Wirecard: Zahlen für 2018 im Rahmen der Erwartungen ++ Bayer: Zahlen beruhigen, aber Klagewelle wird immer größer ++ Deutsche Bank: Gibt es heute Neuigkeiten zur Fusion mit der Commerzbank

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mittwoch hagelte es nachbörslich noch Zahlen an der Wall Street, heute legen die deutschen Konzerne nach. Mit Wirecard und Bayer haben zwei Dax-Mitglieder ihre Bilanzen präsentiert. Allerdings berichten die Aschheimer aus den bekannten Gründen erst über das Geschäftsjahr 2018. In 13 Tagen sollen dann planmäßig die Zahlen für das erste Quartal kommen. Bayer hingegen ist einen Schritt weiter und berichtet über den Auftakt ins neue Geschäftsjahr 2019.

Der Dax  hat sich am Donnerstag nach seiner mittlerweile neuntägigen Gewinnserie nur wenig bewegt. Der deutsche Leitindex stand kurz nach dem Auftakt 0,15 Prozent tiefer bei 12.295,28 Punkten. Der Index der mittelgroßen Werte MDax verharrte am Donnerstag mit einem Minus von 0,02 Prozent bei 25.997,92 Punkten. Der EuroStoxx 50 rutschte mit Abschlägen von 0,39 Prozent deutlicher ins Minus.

Seit seinem letzten Verlusttag ist der Dax um fast 4 Prozent von Jahreshoch zu Jahreshoch geklettert. „Es sind jetzt Kursregionen erreicht, die zum Startpunkt einer übergeordneten, stärkeren Korrektur werden könnten“, warnten die Chart-Analysten der Schweizer Großbank UBS.

Auch im Index der mittelgroßen Werte MDax brummt die Berichtssaison: Unter anderem TAG Immobilien, Delivery Hero, Wacker Chemie und Kion  gewährten einen Blick in ihre Bücher. Vor allem Delivery Hero zeigte sich mit einem Plus von rund 4,6 Prozent auffällig und erklomm die MDax-Spitze. Obendrauf kamen außerdem Unternehmensberichte aus dem Nebenwerte-Index SDax.

Wirecard: Eine größere Überraschung ist ausgeblieben

Der unter Druck stehende Zahlungsdienstleister Wirecard hat auch im abgelaufenen Jahr seinen Gewinn deutlich steigern können. Unter dem Strich stand ein Nettoergebnis von 347,4 Millionen Euro und damit knapp 36 Prozent, wie das Dax -Unternehmen am Donnerstag in Aschheim bei München mitteilte. Die Dividende will das Unternehmen um zwei Cent auf 0,20 Euro je Aktie aufstocken. Gemessen am Aktienkurs von 134 Euro ist das aber nach wie vor eine sehr geringe Ausschüttung, Wirecard-Chef Markus Braun betont immer wieder, dass das Unternehmen sein Geld lieber in Wachstum investiert.

Wirecard profitiert insbesondere vom boomenden Onlinehandel und den daraus resultierenden elektronischen Zahlungen bei Händlern. Das auf der Wirecard-Plattform abgewickelte Transaktionsvolumen kletterte um gut 37 Prozent auf 124,9 Milliarden Euro, hiervon behält Wirecard Gebühren für die Abwicklung und Absicherung ein. Der Umsatz stieg daher um gut 35,4 Prozent auf gut 2 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs um fast 37 Prozent auf 560,5 Millionen Euro, fiel damit aber etwas geringer aus als in den Eckdaten Ende Januar mitgeteilt. Die Prognose für das laufende Jahr, zwischen 740 und 800 Millionen Euro operativen Gewinn erwirtschaften zu wollen, behielt das Management bei.

Damit Wirecard trifft Wirecard die genau die Erwartungen. Großartige Überraschungen enthalten die Zahlen auch nicht. Zudem bleiben die Aschheimer bei ihrem Ausblick. Nachdem Cheflenker Markus Braun via Tweet ein Rekordquartal in Aussicht gestellt hatte, waren die Erwartungen schon etwas höher an den Ausblick. Aber vielleicht wird der Vorstandsvorsitzenden auf der später angesetzten Pressekonferenz etwas konkreter bezüglich des laufenden Geschäftsjahres.

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Bayer: Zahl der Klagen steigt weiter an

Im ersten Quartal erhöhte sich der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) um mehr als 44 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Donnerstag in Leverkusen mitteilte. Das hatte Bayer vor allem starken Zuwächsen im Agrargeschäft zu verdanken, das durch den 63 Milliarden Euro schweren Monsanto-Zukauf im vergangenen Sommer deutlich ausgebaut worden war. Gleichzeitig reißt der Strom der Glyphosat-Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des von Monsanto entwickelten Herbizids nicht ab: Inzwischen sieht sich Bayer in den USA mit rund 13.400 Klägern konfrontiert. Zuletzt waren es mehr als 11.200.

