelt das. Zudem wirft der Parlamentarier Ministerin von der Leyen vor, 23 Millionen Euro für die Reaktivierung des "Euro Hawk" "verschwendet" zu haben. "Wenn nun plötzlich die Daten, für die früher Testflüge notwendig waren, im Labor erzeugt werden können, stellt sich auch die Frage, ob die teuren Flugtests der Ära Thomas de Maziere überhaupt in dem Umfang notwendig waren", sagte er der dpa.

Am Mittwoch befasst sich der Verteidigungsausschuss des Bundestags mit dem Rüstungsprojekt./mfi/DP/stb

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