Tesla: Musk stellt Rekordquartal in Aussicht ++ VW: Kommt jetzt Kooperation mit Ford? ++ Springer: Übernahmeangebot und Gewinnwarnung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Handelsstreit gegen Zinsfantasie, dass ist die aktuelle Ausgangslage für die Anleger. Was allerdings keiner so recht auf dem Radar hat: Die deutschen Konzerne könnten den Anschluss an die Weltspitze verlieren. In der Bankenbranche ist das schon bereits mehr als deutlich passiert. Aber auch andere Branche könnten weltweit ins Hintertreffen geraten.

Die deutschen Autobauer haben schwer mit der Umstellung auf die Elektromobilität zu kämpfen. Ob sie am Ende ihre führende Stellung behaupten können oder junge Startups mit völlig neuen Konzepten ihnen den Rang ablaufen, scheint noch offen zu sein. Was das Wachstum angeht, so hat am Dienstag eine Studie des Beratungsunternehmens EY gezeigt, dass deutsche Konzerne in diesem Punkt ans Ende zurückfallen.

# Studie: Verlieren deutsche Konzerne den Anschluss an die Weltspitze

Heute schlägt Christoph Schmidt, Chef der Wirtschaftsweisen, in eine ähnliche Kerbe. Er hat sich für Steuersenkungen ausgesprochen. „Andere Länder wie die USA haben die Unternehmenssteuern gesenkt. Deutschland ist deswegen im internationalen Steuerwettbewerb zurückgefallen“, sagte Schmidt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Steuer- und Abgabenlast sei in der Ära von Kanzlerin Angela Merkel gestiegen. „Spätestens jetzt wäre ein Signal der steuerlichen Entlastung für die Unternehmen und die Bürger angebracht. Dazu gehört auch eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags.“

In der Koalition ist ein vollständiger Abbau umstritten. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD vereinbart, der Soli solle für 90 Prozent der Zahler wegfallen. Weite Teile der Union aber wollen wie die Wirtschaft eine komplette Abschaffung. Die SPD ist dagegen.

Schmidt äußerte zudem Kritik am Koalitionskurs in der Wirtschaftspolitik. „Die Politik hat im konjunkturellen Hoch zu wenig auf die Wachstumskräfte der deutschen Volkswirtschaft geschaut und nötige Reformen nicht angepackt“, sagte der Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. „Die Koalition hat stattdessen zu sehr auf sozialpolitische Wohltaten für einzelne Gruppen gesetzt, etwa mit der Mütterrente oder der Rente mit 63.“ Es müssten daher Strukturen geändert werden, um Innovationen und Wachstumskräfte zu stärken.

Dax schnauft mal durch

Ein neuer Angriff des US-Präsidenten im Handelskrieg gegen China hat dem Dax  am Mittwoch den Wind aus den Segeln genommen. Der deutsche Leitindex rutschte in den ersten Handelsminuten um 0,49 Prozent auf 12.096,16 Punkte ab, nachdem er tags zuvor seinen Abwärtstrend seit Anfang Mai geknackt hatte.

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Tesla: Musk lässt Aktie nachbörslich anziehen

Bei der Hauptversammlung am Dienstag sagte Vorstandschef Elon Musk, dass er mit Rekordauslieferungen rechne. Zudem sei das Unternehmen auf dem Weg, sein Produktionsziel bis Jahresende zu erreichen. Die Tesla-Aktie legte im nachbörslichen Handel um rund vier Prozent zu.

Im Auftaktquartal waren die Auslieferungen um 31 Prozent eingebrochen. Tesla produzierte außerdem zuletzt deutlich weniger Elektroautos als erhofft. Zu Jahresbeginn schlug ein Nettoverlust von 702 Millionen zu Buche, weil das aufstrebende Unternehmen aus dem Silicon Valley mit Problemen bei der Auslieferung seines Hoffnungsträgers Model 3 zu kämpfen hatte, von dem sich Tesla hohe Stückzahlen verspricht.

Für das zweite Quartal 2019 erwartet Tesla nach früheren Angaben die Auslieferung von 90.000 bis 100.000 Elektroautos, im ersten Quartal waren es knapp 63.000 Stück. In diesem Jahr will Tesla nach früheren Prognosen des Unternehmens 360.000 bis 400.000 Fahrzeuge absetzen.

