Wohnmobil-Hersteller Knaus Tabbert geht an die Börse

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

München (Reuters) - Mitten im Wohnmobil-Boom in der Corona-Krise strebt der deutsche Hersteller Knaus Tabbert an den Aktienmarkt.

Rund die Hälfte der Anteile soll an die Frankfurter Börse gebracht werden, wie das Unternehmen aus Jandelsbrunn im Bayerischen Wald am Dienstag mitteilte. Knaus Tabbert selbst will mit einer Kapitalerhöhung rund 20 Millionen Euro für den beschleunigten Ausbau der Produktionsanlagen einsammeln. "Wir haben in den letzten Jahren an unserer Kapazitätsgrenze produziert, und alle Zeichen stehen auf weiteres Wachstum", sagte Knaus-Tabbert-Chef Wolfgang Speck. Finanzkreisen zufolge könnte der Börsengang rund 400 Millionen Euro schwer werden.

Die Pläne waren bereits aus Finanzkreisen bekannt geworden. Nach Angaben eines Insiders hofft Knaus Tabbert auf einen Börsenwert von mehr als 800 Millionen Euro. Bei einem für 2021 erwarteten operativen Ergebnis (Ebitda) von 75 Millionen bis 80 Millionen Euro wäre das eine höhere Bewertung als die des französischen Rivalen Trigano. Ein weiterer großer Rivale ist der schwäbischen Hersteller Hymer. Knaus Tabbert gehört der Beteiligungsgesellschaft HTP der Investoren Wim de Pundert und Klaas Meertens.

Das bayerische Unternehmen war in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hatte wie die gesamte Branche in der Corona-Krise trotz vorübergehender Umsatzeinbrüche Rückenwind bekommen. Denn seit dem Ausbruch der Pandemie setzen Urlauber aus Sorge vor einer Ansteckung verstärkt auf Wohnmobile. Aktuelle Entwicklungen will die Branche vom Freitag an auf der Branchenmesse Caravan Salon in Düsseldorf präsentieren.

Mit dem Börsengang will das Unternehmen das Marktwachstum mit Fahrzeugen zum Kauf und zur Miete nutzen. Unter anderem solle in die vom Herbst kommenden Jahres an geplante Produktion in Ungarn investiert werden.

Knaus Tabbert erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 780,4 Millionen Euro und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 64,3 Millionen Euro. Von 2017 bis 2019 wuchs der Umsatz nach Unternehmensangaben pro Jahr durchschnittlich um fast 15 Prozent. Der Betriebsgewinn legte durchschnittlich um etwa neun Prozent zu. Im ersten Halbjahr 2020 sei die bereinigte Ebitda-Marge trotz Produktionsstopps in der Corona-Krise stabil auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums von 9,4 Prozent geblieben.

Geplant ist eine Notiz im vergleichsweise streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse. Dies ist Voraussetzung, um in einen der Auswahlindexes der Börse wie dem SDax aufgenommen zu werden. Einen genauen Termin für den Schritt auf das Parkett nannte Knaus Tabbert nicht, doch in der Vergangenheit vergingen zwischen Ankündigung und Erstnotiz in der Regel rund vier Wochen. In der Corona-Krise haben viele Unternehmen diesen Zeitplan beschleunigt. Der Börsengang wird von den Banken Jefferies, UniCredit und ABN Amro begleitet.

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