Varta: Porsche ist als Kunde wohl raus ++ BMW: Elektrifizierung in Ruhe vollziehen ++ Daimler: Klimaziele sollen vor 2039 erreicht werden

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ab heute sind die Änderungen inder Dax-Familie gültig. Von diesem Montag an gehört Auto1 zu den MDax -Mitgliedern. Im Index mittelgroßer Werte ersetzt die Handelsplattform für Gebrauchtwagen den Wafer-Hersteller Siltronic . Dieser ist nun im Nebenwerte-Index SDax zu finden. Im Dax gibt es vorerst keine Änderungen, bevor der Leitindex im September dann von 30 auf 40 Werte aufgestockt wird.

Im SDax befindet sich neben Siltronic ab sofort auch die Vodafone -Funkmastentochter Vantage Towers sowie der von Allgeier abgespaltene Dienstleister für digitale Produktentwicklung Nagarro . Zudem kehrt auch der IT-Leasingdienstleister Grenke in den Index unterhalb des MDax zurück.

Weichen müssen für die letztgenannten drei SDax-Neulinge der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer , der Immobilien-Investmentmanager Corestate sowie der Autozulieferer Leoni .

Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes exakt nachbilden (ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.

Dax: Es geht weiter runter

Der Kursrutsch vom vergangenen Freitag geht in der neuen Woche zunächst weiter. Der Leitindex Dax gab am Montag in den Anfangsminuten nochmals um 0,84 Prozent auf 15 317,77 Punkte nach und erreichte so ein Tief seit gut einem Monat. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 0,66 Prozent auf 33 798,93 Punkte. Auch der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone lag mit 0,8 Prozent im Minus.

Nachdem der Dax vor einer Woche bei gut 15 800 Punkten noch einen Rekord aufgestellt hatte, treiben derzeit die Gefahren der Corona-Variante Delta und Sorgen vor einer doch früher als gedachten US-Zinswende die Anleger um. Geschürt wurden letztere vom Fed-Mitglied James Bullard, der am Freitag eine Leitzinsanhebung schon 2022 ins Spiel brachte. Der große Verfall hatte vor dem Wochenende sein übriges zum Rückschlag beigetragen, der nun weiter geht.

„Wir sehen Gewinnmitnahmen in großem Stil“, sagte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Er beobachtet eine deutlich erhöhte Nervosität an den Weltbörsen. Durch den Rückschlag droht dem deutschen Leitindex auch charttechnisches Ungemach. „Auch wenn noch nicht allzu viel technisches Porzellan zerschlagen wurde, hat sich die Lage doch etwas eingetrübt“, sagte Charttechniker Christoph Geyer von der Commerzbank.

Varta: Porsche hat einen anderen Partner gefunden

Der zum VW-Konzern gehörende Sportwagenbauer Porsche will zusammen mit einem Partner im kleinen Umfang Hochleistungs-Batteriezellen herstellen. Die Batteriefabrik soll im Großraum Stuttgart entstehen, wie Porsche am Sonntag mitteilte. Die Batteriezelle sei der Brennraum der Zukunft. Die geplante Fabrik soll einmal eine Kapazität von 100 Megawattstunden pro Jahr erreichen. Das seien Batteriezellen für 1000 Autos. Produktionsstart soll 2024 sein.

Nähere Einzelheiten sollen am Montag auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden. An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen Cellforce Group halte Porsche 83,75 Prozent der Anteile und den Rest die Fraunhofer-Ausgründung Customcells aus Itzehoe in Schleswig-Holstein, hieß es. Das Unternehmen sei in Tübingen ansässig. Es stellt die Batteriezellen künftig für Sonderfahrzeuge – etwa im Bereich des Motorsports oder Sondermodelle her.

Porsche investiere in die neue Firma eine hohe zweistellige Millionensumme. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Im Jahr 2025 sollen in Tübingen bis zu 80 Personen beschäftigt sein.

Das Porsche jetzt wohl aus dem Kreis der Kunden ausgeschieden ist, setzt die Aktie von Varta heute unter Druck. In der Spitze verliert das Papier rund 10 Prozent.

BMW: Münchner lassen Elektrifizierung langsam angehen

BMW-Chef Oliver Zipse hat die Strategie seines Konzerns verteidigt, langsamer als etwa der heimische Konkurrent Audi aus der Produktion klassischer Verbrennermotoren auszusteigen. „Die wahren Entscheider in unserer Industrie sind die Kunden. Und die sollte man nie aus den Augen verlieren“, sagte der Manager in einem Interview der „Passauer Neuen Presse“ und des „Donaukuriers“ (Montag).

Dabei verwies er auf die Pläne des Münchner Konzerns, 2030 die Hälfte der Autos mit rein batterieelektrischem Antrieb zu verkaufen. „Wenn ein Hersteller dann kein Verbrennerangebot mehr hat, dann geht ihm das halbe Marktvolumen verloren, und er befindet sich auf einem unternehmerischen Schrumpfungskurs.“ Zwar werde es in den kommenden 15 Jahren Städte, Regionen und Länder geben, in denen sich der Transformationsprozess zur Elektromobilität vollständig vollziehe. Aber in der Summe der weltweit 140 BMW-Märkte werde das nicht der Fall sein.

