Wirecard: Starker Ausblick ++ EON/RWE: Versorger mit gemischten Ergebnissen ++ Leoni: Ausblick verheißt nichts Gutes

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es kam wie es kommen musste. Italien hat der Europäischen Gemeinschaft die kalte Schulter gezeigt. In einem Brief an die EU-Kommission hat die italienische Regierung ihre Schuldenpläne verteidigt. Es bleibe eine Priorität, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, geht aus dem in der Nacht veröffentlichten Schreiben von Finanzminister Giovanni Tria hervor. Am Dienstagabend war bekannt geworden, dass Rom trotz Protests aus der EU und der Nervosität an den Märkten bei den angepeilten Zahlen zur Neuverschuldung von 2,4 Prozent sowie der Prognose zum Wirtschaftswachstum bleiben will. Wie jetzt Brüssel auf die Absage reagiert ist noch offen. Am 21. November stehen die Haushaltspläne alle EU-Staaten auf dem Programm. Spätestens da wird es wohl eine Antwort geben.

Brexit: Ist das Problem wirklich gelöst?

In den Medien wird heute spekuliert, ob Theresa May wirklich einen Durchbruch verkünden konnte. Das Papier, dass sie heute vorlegt, soll 400 bis 500 Seiten lang sein. Ob das britische Parlament dem heute schon zustimmt ist offen. Für die Anzahl an Seiten brauchen normal sterbliche jedenfalls länger als ein paar Stunden, um es durchzuarbeiten. Der Markt scheint dem Braten auch nicht so recht zu trauen. Zu oft wurde schon in den vergangenen Wochen Fortschritte vermeldet, die sich schon wenig später wieder als krasse Gegensätze verwandelten. Jedenfalls soll das Papier auch eine Regelung zum irischen Grenzübergang enthalten. Solange das britische Parlament den Ausarbeitungen nicht zugestimmt hat, dürfte die Nachricht keine positive Wirkung für die Märkte entfalten.

Dax: Vorsicht bleibt Trumpf

Bis der Brexit endgültig vom Tisch ist, stehen die Haushaltsstreitigkeiten zwischen Brüssel und Rom im Fokus. Heute dürfte die sture Haltung der Südländer mal wieder die Banken zu spüren bekommen. Der deutsche Leitindex hat aber nicht nur die Probleme der üblichen Verdächtigen zu verdauen, er muss auch eine Vielzahl von Quartalsberichten verarbeiten. 4 Dax-Konzerne öffnen die Bücher und der Ausblick von Leoni wirft einen Schatten auf die deutschen Autobauer. Unterm Strich bedeutet das ein Minus von 0,8 Prozent und 11.380,41 Punkte.

RWE: Gewinn schrumpft – Prognose steht noch

Der Versorger hat in den ersten neun Monaten erheblich weniger verdient als im Vorjahr. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf „Stand alone“-Basis sank von 1,7 auf 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen heute mitteilt. Das entsprechende Nettoergebnis nahm von 930 Millionen auf 645 Millionen Euro ab. Verantwortlich dafür waren schwächere Ergebnisse bei der Braunkohle und der Kernernergie. Die Jahresprognose und den Dividendenausblick bekräftigte RWE.

Innogy wirbelt Bilanz auf

Wegen der bevorstehenden Übernahme von Innogy durch Eon hat RWE seine Finanzberichterstattung zum zweiten Quartal umgestellt. Innogy als Ganzes wird dabei nicht mehr wie bisher voll konsolidiert. Diejenigen Teile von Innogy, die auf Eon übergehen, weist der Konzern bis zum Verkauf als „nicht fortgeführtes Geschäft“ aus. Im Wesentlichen ist dies das Netz- und Vertriebsgeschäft.

Der Konzern zielt daher wegen der begrenzten Aussagefähigkeit künftig auf die Kennzahlen von „RWE alleine“ (Stand alone) ab. Sie enthalten die Bereiche Braunkohle und Kernenergie, die europäische Stromerzeugung sowie den Energiehandel. Dazu kommt die Innogy-Dividende.

Eon: Zahlen werden besser

Im Gegensatz zu RWE lesen sich die Zahlen von Eon besser. Der Energiekonzern ist nach neun Monaten weiter auf seinem Kurs. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) stieg um 11 Prozent auf 2,35 Milliarden Euro, wie das Unternehmen heute bekannt gab. Dazu trugen bessere Geschäfte im Vertrieb sowie bei den erneuerbaren Energien bei. Hier hatte Eon neue Windparks in Betrieb genommen.