VW: Neue Kooperation mit Ford im Anflug?

Unter den weltweiten Autobauern werden immer mehr Allianzen geschmiedet. BMW und Daimler wollen enger zusammenrücken, Fiat und Renault hatten es versucht und auch VW bemüht sich wohl um starke Partnerschaften.

Volkswagen steigt bei der Roboterauto-Firma Aurora aus. „Die Aktivitäten im Rahmen unserer Partnerschaft sind abgeschlossen“, teilte dazu ein-Sprecher am Dienstag auf Anfrage mit. Details nannte er nicht.

Das 2016 gegründete Start-up-Unternehmen Aurora aus dem Silicon Valley entwickelt Software für selbstfahrende Autos. Erst im Februar hatte es sich bei Investoren 530 Millionen Dollar besorgt. Mit dem Geld soll die Entwicklung der Technologie beschleunigt werden.

Wie die „Financial Times“ berichtete, ist mit dem Ende der Kooperation der Weg für VW frei, die angestrebte Partnerschaft mit Ford und dem Aurora-Konkurrenten Argo AI einzugehen.

Aurora wurde unter anderen vom ehemaligen Chefentwickler der Google-Roboterwagen, Chris Urmson, gegründet sowie von Sterling Anderson, der bei Tesla einst für das Autopilot-System zuständig war. Unter den Geldgebern sind der bekannte Risikokapitalgeber Sequoia und auch Amazon.

Kurz & knapp:

Axel Springer: Der Medienkonzern will sich wie erwartet den US-Finanzinvestor KKR an Bord holen. Die Amerikaner legen ein Übernahmeangebot vor und wollen zusammen mit der Großaktionärin Friede Springer und dem Vorstandschef Mathias Döpfner die Gesellschaft kontrollieren, wie die Parteien am Mittwoch in Berlin und Luxemburg mitteilten. KKR bietet 63 Euro je Springer-Aktie in bar, am Vorabend schloss die Aktie bei einem Kurs von 56 Euro. Dass KKR über einen Einstieg bei dem Konzern verhandelt, war bereits bekannt. KKR strebt eine Mindestannahmequote von 20 Prozent an. Kurz nach Veröffentlichung des Übernahmeangebots schickte Springer eine Gewinnwarnung hinterher.

Wegen einer schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung und der Einführung einer Digitalsteuer in Frankreich seine Prognosen gesenkt. Beim Jahresumsatz geht der Konzern nun von einem Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus, nachdem zuvor ein Erlös auf Vorjahresniveau in Aussicht gestellt wurde, wie Axel Springer am Mittwoch in Berlin mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte nun im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken, statt auf Vorjahresniveau zu bleiben.

Roche: Die US-Medikamentenaufsicht FDA hat dem Schweizer Pharmakonzern die beschleunigte Prüfung der Zulassung seines Krebsmedikaments Mabthera/Rituxan in zwei weiteren Indikationen zugesagt. Die Behörde erteilte dem Mittel hierzu den Sonderstatus „priority review“ für die beiden Blutgefäßerkrankungen granulomatöse Polyangiitis (GPA) und mikroskopische Polyangiitis (MPA) bei Kindern ab zwei Jahren, wie Roche am Mittwoch mitteilte.

Inditex: Bei der Zara-Mutter hat sich der weitere Vorstoß ins Internet zum Jahresauftakt ausgezahlt. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, konnte es seinen Umsatz in allen Regionen und über alle Konzernmarken hinweg steigern. Die Spanier, die wie der schwedische Wettbewerber H&M zuletzt unter dem starken Wettbewerbsdruck in der Branche litten, haben in diesem Jahr bereits zahlreiche neue Online-Portale eröffnet. Der Umsatz kletterte im vom Anfang Februar bis Ende April laufenden ersten Geschäftsquartal auf 5,92 Milliarden Euro. Das waren 5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor – und laut Unternehmen ein neuer Rekordwert. Das operative Ergebnis (Ebit) legte um 15 Prozent auf 980 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 734 Millionen Euro und damit 10 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Von Markus Weingran

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Foto: Vitaliy Karimov / Shutterstock

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