Die Volkswagen -Tochter Audi hatte jüngst angekündigt, Mitte des Jahrzehnts den letzten Verbrenner auf den Markt zu bringen. Ab 2032 oder 2033 will der Ingolstädter Konzern weltweit dann nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkaufen. Dagegen hat sich Daimler für seine Marke Mercedes-Benz vorgenommen, dass die gesamte Neuwagenflotte ab 2039 CO2-neutral sein soll. Konzernchef Ola Källenius hat aber angedeutet, dass sich das Unternehmen ambitioniertere Ziele geben könnte und will in diesem Jahr ein Strategie-Update dazu geben, wie er der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ sagte.

Kurz & knapp:

Daimler: Chef Ola Källenius hat bekräftigt, die selbstgesteckten Klimaziele des Autobauers früher erreichen zu wollen. Das Ziel, bis 2039 CO2-neutral zu sein, sei inzwischen das konservativste Szenario, sagte der Manager in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“. „Wir schauen uns verschiedene Szenarien an, die noch progressiver sind.“ Der Konzern werde in diesem Jahr ein Strategie-Update geben, in dem die Umsetzungsgeschwindigkeit und die nächsten Schritte erläutert würden. „Wir haben da sehr ambitionierte Pläne.“ Nach Källenius‘ Worten wird es Autos mit Verbrennermotoren geben, so lange die Märkte oder die Ladeinfrastruktur noch nicht den Punkt erreicht haben, komplett auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. Entscheidend sei, wie man die Technik mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis auf die Straße bekomme. Die Arbeit dafür müsse in diesem Jahrzehnt erledigt werden, sagte der schwedische Manager. „Das heißt: Wir werden bis 2030 bereit sein, alle Marktsegmente von der A-Klasse bis zur S-Klasse mit Elektrofahrzeugen abdecken zu können. Wir brauchen aber schnelle Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur.“

Lufthansa: Chef Carsten Spohr rechnet langfristig mit einem weniger drastischen Einbruch bei Geschäftsreisen nach der Pandemie als bisher angenommen. „Ich war bisher von einem Rückgang von 10 bis 20 Prozent ausgegangen. Inzwischen glaube ich, dass das Minus eher 10 als 20 Prozent erreichen wird“, sagte Spohr der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Der Konzern rechne damit, dass die Geschäftsreisenden vom dritten Quartal an sehr deutlich zurückkommen würden, sagte Spohr. Je länger die Krise dauere, desto geringer werde der Anteil der Reisen, die vollständig durch Videokonferenzen ersetzt würden. „Die Leute haben genug von Begegnungen per Videokonferenz. Sie wollen und müssen sich wieder persönlich sehen“, bekräftigte Spohr. Ihm zufolge werden einige Gäste wegen des Platz- und Komfortangebots auch privat die teureren Klassen Business und Premium Economy nutzen. Nach den tiefroten Zahlen im vergangenen Jahr, staatlichen Hilfen und einem Stellenabbau hatte die Lufthansa auch im ersten Quartal einen Milliardenverlust eingeflogen. Für das Gesamtjahr erwartet das Management, dass der Konzern im Tagesgeschäft weniger Verlust als 2020 macht. Zuletzt hatte Spohr angekündigt, die Milliardenhilfen der Regierung noch vor der Bundestagswahl am 26. September zurückzahlen zu wollen.

Vivendi: Der französische Medienkonzern verkauft zehn Prozent seiner Musiksparte Universal Music Group (UMG) an ein vom Hedgefonds-Milliardär William Ackman aufgelegtes Finanzvehikel (Spac). Der Kaufpreis betrage laut der endgültigen Vereinbarung vier Milliarden US-Dollar, teilten die Amerikaner am Sonntagabend in New York mit. Entsprechende Gespräche inklusive des Preises hatte Pershing Square Tontine Holdings Anfang des Monats bestätigt. Die Musiksparte wird durch die Transaktion insgesamt mit 35 Milliarden Euro bewertet.

Intel: Der US-Konzern hat sich erneut für staatliche Hilfen für die Halbleiterproduktion ausgesprochen. „Es sollte ein günstiges Umfeld geschaffen werden, das es den Chipherstellern ermöglicht, mit einer Fertigung in Europa wettbewerbsfähig zu sein“, sagte Deutschlandchefin Christin Eisenschmid dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag) laut Vorabmeldung. In Asien könne um 40 Prozent billiger als in Europa produziert werden. Der größte Teil davon komme aus Subventionen, was seit vielen Jahren zur Industriestrategie der Regierungen gehöre. „Eine ähnliche Förderpolitik ist auch maßgeblich, um in Europa mehr Halbleiter zu fertigen“, wurde Eisenschmid zitiert. Der US-Konzern betreibt schon eine Chipfabrik in Irland, plant einen weiteren Standort in Europa und erwartet dafür eine Förderung in Milliardenhöhe. Hoffnungen auf eine Ansiedlung macht sich Bayern. Chips sind im Moment wegen der Digitalisierung so begehrt, dass die Produktion nicht ausreicht. Deutsche Autobauer mussten deswegen bereits mehrfach ihre Produktion einschränken.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: MDart10 / shutterstock.com

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