Ohne Sondereffekte zieht der Gewinn an

Unter dem Strich verdiente der Dax-Konzern zwar mit 2,9 Milliarden Euro gut ein Fünftel weniger, allerdings hatte Eon im vergangenen Jahr auch von Rückzahlungen von Atomsteuern profitiert. Bereinigt stieg der Nettogewinn um ein Viertel auf 1,2 Milliarden Euro.

Eon wird mutiger

Für das Gesamtjahr bestätigte der Essener Versorger seine Prognose, geht aber nun davon aus, das obere Ende der Spannen bei bereinigtem Ebit und Nettoergebnis zu erreichen. Das bereinigte Ebit soll von 3,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf voraussichtlich 2,8 bis 3,0 Milliarden Euro sinken. Der bereinigte Konzernüberschuss soll bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen. Für das vergangene Jahr wies Eon rund 1,4 Milliarden Euro aus

Wirecard: Es passt einfach alles - Prognose geht rauf

Im Vorfeld der endgültigen Zahlen ist die Aktie von Wirecard schon am Dienstag über 3 Prozent ins Plus gewandert. Die Vorschusslorbeeren wurden zurecht verteilt. Der Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr verdeutlicht einmal mehr, dass die Geschäfte beim Spezialisten für Zahlungsabwicklungen brummen.

Wachstumstempo bleibt hoch

Wirecard rechnet dank des Online-Shoppingbooms im kommenden Jahr mit deutlich stärkerem Wachstum. „Wir erwarten sowohl für das vierte Quartal 2018 als auch für das kommende Geschäftsjahr 2019 eine starke Beschleunigung des Geschäfts“, sagte Vorstandschef Markus Braun am Mittwoch in Aschheim bei München. Die Ergebnisprognose für das laufende Jahr schraubte der Dax-Konzern wie erwartet nach oben, nun hat Wirecard beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 550 und 570 Millionen Euro im Blick, nach zuvor 530 bis 560 Millionen. In der Spitze wäre das, auch dank Zukäufen, ein Wachstum von rund 38 Prozent. Analysten hatten bereits 565 Millionen Euro für dieses Jahr auf dem Zettel.

Rest schon bekannt

Vorläufige Zahlen zum dritten Quartal hatte Wirecard bereits vorgelegt. Der Umsatz war um 34,8 Prozent auf 547,1 Millionen Euro gestiegen, das operative Ergebnis um 36,3 Prozent auf 150,1 Millionen Euro. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um gut die Hälfte auf 97 Millionen Euro.

Aktie profitiert nicht

Nachdem das Wertpapier von Wirecard bereits am Vortag einer der stärksten Werte im Dax war, geht die gute Geschäftsentwicklung heute in einem schwachen Markt unter. Zum Handelsauftakt verliert die Aktie 0,7 Prozent.

Kurz und knapp:

Merck: Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA braucht weiterhin einen langen Atem. Zwar lief es im zuletzt kriselnden Geschäft mit Flüssigkristallen wieder besser, doch dem Konzern machen negative Wechselkurseffekte zunehmend zu schaffen. Vor allem wegen der anhaltend starken Abwertung lateinamerikanischer Währungen geht Merck deshalb von einem noch stärkeren Rückgang beim bereinigten operativen Ergebnis aus als bisher, traut sich dagegen aber mehr Umsatz zu, wie das Unternehmen am Mittwoch zur Vorlage seiner Bilanz zum dritten Quartal in Darmstadt mitteilte.

Leoni: Der Autozulieferer und Kabelspezialist Leoni ist angesichts der aktuellen Probleme in der Autoindustrie auch für das kommende Jahr vorsichtig. „Das schwache dritte Quartal 2018 hat uns mit Blick auf das volatile Marktumfeld, aber auch in Bezug auf unsere eigene Leistung vor Herausforderungen gestellt, die uns voraussichtlich über das Kalenderjahr hinaus begleiten werden“, sagte der seit 1. September amtierende Vorstandschef Aldo Kamper am Mittwoch in Nürnberg. „Daher ist es umso wichtiger, jetzt entschlossen zu handeln.“ Der neue Chef hat ein Sparprogramm auf den Weg gebracht und will so die Profitabilität und den Zufluss freier Geldmittel stärken.

Bechtle: Der Geschäftsausblick des IT-Dienstleisters hat die Anleger am Mittwochmorgen enttäuscht. Die Aktien fallen heute in der  Spitze 8 Prozent. Bechtle bestätigte am Morgen bei der Vorlage der Quartalszahlen zwar den Jahresausblick, bezeichnete dabei aber die angestrebte EBT-Marge als ambitioniert. „Es hängt entscheidend davon ab, wie sich das für Bechtle traditionell besonders wichtige Schlussquartal entwickelt“, sagte Unternehmenschef Thomas Olemotz.

Von Markus Weingran

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