Welthandelsvolumen legt besorgniserregende Entwicklung hin – Wohin geht die Reise im zweiten Quartal 2019?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Momentan gibt es einige Brandherde, die die Aktienmärkte seit der letzten scharfen Kurskorrektur im Schlussquartal 2018 nervös machen und den Welthandel im Klammergriff halten. Dazu zählen: Der US-chinesische Handelsstreit, der Zustand der chinesischen Wirtschaft, der Zwist um die Exportzahlen innerhalb der Autobranche zwischen den USA und Europa, und innereuropäisch natürlich der Brexit, bei dem vollkommene Ungewissheit über dessen Ausgang herrscht.

Wie haben sich diese Brandherde bisher ausgewirkt? Zum einen hat man direkte Kursschwankungen innerhalb der Aktienmärkte zu spüren bekommen. Die Unsicherheiten und Ängste haben ihre Spuren bei den Händlern hinterlassen und Einfluss auf die Entwicklung der Indizes, Einzelwerte und Devisen genommen. Die Leitindizes der großen Wirtschaftsräume konnten die Verluste aus dem Schlussquartal des Vorjahres zwar mit einem extrem starken Auftaktquartal 2019 wieder größtenteils revidieren, sind aber immer noch knapp unter den Vorwerten.

Die großen Indizes im Jahresvergleich

Welthandelsvolumen mit besorgniserregender Entwicklung

Wenn man direkt ins Innenleben des globalen Wirtschaftsmotors schaut, erkennt man weiteren Sand, der im Getriebe steckt. Wie das niederländische Büro für wirtschaftspolitische Analyse letzte Woche in seinem Word Trade Monitor veröffentlicht hat, ist das Welthandelsvolumen im Dreimonatsvergleich Anfang 2019 um 1,8 Prozent zurückgegangen. Das ist der schärfste Einbruch seit Mai 2009 und auch der erste Rückgang des Handelsvolumens innerhalb einer Drei-Monats-Periode seit neun Jahren.

World Trade Monitor – Änderung des Welthandelsvolumens im Vorjahresvergleich

Ein weiterers Alarmsignal für die globalen Aktienmärkte also. Charles Evans, Präsident der Chicagoer Federal Reserve, äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg nach den veröffentlichten Daten besorgt: „Risiken für weitere Abwärtsszenarios stechen derzeit wesentlich deutlicher hervor, als Chancen für einen Aufwärtstrend.“

Im zweiten Quartal 2019 könnten sich viele der Brandherde auf die ein oder andere Weise lösen und den Welthandel in die entsprechende Richtung lenken:

US-chinesischer Handelskonflikt:

Nach dem jüngsten Besuch von US-Finanzminister Mnuchin in China in der letzten März-Woche zeigte sich die amerikanische Regierung zufrieden mit dem Verlauf der Gespräche. Die Rede war von konstruktivem Austausch und weiteren Fortschritten. Die US-Seite hatte verlauten lassen, dass der Handelsstreit letztlich bei einem Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping auf Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida beendet werden könnte. Ein Termin für einen möglichen Gipfel wurde bislang jedoch noch nicht genannt.

Chinas Wirtschaftslage:

Im Reich der Mitte hat sich die Stimmung in den Industriebetrieben trotz des nach wie vor ungelösten Handelsstreits zuletzt wieder deutlich aufgehellt. Der vom Wirtschaftsmagazin Caixin erhobene Index, der die Stimmungslage in kleineren und mittleren Unternehmen abbildet, stieg laut Angaben vom Montag um 0,9 Punkte auf 50,8 Punkte und damit deutlich stärker als gedacht. Damit liegt der Caixin-Index für den Industriesektor erstmals seit November wieder über der sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten. Werte oberhalb der Marke deuten auf Wachstum in Industriefirmen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hin. Bereits am Sonntag hatte die Regierung bekanntgegeben, dass sich die Stimmung in den großen und staatlichen Unternehmen ebenfalls verbessert hat. Der vom Staat ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie stieg im März stärker als erwartet auf 50,5 (Februar: 49,2) Punkte. Das ist der stärkste Zuwachs seit 2012. Sollte der Handelsstreit ein positives Ende finden, dürfte dies der chinesischen Wirtschaft vermutlich weiteren Auftrieb geben.

US-europäischer Zollstreit:

Die USA drohten, Auto-Importe aus der EU mit erheblichen Sonderzöllen zu belasten. Das US-Handelsministerium war in einer monatelangen Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Auto-Importe eine Gefahr für die Nationale Sicherheit der USA darstellen können. Diese Sichtweise wird in Europa nicht geteilt. Die Kommission will die Zölle verhindern, und stattdessen ein Handelsabkommen mit den USA erreichen. Bisher gibt es auch hier keine Einigung.

Brexit:

Die wohl verfahrenste Situation herrscht derzeit auf der britischen Politik-Bühne. Nach fast drei Jahren haben die britische Regierung und das Unterhaus immer noch keinen einheitlichen Weg aus der EU gefunden. Das von Theresa May mit der EU ausgehandelte Austritts-Abkommen wurde in der vergangenen Woche zum dritten Mal im Unterhaus abgelehnt. Wie der Austritt ausgehen wird? Mittlerweile vollkommen unabsehbar.

Von Alexander Mayer mit dpa-AFX

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Titelfoto: Travel mania / Shutterstock.com

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