Erlöse ziehen kräftig an

Bayer setzte zum Jahresauftakt 13,02 Milliarden Euro um, ein Plus von gut 42 Prozent. Währungs- und portfoliobereinigt betrug der Zuwachs rund vier Prozent. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen allerdings deutlich weniger als vor Jahresfrist, was an hohen Sonderaufwendungen wegen der Monsanto-Übernahme und dem Restrukturierungsprogramm von Bayer lag. Das Konzernergebnis sank deshalb um mehr als 36 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Die Bayer-Aktie notierte im Frankfurter Frühhandel 2,5 Prozent im Plus.

Prognose für 2019 bleibt bestehen

Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern unverändert mit einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatzplus von etwa vier Prozent auf rund 46 Milliarden Euro und einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns auf rund 12,2 Milliarden. Für die 2019 angestrebte Verbesserung der operativen Rendite des Konzerns auf rund 27 von gut 24 Prozent im Vorjahr soll die Monsanto-Übernahme ein wichtiger Treiber sein. Sie trug im ersten Quartal wesentlich zu dem Ergebnissprung im Agrargeschäft bei. Aber auch währungs- und portfoliobereinigt konnte Bayer das Geschäft dank Zuwächsen in Latein- und Nordamerika ausbauen. Auch im Pharmageschäft legte das Ergebnis zu. Dagegen fiel es im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten deutlich und stagnierte bei den Tierarzneien.

Das Augenmerk liegt bei Bayer indes unverändert bei den Glyphosat-Prozessen. In zwei Fällen wurde das Unternehmen bereits zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Bayer hat zwar Berufung eingelegt oder angekündigt, viele Experten gehen aber bereits von einem teuren Vergleich aus. Rund 30 Milliarden Euro Börsenwert gingen seit dem ersten Urteil verloren. Bayer steht daher am Freitag eine turbulente Hauptversammlung ins Haus. Wichtige Anteilseigner haben bereits angekündigt, der Konzernführung die Entlastung verweigern zu wollen.

Kurz & knapp:

Deutsche Bank: Laut einem Bericht der „Bild-Zeitung“ wollen die beiden größten deutschen Finanzinstitute heute zusammen ein Statement zum Stand der Fusionsgespräche abgeben. Es werde erwartet, dass die beiden Institute ihre bisherigen Gespräche als erfolgreich bewerteten, schrieb die Zeitung ohne Angaben von Quellen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing fühle sich zu einer Erklärung gedrängt. Am Freitag werden die Quartalszahlen der Bank erwartet. Bis dahin wolle er gemeinsam mit der Commerzbank zur wichtigsten Zukunftsfrage der beiden Banken Stellung nehmen, heißt es in dem Bericht.

UBS: Die Schweizer Großbank ist mit deutlich geringeren Gewinneinbußen ins neue Jahr gestartet als gedacht. Unter dem Strich verdiente das Geldhaus im ersten Quartal 1,14 Milliarden US-Dollar (1,0 Milliarde Euro) und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit einem deutlich stärkeren Einbruch gerechnet. Während die Erträge angesichts einer Schwäche an den Märkten um zwölf Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar absackten, sammelte die UBS in ihrer Vermögensverwaltung netto 22,3 Milliarden Dollar an frischen Kundengeldern ein. Für die kommenden Monate zeigte sich UBS-Chef Sergio Ermotti vorsichtig optimistisch. „Das erste Quartal 2019 war von schwierigen Bedingungen an den Märkten beeinflusst, die sich gegen Quartalsende und in den April hinein verbesserten.“ Noch im laufenden Quartal will die Bank ihren zuletzt ausgesetzten Aktienrückkauf wieder aufnehmen.

Wacker Chemie: Der harte Wettbewerb im Solargeschäft und hohe Energiekosten haben dem M-Dax Konzern zum Jahresstart wie angekündigt einen herben operativen Gewinnrückgang eingebrockt. Zusätzliche belastete der zeitweise Ausfall einer Anlage zur Herstellung von Silikon-Kautschuk. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44 Prozent auf 142 Millionen Euro. Unter dem Strich stand auch wegen höherer Abschreibungen infolge neuer Bilanzvorschriften sogar ein Minus von 5,5 Millionen Euro nach einem Gewinn von gut 79 Millionen Euro vor einem Jahr. Beide Kennziffern fielen schlechter aus als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Den Umsatz steigerte Wacker hingegen leicht um 1,5 Prozent auf knapp 1,24 Milliarden Euro und damit etwas mehr als erwartet. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden bestätigt.

Von Markus Weingran/dpa-AFX

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Bild: Lukassek / Shutterstock.com

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