US-Notenbank: Donald Trumpt giftet – Jerome Powell handelt?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Morgen ist es wieder soweit. Die amerikanische Notenbank kommt zur ihrer planmäßigen Sitzung zusammen. Eigentlich gilt es am Markt als abgemacht, dass Jerome Powell am Mittwoch eine weitere Zinserhöhung verkündet. Zuletzt wurde der Schritt aber nicht nur von Donald Trump angezweifelt, auch aus dem Umfeld der Fed waren kritische Töne zu hören. Aus diesem Grund besteht die klitzekleine Chance, dass die amerikanische Notenbank morgen eine Überraschung präsentiert.

Experten sind sich allerdings sicher

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve dürfte ihren Leitzins an diesem Mittwoch  zum vierten Mal in diesem Jahr anheben. Dies erwarten fast alle der rund 90 Ökonomen, die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragt wurden. Auch an den Finanzmärkten wird mit dem insgesamt neunten Schritt seit Beginn der Zinswende Ende 2015 gerechnet. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit dafür zuletzt etwas gesunken. Ausschlaggebend dafür sind vor allem Sorgen um die globale Konjunktur.

Weiteres Vorgehen interessanter

Wesentlich spannender als die Frage, ob die Fed am Mittwoch erneut tätig wird, ist die Frage, welche Signale sie für kommendes Jahr aussendet. Sollte der Leitzins abermals steigen, läge er in einer Spannbreite von 2,25 bis 2,5 Prozent. Damit würde er am unteren Ende der Spanne rangieren, die die Fed als neutralen Bereich ansieht. Zurzeit gehen die US-Notenbanker davon aus, dass ein Leitzins zwischen 2,5 und 3,5 Prozent die Wirtschaft weder stimuliert noch ausbremst. Wo der neutrale Zins aber genau liegt, ist sowohl unter den Notenbankern als auch unter Volkswirten umstritten.

Powell hat Verlangsamung angedeutet

Auch der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, hat unlängst erklärt, der Leitzins der Fed nähere sich dem neutralen Zinsniveau an. Dies hat an den Finanzmärkten für Aufregung gesorgt, weil es bedeuten könnte, dass die Fed im kommenden Jahr ihren Straffungskurs aufgibt. Davon gehen viele Ökonomen in der Tat aus. Die Frage ist nur, ab welchem Zinsniveau die Fed von weiteren Anhebungen absehen wird.

Aussetzen dürfte Märkten gefallen

Analysten und Anleger erhoffen sich am Mittwoch Antworten auf diese Frage. Beitragen dazu könnten zum einen neue Projektionen der Fed zu Wachstum, Inflation und Leitzins. Gerade die sogenannte „Punkte-Wolke“, die sich aus den Zinserwartungen der einzelnen Notenbankmitglieder ergibt, gilt vielen als wichtige Richtschnur für die künftige Geldpolitik. Ergänzt werden die neuen Prognosen durch Äußerungen von Fed-Chef Powell, der sich nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung der Presse stellen wird.

Mehr Flexibilität 2019 erwartet

Die Ökonomen von der Schweizer Großbank UBS rechnen damit, dass die Fed im kommenden Jahr weg von regelmäßigen Zinsanhebungen und hin zu einer von der Wirtschaftslage abhängigen Geldpolitik steuern wird. Ein derartiger Kurswechsel wäre jedoch erläuterungsbedürftig, weil die Fed Zinsanhebungen in den vergangenen Jahren sehr vorhersehbar durchgeführt hat. Powell wird sich darüber hinaus wohl auch zu den zahlreichen politischen Risiken äußern müssen, die die Welt derzeit beschäftigen, darunter der Handelsstreit zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten USA und China.

Trump hat seine Meinung mehr als klar gemacht

Unter Dauerbeschuss stand die Fed zuletzt durch US-Präsident Donald Trump. Er wird nicht müde, die Zinsanhebungen der Fed als falsch zu kritisieren. Er betrachtet höhere Zinsen vor allem als Hindernis auf seinem Weg, die US-Wirtschaft zu alter Größe zu führen. Auf diesem Weg sieht er die Geldpolitik der Fed sogar als größeres Risiko an als die Handelspolitik Chinas. Auch Fed-Chef Powell musste einige verbale Angriffe über sich ergehen lassen – obwohl Powell durch niemand anderen als Trump zum Notenbankchef gemacht wurde.

Onvista/dpa-AFX

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